Klimaschutz Do it yourself!
Der UN-Klimagipfel in Katar geht am Freitag zu Ende, doch ein Ergebnis ist nicht abzusehen. Redakteurinnen und Redakteure der StZ erklären daher, was sie persönlich für den Klimaschutz tun.
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Derzeit steuert die Welt auf einen Temperaturanstieg von vier Grad zu. Das würde das Klima dramatisch verändern. In dieser Bildergalerie stellen wir individuelle Beispiele zum Klimaschutz vor.
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1. Das Monster im Keller – CO2-Ausstoß 2012: 7,4 Tonnen, Vorsatz für 2013: Ölheizung auswechseln Eigentlich tue ich ja schon einiges für mein gutes CO2-Gewissen: Ökostrom? Seit Jahren. Flugreisen? Nur drei in zehn Jahren. Einkaufen? Bei der lokalen Gemüsetante – und natürlich (fast) nur saisonale Produkte. Und vor allem: keine weit gereisten Äpfel aus Neuseeland. Als vierköpfige Familie mit zwei arbeitenden Erwachsenen verzichten wir auch auf ein zweites Auto und fahren teilweise öffentlich. Na also, könnte man denken. Wenn da nicht so ein orangerotes Monster in unserem Keller säße: die Ölheizung. Sie qualmt und stinkt vor sich her: im Sommer für das Warmwasser, im Winter auch für die warme Wohnung. Da steht das schlechte Gewissen quasi immer mit unter der heißen Dusche. Manchmal nagt es so sehr an mir, dass ich – Achtung, jetzt kommt’s! – für den wärmenden Tee lieber kaltes Wasser aus dem Hahn nehme und mit Ökostrom auf dem Induktionsfeld erhitze als das mit Erdöl vorerwärmte und klimabelastende Warmwasser aus der Leitung. ...
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... Naja, ob das viel hilft in der CO2-Bilanz? Dann schon eher die Neuanschaffung aus dem vergangenen Jahr: seitdem heizt ein wunderbarer Holzofen das Wohnzimmer. Der ist so stark, dass er die Hälfte der Wohnung gleich mitheizt. Für den vergangenen Winter haben wir damit einiges an Heizöl und somit an CO2 eingespart. Und das altersschwache Monster im Keller? Das ist im nächsten Jahr an der Reihe. Und dann steht endlich das gute Gewissen mit unter der Dusche. Claudia Leihenseder arbeitet als freie Autorin für das StZ-Lokalressort.
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2. Verbrauch in vollen Zügen – CO2-Ausstoß 2012: 9,0 Tonnen, Vorsatz für 2013: Bahnkunde bleiben, anderswo sparenIch fahre zu viel Bahn. Um das zu erfahren, hätte ich nun wirklich nicht den Kohlendioxidrechner des Umweltbundesamts gebraucht. Ich sitze ja nicht zum Vergnügen in verspäteten Zügen. Und nun ist ausgerechnet dieses Nichtvergnügen der einzige Posten in meiner Bilanz, in dem ich schlechter bin als der deutsche Durchschnitt. Ökostrom, kein eigenes Auto, keine Flugreisen – mit ein paar Pluspunkten kann ich mich schmücken, und selbst mit meiner Altbauwohnung (Heizung!) und einem Sommerurlaub an dem Ende der Welt, das per Auto erreichbar ist (Finistère, Bretagne) bleibe ich unter dem Durchschnitt, wenn auch knapp. ...
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... Wobei ja der deutsche Pro-Kopf-Durchschnitt ein ganz schlechter Maßstab ist. 2,5 Tonnen pro Kopf – das wäre das klimaverträgliche Limit. Unerreichbar für Leute, die heizen und Urlaub machen. Zu meinen Gunsten kann ich anführen, dass ich mich insgesamt überdurchschnittlich klimafreundlich durch Stadt und Land bewege, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, gelegentlichem Carsharing und immer am Erdboden. Aber die Masse macht’s. Wer von der Bahn Bonus-Freifahrten bekommt, hat allen Anlass, sein ökologisches Gewissen zu prüfen. Diese Prüfung versiebe ich, aber ehrlich gesagt: ich versiebe sie vollkommen gelassen. Die Liebe wohnt 210 Kilometer nördlich, die demnächst 90-jährige Mutter 180 Kilometer südlich. Nein, liebes Erdklima, das musst du aushalten. Ich schau mal, ob sich bei der Heizung was machen lässt. Ganz unverbindlich. Rainer Klüting ist StZ-Wissenschaftsredakteur.
