Seit zehn Jahren machen Göppinger Pfarrerinnen und Pfarrer Kabarett. Sie haben sich den Namen Pfaffenpfeffer gegeben und machen diesem alle Ehre – irgendwo zwischen Bergpredigt und Stammtisch.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Angefangen hat alles mit einem Soloprogramm von Dietmar Scheytt-Stövhase, der 2004 noch evangelischer Pfarrer in Börtlingen/Birenbach war. Die Kirche baute ein Gemeindehaus. „Und weil ich dabei mangels Talent nicht wirklich eine Hilfe gewesen wäre, wollte ich im Rahmen einer Benefizveranstaltung wenigstens mein finanzielles Scherflein zum Gelingen beitragen“, erinnert er sich.

 

Zumindest am zweiten Punkt hat sich bis heute nichts geändert. Jeder Euro, den das zwischenzeitlich fünfköpfige Pfarrerkabarett Pfaffenpfeffer in den zehn Jahren seines Bestehens, bei alles in allem etwa 75 Auftritten im halben Ländle eingespielt hat, kommt einem wohltätigen Zweck zugute. Sieben Programme hat die Gruppe, deren endgültige Gründung der damalige Dekan Dieter Kunz angeregt hatte, bisher auf die Bühne gebracht, wobei die Besetzung immer wieder einmal wechselte.

Ohne jeden missionarischen Anspruch

Neben Scheytt-Stövhase sind von der Ur-Formation aber immer noch Walter Scheck – früher Pfarrer in Faurndau, jetzt im Ruhestand – und die ehemalige Schlater Pfarrerin Carola Kittel, die inzwischen in Heilbronn-Böckingen tätig ist, mit von der Partie. Aktuell komplettieren Mechthild Friz von der Göppinger Reuschkirche und Klaus Steiner-Hilsenbeck, Pfarrer in Dürnau/Gammelshausen, das Quintett. Für die musikalische Unterstützung am Flügel sorgt Gregor Buß, der Bruder der Göppinger Kirchenmusikdirektors Gerald Buß.

Doch so viel protestantische Kompetenz bei Pfaffenpfeffer auch auf der Bühne stehen mag, bigott sind die Auftritte beileibe nicht. „Wir wollen keine Missionare sein, sondern die Leute zum Lachen bringen“, sagt Scheytt-Stövhase, der seinen Pfarrdienst jetzt in Albershausen versieht. Man finde auch in der Bibel viele skurrile Dinge und visionäre Ansätze. „Deshalb wollen wir es den Besuchern einfach ermöglichen, zwei Stunden lang in eine andere Welt einzutauchen“, ergänzt er.

Zwischen Bergpredigt und Stammtisch

Dass Pfaffenpfeffer bei den Leuten gut ankommt, hat aus seiner Sicht mehrere Gründe: „Wir sind Hobby-Kabarettisten, die mit viel Herzblut spielen. Alles ist mit heißer Nadel gestrickt und so haben wir in jedem Auftritt garantiert 15 Fehler, was aber wohl irgendwie den Charme ausmacht“, erklärt Scheytt-Stövhase. Die Programme sind dabei vollgepackt mit Selbstironie und Witz. Die Geistlichen gewähren Einblicke in die Kirche, in das Gemeindeleben, in den Pfarrberuf und in die Pfarrgärten. Zielsicher bewegen sie sich dabei zwischen den Höhen der Bergpredigt und den Niederungen des Stammtisches.

Warum Pfarrer überhaupt zu Kabarettisten werden, vermag Scheytt-Stövhase zwar nicht zu sagen. „Das ist einfach ein Schicksal, das über einen kommt. In der Schule setzt es für so etwas noch Strafarbeiten. Jetzt klatscht das Publikum und freut sich mit uns“, fügt er lachend hinzu.