Denkmalschutz in Stuttgart Das historische Erbe der Stadt verblasst
Viele Bürger sind verärgert über den Verlust alter Bausubstanz in Stuttgart. Unterm Strich steigt die Zahl der denkmalgeschützten Häuser aber.
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Der Historiker Harald Schukraft geht mit der Stadt Stuttgartin Sachen Denkmalschutz hart ins Gericht
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Abgerissen: Die Bürgerhäuser gehörten im 19. Jahrhundert zu den ersten Adressen in Stuttgart: die noblen Bürgerhäuser an der Willy-Brandt-Straße. Doch schon Anfang der 1990er Jahre wurden einige der denkmalgeschützten Häuser abgerissen – eine Sanierung sei dem Land als Eigentümer wirtschaftlich nicht zuzumuten, hieß es. 2004 wurden auch die letzten Häuser beseitigt. Heute „prangt“ dort ein neues Ministerium.
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Abgerissen: Es hieße Eulen nach Athen tragen, wenn man den Kampf um den Erhalt von Nord- und Südflügel näher beschreiben würde. Beide Gebäudeteile haben unter Denkmalschutz gestanden, doch letztlich haben selbst gerichtliche Auseinandersetzungen den Abriss nicht verhindert. Viele Bürger sehen dieses Ereignis als symptomatisch dafür an, wie Stuttgart mit seiner alten Bausubstanz umgeht.
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Abergissen: Im dicht besiedelten Westen mit seinen Mietshäusern war dieses kleine Gartenhaus an der Ecke Rotebühl-/Rötestraße fast ein Unikum. Vor Kurzem ist das wohl nicht denkmalgeschützte Haus verschwunden. Es sei etwa 1865 im Gartenstil errichtet worden, sagt der Historiker Harald Schukraft, und zwar in völliger Alleinlage. Den heutigen Westen gab damals es noch nicht; den alten Westen gibt es nun nicht mehr.
Foto Achim Zweygarth
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Wird abgerissen: Womöglich geht der Keller des Wengerthauses in der Firnhaberstraße 1 bis auf das Jahr 1450 zurück. Viele Generationen von Wengertern haben darin gewohnt. Es ist das letzte Haus im Hospitalviertel, das an dieses einst auch in Stuttgart wichtige Handwerk erinnert, und es ist das älteste Haus im Quartier. Im April soll das nicht mehr denkmalgeschützte Gebäude abgerissen werden.
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Gerettet: Das städtebauliche Herz Stuttgarts, das Neue Schloss, war bei Fliegerangriffen 1944 schwer beschädigt worden. Lange Zeit schwebte das Damoklesschwert des Abrisses über dem Schloss, lange sollte dort der Landtag integriert werden. Erst 1956 entschied das Land, das Ensemble wiederaufzubauen, 1964 wurde es eingeweiht. 15 Millionen Euro kostete alles zusammen. Das Geld ist es wert.
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Gerettet: Zufällig waren einige der Häuser der Calwer Straße im Bombenkrieg verschont geblieben – dieser letzte „Gemütswinkel“ Stuttgarts wurde in den 1970er Jahren nach vielen Debatten teils restauriert, teils erneuert. Die Straße gilt seitdem als Beispiel für gelungenen Denkmalschutz. Allerdings: heute sind nur noch vier Häuser, die meisten aus dem 18. Jahrhundert, unter Schutz; früher waren es neun.
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Gerettet: Die Gaststätte Drei Mohren hat früher in der Friedrichstraße 37, gegenüber vom Varieté, gestanden – das rund 500 Jahre alte Fachwerkhaus sollte 1976 verschwinden. Ein Verein gründete sich, und es gelang, die Fassade beim Abriss zu erhalten und einzulagern. Fast zehn Jahre später ist sie in der Pfarrstraße im Bohnenviertel an ein Gebäude angebaut worden. Dort befindet sich heute eine Gaststätte. Michael Steinert
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Gerettet: Mitte der 1990er Jahre möchte das Land das denkmalgeschützte Quartier des Bosch-Areals am Berliner Platz am liebsten verkaufen – im Jahr 1905 hatte Robert Bosch die Gebäude errichtet. Eine Bürgerinitiative kämpft gegen den Abriss der Häuser. Der Umbau bis zum Jahr 2001 gilt als gelungenes Zusammenspiel von Alt und Neu. Und vor allem: mit Literaturhaus, Kneipen und Kino lebt das Viertel auch.