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3. Man geht mit der Saison: – CO2-Ausstoß 2012: 11,0 Tonnen, Vorsatz für 2013: Sizilianische Tomaten nur noch in Sizilien essen Bio- und regionale Lebensmittel werden gern als Wohlfühl-Klimaschutz für Besserverdienende verspottet. Schade, denn sie haben so viele Vorzüge, dass es verwundert, warum noch Importware wie wässrige Tomaten, schlaffe Salatblätter oder verschrumpelte Möhren den Weg in die Einkaufstüten finden. Dabei ist alles nur eine Frage des Etiketts. Wer sich die Mühe macht und genauer hinschaut, findet auch im Supermarkt Produkte, die in Baden-Württemberg oder in Deutschland produziert wurden und nicht in weit entfernten niederländischen Gewächshäusern oder in der Tomatenregion im spanischen Almería. Dass der Transport über Tausende von Kilometern nicht umweltfreundlich ist, versteht sich von selbst. ...
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... In der Region gibt es inzwischen eine Handvoll Lieferdienste, die – oft selbst produziertes – Obst und Gemüse schnittfrisch an die Haustür liefern. Stets erhält man zu erträglichen Preisen hervorragende Ware, teils auch weniger populäre Sorten wie Pastinaken, Rote Beete oder Rettich. Das Angebot geht mit der Saison, während die Flugananas aus Zentralafrika ganzjährig im Programm ist. Für die Klimabilanz nützen die hiesigen Lieferanten natürlich nur dann, wenn man die Bestellung tatsächlich auf regionale Produkte beschränkt. Das heißt auch: im Frühjahr keine Trauben, im Herbst keine Erdbeeren. Der CO2-Rechner zeigt, dass es nur um wenige Kilo Klimagas geht. Der persönliche Beitrag zum Klimaschutz darf hier also nicht aufhören. Aber er kann hier anfangen. Jan Georg Plavec ist Volontär bei der StZ.
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4. Die Würmer müssen ran: CO2-Ausstoß 2012: 7,3 Tonnen, Vorsatz für 2013: Kompostieren und kein Coffee to go Es ist nicht immer einfach, mit einem Lehrerkind verheiratet zu sein. Aber bei der CO2-Bilanz zahlt es sich definitiv aus. Dass wir seit Jahren Ökostrom beziehen, und bei Strom und Erdgas nur halb so viel wie eine durchschnittliche deutsche Familie verbrauchen, obwohl wir in einem hundsmiserabel isolierten Altbau wohnen, ist sein Verdienst. Dass wir vorwiegend Bio einkaufen, ist hingegen meiner: Der Biosupermarkt liegt nur fünfzig Meter von zuhause entfernt. ...
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... Wenn ich ehrlich bin, steckt also pure Faulheit dahinter. Das Lehrerkind pendelt mit der Bahn fern, ich fahre immerhin meistens S-Bahn. Ein Auto brauche ich für meinen Job dennoch – leider. Das versaut die ganze Bilanz, obwohl oder gerade, weil es fast nur rumsteht. Bleibt die Frage, wie wir das ausgleichen. Seit vergangenem Sommer bauen wir gegen den Protest des Lehrerkindes einen Teil des Gemüses im Schrebergarten und sogar auf dem Balkon an. Nächsten Sommer perfektioniere ich die Kreislaufwirtschaft, indem ich Gemüseabfälle mit Hilfe einer Wurmfarm zu Dünger recycle. Und wenn ich es dann noch schaffe, mir den Kaffee in Plastikbechern abzugewöhnen, habe ich ein fast ganz gutes Gewissen. Anja Tröster ist freie Redakteurin der StZ.
