Die Stadt Heidelberg knackt die Liebesschlösser an der Alten Brücke. Deren ästhetische Wirkung sei durch die Symbole beeinträchtigt, heißt es.

Heidelberg - In Rom soll eine Laterne unter der Last sogenannter Liebesschlösser zusammengebrochen sein, in Köln dokumentieren Schätzungen zufolge an einer Eisenbahnbrücke über dem Rhein sage und schreibe 40.000 Vorhängeschlösser die unverbrüchliche Zuneigung verliebter Paare. Soweit soll es in Heidelberg, der Perle der Romantik am Neckar, nicht kommen. Dort hat die Stadt in jüngster Zeit 50 Schlösser an der Alten Brücke entfernen lassen.

 

Das Bauwerk, das den Namen des Kurfürsten Karl Theodor trägt und dem Friedrich Hölderlin in seiner berühmten Heidelberg-Ode ein Denkmal gesetzt hat, bietet den schönsten Blick auf das Schloss und den Fluss. Die Entfernung der Liebesschlösser dort möge den Betroffenen unromantisch erscheinen, teilte jetzt die Stadt mit. Doch angesichts des finanziellen Aufwands, mit dem das historische Bauwerk in den vergangenen Jahren mit Denkmalmitteln und dem Geld privater Sponsoren instand gesetzt worden sei, könne man nicht zulassen, dass es nun „durch eine Vielzahl von Liebesschlössern in seiner ästhetischen Wirkung beeinträchtigt wird“.

Alte Liebe rostet doch

Denn auch wenn einzelne von ihnen zunächst unproblematisch erschienen, zeigten die Beispiele anderer Städte doch, dass „das Ganze zu einem Massenphänomen werden kann, wenn nicht rechtzeitig eingeschritten wird“. Abgesehen von optischen Beeinträchtigungen führten die Schlösser auch zu weiteren Problemen. In der Fachliteratur gebe es bereits Hinweise auf Schäden an der Lackierung von Geländern, auf Rost oder elektrolytische Einflüsse von Messingschlössern auf das Eisen. Schlösser von geringerer Qualität verursachten zudem bei Regen „unschöne Spuren“ am Mauerwerk. Daher, so meint man im Heidelberger Rathaus, sollte das amtliche Abflexen der Liebesbeweise auch für die Betroffenen „nachvollziehbar sein“.

Wer seine Liebe trotz dieser Einwände weiterhin und auch auf Dauer sicher per Schloss bezeugen möchte, kann dies wenige Kilometer weiter in Heidelbergs Nachbarstadt Eppelheim tun. Da hat der allzeit findige Bürgermeister Dieter Mörlein direkt am Rathaus eine Gitterwand platzieren lassen, an der junge Paare ihre Schlösser anbringen können. Das Standesamt hat ein kleines Zusatzgeschäft etabliert: Bei einer Trauung gibt es auf Wunsch ein Schloss dazu. Nicht gratis, sondern für zehn Euro.