Ein proppenvoller Schlossplatz, zufriedene Besucher, Beschicker und Organisatoren: der erste Göppinger Street-Food-Market hat bei perfektem Ausgehwetter keine Wünsche offen gelassen, kulinarische schon gar nicht.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Drei ältere Damen, die sich am späten Abend dem Schlossplatz näherten, äußerten bereits in einiger Entfernung ihre Bedenken: „Doa kriagat mir net mol meh ’n Stehplatz“, mutmaßte die eine, was die beiden anderen mit einem skeptischen Nicken kommentierten. Ganz so schlimm kam es dann zwar nicht, aber auf In-der-Schlange-Stehen und auf gelegentlichen Körperkontakt mussten sich Besucher des ersten Göppinger Street-Food-Markets schon einstellen.

 

Dass die Premiere dieser Veranstaltung, mit der in Göppingen ein bundesweiter Trend aufgegriffen wurde, frische, regionale und außergewöhnliche Speisen aus Trucks und anderen Gefährten direkt auf der Straße zu verkaufen, einen solch großen Zuspruch erfahren würde, damit hatten wohl nicht einmal die größten Optimisten gerechnet. Bereits in der Mittagszeit waren die 21 Stände sehr gut besucht, und zu später Stunde hatte so manch einer viele dicke Striche auf seiner Speisekarte. Die neugierigen Hungrigen haben den Beschickern deren Trucks geradezu leer geschlemmt.

Am frühen Abend waren viele Köstlichkeiten ausverkauft

Kellan Boh von der „Nachtschicht“ in Stuttgart etwa konnte sich bei seinen Gästen bereits gegen 19 Uhr nur noch dafür entschuldigen, dass seine Po Boys – leckere Sandwiches mit Roastbeef im New-Orleans-Stil – nur noch auf einer Tafel zu sehen, aber nicht mehr zu probieren waren. „Hier war wesentlich mehr los als auf dem Marienplatz-Fest in Stuttgart“, sagte er. „Tut uns leid“, hieß es auch ein paar Meter weiter bei The Rolling Grill, angesichts vieler ausverkaufter Köstlichkeiten.

Dennoch gab es auch zu später Stunde noch reichlich zu versuchen: japanische Teigtaschen mit Huhn und Trüffeln namens Gyoza, Curry-Maultaschen, vegane Burger, fantasievolle ungarische Langos oder schwäbische Hot Dogs mit ellem druff beim „Weckenschlupfer“. Selbst an die sogenannten Master-Blaster, die „Chilli-Grilli“ unter dem Motto „Bist du härter als die Wurst?“ servierte, haben sich einige Mutige gewagt. Für das harmlos aussehende, aber höllisch scharfe Teil mussten die Käufer vor dem Verzehr gar eine Erklärung unterschreiben, dass sie sich dasselbe auf eigene Verantwortung einverleiben.

Völlig „unschwäbisch“ alles ausprobiert

Und wer es – ganz konservativ – auf eine heiße Rote oder auf eine Currywurst abgesehen hatte, musste ebenfalls nicht darben. Außerdem konnte zum Dessert ja immer noch experimentiert werden, mit einem Eistee Kirsch-Traube oder Birne-Ananas etwa, einem Frozen Yoghurt in den abgedrehtesten Geschmacksrichtungen oder auch einem Choco-Kebap.

Ein dickes Lob für Göppingen gab es von etlichen der Straßengastronomen: „Die Leute sind nett und scheuen sich nicht, völlig unschwäbisch einfach mal was Neues zu testen“, sagte Andreas Wiche vom „Weckenschlupfer“. „Der Platz hier ist top, und die Organisatoren haben richtig Gas gegeben“, heißt es beim Langos-Wagner. Aussagen wie diese gingen Matthias Pulvermüller vom am Schlossplatz ansässigen Caffé Bozen und Benjamin Staubach von der Eventagentur Jamstream, die den Street-Food-Market auf die Beine gestellt hatten, natürlich runter wie die leckeren Drinks, die ebenfalls serviert wurden. „Wir wollten eine professionelle Vielfalt und eine hohe Qualität, das scheint geklappt zu haben“, stellte Staubach erfreut fest. Und Pulvermüller ergänzte: „Super, dass das so gut angenommen wird. Schließlich ist jeder Göppinger, der nicht meint, woanders hingehen zu müssen, ein Gewinn für die Stadt.“