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5. Schönes Haus, leider alt – CO2-Ausstoß 2012: 13,2 Tonnen, Vorsatz für 2013: Dicke Pullis und gute Planung Ich friere nicht gerne und habe es immer eilig. Deswegen ist meine Klimabilanz so, wie sie ist: schlecht. Zwei Tonnen CO2 mehr als der Durchschnittsdeutsche habe ich dieses Jahr in die Luft geblasen. Dabei ist mein Strombedarf minimal und wird durch Ökostrom gedeckt. Die Fenster sind ausgetauscht, Dach und Fassade gedämmt – aber bei einem 140 Jahre alten Haus reicht das nicht. Der Sockel muss saniert werden (inzwischen wollen die Mäuse vom Bauernhof nebenan einziehen!), eine neue Haustür ist fällig . . . Weil das alles bezahlt werden muss, wird es dauern, bis mein Fachwerkhäuschen mit den schicken neuen Passivhäusern mithalten kann. ...
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... Damit es irgendwann doch soweit ist, fahre ich jeden Tag mit dem Auto durch die halbe Region Stuttgart. 30 000 Kilometer kommen so im Jahr zusammen. Das sind 3,99 Tonnen CO2 – trotz des fast neuen Diesels. Der Nahverkehr ist zu umständlich, wenn man in der Pampa wohnt und beruflich mal hierhin, mal dorthin muss. Bis man sich zur Arbeit beamen kann und mein Konto weitere Sanierungen verkraftet, verfolge ich eine Zwei-Punkte-Strategie. Erstens: Heizung runterdrehen und dicken Pulli anziehen. Jedes Grad Raumtemperatur weniger spart angeblich sechs Prozent Heizenergie. Zweitens: besser planen. Schluss mit den Zusatzfahrten, weil nach dem späten Feierabend zuhause ein leerer Magen auf einen leeren Kühlschrank trifft. Das hilft beiden: der Umwelt und – der besseren Verpflegung wegen – meiner Gesundheit. Karen Schnebeck ist freie Autorin der StZ in der Redaktion Ludwigsburg
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6. Kurz in den Urlaub fliegen – CO2-Ausstoß 2012: 22,9 Tonnen, Vorsatz für 2013: Zum Ausgleich Bäume pflanzen Mein CO2-Ausstoß wäre dieses Jahr für einen Deutschen durchschnittlich, wenn da nicht die Flüge wären. Es ging auf die Azoren und nach Brasilien, für ein verlängertes Wochenende nach Rom und diverse Male beruflich nach Berlin. 11,3 Tonnen CO2 sind dabei entstanden. Statt zu verzichten, wende ich mich an den Verein Prima-Klima-Weltweit: Er verlangt 229 Euro, um 2290 Quadratmeter Wald anzulegen, der meine 22,9 Tonnen CO2 wieder der Luft entzieht und für einige Jahrzehnte speichert. Das klingt nach Ablasshandel, ist aber letztlich wirksam. ...
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... Warum zahle ich nicht längst? Weil der Einfluss viel kleiner ist als in anderen Problemfeldern der Menschheit. Wenn man zum Beispiel für die Menschenrechte spendet, kann man dazu beitragen, einen Gefangenen vor Folter zu bewahren. Doch beim Klimaschutz geht es nur ganz oder gar nicht. Was zählt ist die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre – sie erhöht ganz allgemein die Wahrscheinlichkeit für extreme Wetterlagen. Das CO2 macht inzwischen 391 von einer Millionen Luftteilchen aus; ich habe diesen Wert 2012 ungefähr um 0,000000001 Teilchen pro Million erhöht. Wenn ich das kompensiere, ist das nicht mehr als ein Zeichen guten Willens. Und doch ringe ich mich dazu durch, denn ich kann nur schwer ertragen, wie sich die Industriestaaten auf den UN-Klimakonferenzen vor ihrer Verantwortung für den Klimawandel drücken. Es ist nicht fair, von der Politik zu verlangen, was man im Privaten sich nicht leisten will. Alexander Mäder leitet das Wissenschaftsressort der StZ.