Trotz der 0:1-Heimpleite gegen Molde FK erreicht der VfB Stuttgart die K.o.-Phase der Europa League. Die Partie in der StZ-Analyse.

Stuttgart - Die einzig gute Nachricht des Abends erreicht die VfB-Bank kurz nach dem Schlusspfiff. Aus Dänemark wird übermittelt, dass der FC Kopenhagen gegen Steaua Bukarest über ein 1:1 nicht hinausgekommen und somit nicht an den Stuttgartern vorbeigezogen ist. Ganz langsam entspannen sich die zunächst sichtbar irritierten Mienen des Trainers Bruno Labbadia und des Managers Fredi Bobic. Denn dank der rumänischen Schützenhilfe hat der VfB sein Ziel erreicht, in die K.o.-Phase der Europa League einzuziehen und den anderen sechs Bundesligisten zu folgen, die diese Aufgabe schon zuvor und ungleich souveräner bewältigt hatten.

 

Nicht weiter ins Gewicht fällt die 0:1-Heimniederlage gegen Molde FK, bei der der VfB über weite Strecken eine grauenhaft schlechte Leistung bot. Weil Labbadias Team dennoch in der Runde der letzten 32 Mannschaften steht, die am 20. Dezember ausgelost wird, wollte Bobic sich über die frustrierende Vorstellung nicht groß ärgern: „Ich freue mich, dass wir weiter sind“, sagte der Manager und gab ansonsten wieder einmal die Devise aus: „Mund abwischen und weitermachen.“

Mit Ach und Krach hat der VfB also seine Pflicht erfüllt – sich dabei aber nicht nur am Donnerstagabend nach Kräften blamiert. Vor der Saison hatten alle von einer eher leichten Gruppe gesprochen und davon, dass man die stärkste der vier Mannschaften sei. Taten folgten allerdings keine – im Gegenteil: Wie in der Bundesliga legte der VfB auch international einen Stolperstart hin. Zwei Unentschieden gegen Bukarest und Kopenhagen gab es zum Auftakt, das Hinspiel in Molde ging sogar mit 0:2 verloren. Erst als das frühzeitige Aus bereits dicht vor Augen war, riss sich der VfB im letzten Moment am Riemen und führte durch Auswärtssiege in Kopenhagen und Bukarest den Umschwung herbei.

Nur 15.000 Besucher in der Mercedes-Benz-Arena

Allerdings: bis auf das 5:1 in Bukarest war die Gruppenphase der Europa League für den VfB trotzdem eine ganz und gar freud- und trostlose Angelegenheit. Wie eine lästige Pflicht wirkten die Spiele für die Mannschaft, die nach der Vorstellung des Trainers eigentlich Festtage sein sollten. Keines der drei Heimspiele konnte der VfB gewinnen, weshalb man sich nicht wundern muss, dass auch zur letzten Partie trotz des Endspielcharakters nur die Treuesten der Treuen kamen.

Vor allem die erste Hälfte des Spiels gegen Molde, den längst ausgeschiedenen Norwegischen Meister, war der absolute Tiefpunkt der bisherigen Darbietungen. „Wir haben uns von der Atmosphäre anstecken lassen“, sagte Bobic. Mit Fußball hatte es wenig zu tun, was der VfB den 15 000 Besuchern bot. Spielerisch, läuferisch, kämpferisch – in allen Belangen waren die Stuttgarter völlig neben der Spur und lagen zur Pause verdient mit 0:1 im Rückstand. Bezeichnend war das Zustandekommen des Gegentreffers in der Nachspielzeit der ersten Hälfte: Einer ganz schwachen Freistoßflanke von Ibrahima Traoré folgte ein noch schwächerer Schussversuch von Gotoku Sakai – den anschließenden Konter schloss der Ivorer Davy Claude Angan im Nachschuss ab.

Fahrlässiger Umgang mit Torchancen

Nach Wiederbeginn wurde der VfB zwar etwas besser – doch so peinlich wie die Vorstellung vor der Pause war nun der Umgang mit den Torgelegenheiten. Martin Harnik, noch in der ersten Hälfte für den angeschlagenen Tunay Torun eingewechselt, scheiterte ein halbes Dutzend mal aus aussichtsreicher Position, Vedad Ibisevic vergab aus kürzester Distanz. „Wir hätten noch drei Stunden spielen können, ohne ein Tor zu schießen“, sagte Bobic, nachdem die 0:1-Niederlage besiegelt war. Sechs Punkte hat der Tabellenletzte aus Molde in den sechs Gruppenspielen geholt – alle gegen den VfB.

Schon am Samstag (15.30 Uhr) geht es für die Stuttgarter in der Bundesliga weiter, der FC Schalke 04 ist dann zu Gast in der Mercedes-Benz-Arena. Kleiner Trost für die VfB-Fans: schlechter als gegen Molde FK kann es kaum werden.