Studieren in Stuttgart „Niemand will im Keller wohnen“
Semesterbeginn an der Uni Stuttgart: Der doppelte Abiturjahrgang und damit die Rekordzahl an Studienanfängern haben Stadt und Universität vor allem vor Platzprobleme gestellt. Eine Umfrage unter Stuttgarter Erstsemestern zeigt, wie sie die Situation einschätzen und was sie sich von ihrem Studium erhoffen.
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Für viele Erstsemester hat das Studium an der Uni Stuttgart gerade erst begonnen.
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Natalie Iosz ist 23 und studiert Sozialwissenschaften. Die gebürtige Russin studiert in Deutschland, weil sie die Qualität der deutschen Ausbildung besser einschätzt als in ihrem Heimatland: „Der Standard der Bildung hier lässt sich mit dem in Russland nicht vergleichen“, sagt sie. Die Wohnungssituation für Studenten in Stuttgart findet sie schwierig: „Ich hatte Glück, da ich bei Bekannten unterkommen konnte“.
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Der 18-jährige Martin Dinkel kommt aus Untertürkheimund studiert Softwaretechnik. Diesen Studiengang gibt es in ganz Deutschland nur fünf Mal, unter anderem in Hamburg: „Dort habe ich mich auch beworben, aber die Wohnsituation ist in Hamburg noch problematischer als hier. Außerdem soll die Uni dort marode sein. Stuttgart bietet generell bessere Bedingungen“. Um die Hörsäle voll auszulasten und Engpässe zu vermeiden, habe die Stuttgarter Uni die Vorlesungszeiten verlängert; so könnten die Kurse zeitlich besser verteilt werden. Für sein Studium wünscht sich Martin Dinkel eine gute Betreuung. Er will nicht ins kalte Wasser geworfen werden.
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Alexander Maier, Martin Siring, Jakob Boventer und Steven Jöns (v.l.) studieren Luft- und Raumfahrttechnik. „Der Studiengang hier ist sehr etabliert“, da sind sie sich einig.Während Alexander Maier aus der Nähe von Schorndorf kommt, sind seine Kommilitonen aus Kaiserslautern, Köln und Berlin nach Stuttgart gezogen. In Stuttgart sehen sie auch durch die vielen Demonstrationen, die sogar unter den Auswärtigen das Interesse an Stuttgart 21 geweckt haben, eine sehr lebendige Stadt. Ausgehen und Nahverkehr finden sie hierzulande zwar recht teuer, dennoch sei Stuttgart eine interessante Stadt mit einer guten Industrie, erklären die Studienanfänger. Und die Wohnsituation? „Zwar besser als in Hamburg, aber trotzdem: Niemand will in Kellern wohnen“, sagt Martin Siring, der zuvor zwei Semester in der Hansestadt studiert hat. Jakob Boventer findet den Wohnungsbau wichtiger als andere Projekte: „Ich habe lieber mehr Häuser in der Stadt als Grünflächen.“ Für ihr Studium wünschen sich die vier jungen Männer auch kulturelle Weiterbildung und das Erlernen neuer Sprachen. An den neuen Oberbürgermeister haben sie gleich mehrere Wünsche: Er sollte einen funktionsfähigen und repräsentativen Bahnhof ermöglichen, billigeren Wohnraum zur Verfügung stellen und den öffentlichen Nahverkehr ausbauen.
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„Das Management der Uni bezüglich des Doppeljahrgangs ist gut“, ist sich Larissa Triess sicher. Die 18-jährige Ludwigsburgerin gehört selbst zu den Schülern mit G8-Abschluss und studiert Elektrotechnik. Am Girls’ Day der Unikonnte sie sich vom Standort Stuttgart überzeugen – vor allem die Nähe zur Wirtschaft, die gute Infrastruktur und der Technikschwerpunkt der Uni waren für sie wichtige Faktoren bei der Wahl ihres Studienortes. Vom neuen Stuttgarter OB wünscht sie sich: „Er sollte den neuen Bahnhof schnell zu Ende bauen, damit das Chaos ein Ende hat.“
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Ebenfalls Elektrotechnik studieren Benjamin Sturm (l.) und Gian-Luca Silvestri. Sie haben sich vor ihrer Studienwahl sehr ausführlich informiert: „Wir waren auf Infotagen und auf dem Tag der Wissenschaft. Aber wenn man wie wir in der Nähe von Stuttgart wohnt, ist die Uni sowieso allgegenwärtig.“ Eine eigene Wohnung war für sie finanziell nicht drin, weswegen Benjamin Sturm mit der Bahn aus Marbach zur Uni pendelt. Den Hochschulstandort Stuttgart beurteilen die beiden dennoch als gut: „Dass die Studiengebühren abgeschafft wurden, ist schon mal ein guter erster Schritt“, sagt Gian-Luca Silvestri. Und sein Kommilitone findet: „Die Nachtbusse sollten durch S-Bahnen ersetzt werden. Das könnte das Chaos am Wochenende verringern.“
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Die beiden Lehramts-Studentinnen Marlene Frank (l.) und Kathrin Hilligardt kommen aus der Nähe von Heilbronn. Während Letztere jeden Tag zur Uni pendelt, hat Marlene Frank einen Platz im Studentenwohnheim ergattert. „Aber auch nur, weil ich dort angerufen und darauf bestanden habe, dass es dringend ist“, erzählt sie. Vor allem die Nähe zu ihrer Heimat und das große Sportangebot der Uni macht Stuttgart für sie zu einem guten Studienort. „Allerdings ist es schade, dass Stuttgart keine richtige Studentenstadt ist wie Tübingen oder Heidelberg“, bedauert sie.