Kolumne Zehn Dinge, wie Sie auf Beleidigungen reagieren sollten
Unsere Kolumne über zehn Dinge, die sie tun oder nicht tun sollten, von denen sie dachten, schon alles zu wissen oder von denen sie meinten, besser nichts wissen zu wollen.
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Beleidigung, Stinkefinger, Beschimpfung: Dinge, auf die Sie mit Anstand, Ruhe und Vergebung reagieren sollten.
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Lassen Sie Ihren Finger in der Hose! Der Stinkefinger ist ein reinigendes Ventil der Seele und als nonverbale Geste selbsterklärend. „Du kannst mich mal“, „Ich hab gerade keinen Bock“, „Leck mich“ oder (im Englischen beliebt) „Fuck you!“, „Fuck off!“ (im Englischen heißt er einfach „the finger“). Das versteht (fast) jeder auf der Erde sofort.
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Lassen Sie Beleidigungen an sich abperlen! Wer richtig sauer ist und mal Dampf ablassen will, greift tief in die Obszönitäten-Kiste. „Scheißkerl“, „Penner“, „Sackgesicht“, „Drecksau“, „Arschloch“, „Wichser“, „Vollpfosten“. Zugegeben, es geht auch eine Nummer leiser, ohne verbale Brachialgewalt, dafür nicht minder effektiv und beleidigend. Und: Eine Geste kann mehr als einen ganzen Satz ersetzen.
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Seien Sie multikulturell tolerant! Einem Araber ein „Deine Muttermilch war Kamelpisse“ entgegenzuschleudern, könnte im Heiligen Krieg enden. Auf dem Balkan und im Nahen Osten ist die Verwandtenschmähung üblich. Das hängt damit zusammen, dass dort Mutter und Schwester sowie weibliche Anverwandte sehr geehrt werden.
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Halten Sie Ihre Gesichtszüge im Zaun! „Arsch“, „Mist“, „Scheiße“ rutschen ihnen schnell mal über die Lippen, wenn sie im Stau stecken oder jemandem verbal eins überbraten wollen. Wem Reden Silber und Schweigen Gold ist, der genießt lieber seinen Zorn, indem er mit Verve den Mittleren reckt.
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Bewahren Sie ruhig Blut! Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein verbaler und gestischer „Stuhlgang der Seele“ befreit und Stress abbaut. Die möglichen rechtlichen und finanziellen Folgen einer Beleidigung machen den schnell nachlassenden positiven Effekt allerdings wieder vollkommen zunichte.
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Seien Sie ein Gutmensch! Die Wutrede ist auch in der Politik ein qualifiziertes Mittel der Kommunikation. Für Choleriker ist der parlamentarische Schlagabtausch die perfekte Bühne. Im Stilblüten-Archiv des Bundestages sind Pöbel-Klassiker verewigt: Berufsrandalierer, Gangster, Galgenkandidat, Lackschuhpanther, Möchtegern-Schimanski, Nadelstreifen-Rocker, Petersilien-Guru, Putzlumpen, Massenmörder, Giftspritze. Ja, das waren noch Zeiten, als Großmeister der Schimpfkunst wie Herbert Wehner, Franz Josef Strauß, Horst Ehmke, Helmut Schmidt und Joschka Fischer maulten, schimpften und wüteten.
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Vergeben Sie ihren Feinden! Fluchen, Schimpfen und Schmähen gehören sicher nicht zum guten Ton, sind aber unverzichtbarer Teil der menschlichen Kultur. Außerdem sind sie gut für die Seelenhygiene, Kindererziehung und das gepflegte Miteinander. Himme, Oarsch und Zwian!
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Seien Sie nichts das, was der andere Ihnen vorwirft! Was dem Deutschen sein „Scheißkerl“ ist, ist dem Niederländer sein „Kloothannes“. „Kut“ (Vagina) und „Kloten“ (Hoden) sind fester Bestandteil holländischer Schimpfkultur. Dass ausgerechnet die als besonders ordnungsliebend und sauber geltenden Teutonen skatologisch fluchen – also eine Vorliebe für Fäkalsprache haben –, hängt damit zusammen, dass kulturell Geschätztes ins Gegenteil verkehrt und der Beschimpfte mit verbalem Unrat beworfen wird.
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Schlucken Sie Ihre Wut runter: Schimpfwörter unterliegen genauso wie Kleidung oder Musik wechselnden Moden. Früher waren es die „Krüppel“-, dann die „Spaghettifresser“- oder „Jugo“-Beschimpfungen, heute sind es die „Tussis“, „Schwuchteln“ und „Bitches“. Die Lust am „Male dictus“ – an der beleidigenden, gemeinen und vulgären Rede – ist ein globales Phänomen. Fünf Prozent der Gespräche am Arbeitsplatz und mehr als zehn Prozent der Unterhaltungen in der Freizeit bestehen laut Studien aus Schimpfwörtern.
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Lassen Sie sich nicht provozieren! Die Beschimpfung als Arschgeige ist eine unkultivierte, unflätige und herabwürdigende Anspielung auf den eher passiven Partner in einer Männer-Beziehung. Arschgeigen sind unsympathische und würdelose Schmeichler, Schwätzer und Liebesdiener, feige, dumm, einfältig und nichtsnutzig noch dazu. Unsympathler und Ungustl, wie die Österreicher zu schimpfen pflegen.
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Behalten Sie Ihre verbalen Exkremente für sich! Die Deutschen sind eher fäkalorientiert, Russen und Serben genitalfixiert, Araber und Türken familienorientiert, Italiener und Spanier verstehen sich bestens auf Gotteslästerungen. „Arsch“, „Mist“, „Scheiße“ und „Pisse“ rutschen einem Deutschen schnell mal über die Lippen, wenn er im Stau steckt oder seinem Gegenüber verbal eins überbraten will.