Seit zehn Jahren gibt es das Kunstwerk Klein. Der Unternehmer und Kunstliebhaber Peter Klein erzählt, wie das eigene Museum sein Leben und sein Sammeln verändert hat. Zu Beginn habe es ihn sogar korrumpiert.

Eberdingen-Nussdorf - Auf diesen Tag habe ich mich besonders gefreut“, sagt Peter Klein und beobachtet, wie Mitarbeiter eine sehr große Holzkiste in sein Archiv schieben. An diesem Montag kommen die Gemälde von Sean Scully bei Klein in Eberdingen-Nussdorf an. Scully ist ein irischer Maler, mit dem Klein befreundet ist und dessen abstrakte Werke er seit Jahren mit besonderer Leidenschaft sammelt. Zum Jubiläum des Museums – das Kunstwerk Klein gibt es seit 2007 – bekommt Scully, zusammen mit seiner Lebensgefährtin Liliane Tomasko, eine Sonderausstellung in Eberdingen-Nussdorf. Sie ist eines von zwei Highlights im Jubiläumsjahr.

 

Seit 30 Jahren sammelt der Unternehmer Peter Klein Kunst. Nicht um damit Geld zu verdienen, auch nicht um des Prestige willens. „Das Bild muss in Dialog mit mir treten. In den meisten Arbeiten erkenne ich mich wieder“, sagt Klein. Manches werde auch erst in der Retrospektive klar: „Viele Gemälde, die ich besitze, haben einen sozialpolitischen Hintergrund.“ Beispielsweise die Arbeit „Evolution or Death“ von Mounir Fatmi. Darauf ist eine nackte Frau zu sehen, die auf den ersten Blick einen Sprengstoffgürtel trägt. Bei näherem Hinsehen erkennt man, dass der Sprengstoff jedoch Bücher sind. „Man kann die Welt auch mit Literatur und Wissen verändern“, kommentiert Klein. Über ihre Stiftung engagieren Peter und Alison Klein sich in vielerlei sozialen und kulturellen Projekten in der Region.

Das Museum als Geschenk ans Dorf

Die wahrscheinlich größte Wohltat stellt jedoch das Museum dar: Mit knapp 2100 Werken ist die Sammlung Kleins zu einer beachtlichen Größe angewachsen. Und mit Valeria Waibel, die seit 2013 dabei ist, hat das Kunstwerk Klein eine Sammlungsleiterin, die es versteht, die vielschichtige Sammlung unter bestimmten künstlerischen Mottos zu ansprechenden Ausstellungen zu arrangieren. Und für manche, die gegenüber dem staubigen Ruf von Museen immer noch Dünkel hegen, gibt es zum Schluss das beste Argument: der Eintritt ins Kunstwerk Klein ist immer kostenlos. „Ich bin durch das Dorf so wohlhabend geworden und das ist meine Art, ihm und seinen Bewohnern etwas zurückzugeben“, sagt Peter Klein. Der 70-Jährige hatte vor zehn Jahren sein Unternehmen, einen Hersteller von Schnellverschluss-Kupplungen, verkauft.

Für Peter Klein persönlich war das eigene Museum wie eine „Befreiung“, wie er selbst sagt: Endlich habe man auch größere Formate bei den Werken kaufen können. Die ersten Ausstellungen seien „schon mutig“ gewesen, immerhin habe er mit seiner Frau ihren persönlichen Geschmack dort ausgestellt – und so manche geharnischte Kritik in der Presse dafür einstecken müssen. „Aber da muss man cool bleiben, Kunst ist subjektiv.“ So wie er auch über Jahrzehnte hinweg beharrlich Aboriginie-Kunst gesammelt hat und dafür immer belächelt wurde – bis plötzlich das Lindenmuseum in Stuttgart Teile seiner Sammlung, die zu den größten in Europa gehört, ausgestellt hat.

Anfangs habe ihn das Museum in seinem Sammeln korrumpiert, sagt Klein

Klein gibt zu, dass ihn die Eröffnung anfangs ein wenig „korrumpiert“ habe: „Plötzlich haben Alison und ich angefangen, Namen zu sammeln.“ Schnell hätten die beiden aber gemerkt, dass das „nicht unser Ding ist“ und seien wieder auf ihre alte Linie zurückgeschwenkt, junge, aufstrebende Künstler zu sammeln und sie damit auch zu unterstützen.

So mancher hat von Kleins Mäzenatentum profitiert und ist heute in der Kunstszene eine bekannte Größe. Beispielsweise die Malerinnen Franziska Holstein und Karin Kneffel. Letztere sei mittlerweile ein „Superstar“ in der Szene, wie Klein sagt. Manche Gemälde von ihr würden für eine Viertelmillion Euro gehandelt.

Dennoch würde es Klein schwer fallen, sich von Teilen seiner Sammlung zu trennen. „Alles, was wir gesammelt haben, hat eine Geschichte und dahinter stehen wir.“ Trotzdem will der Kunstliebhaber sich fortan mehr „aufs Wesentliche konzentrieren“ und einen „roten Faden“ in die Sammlung bringen. Ein Repertoire von etwa 15 Künstlern, darunter eben auch Sean Scully, die Klein weiter beobachtet und sammelt. Der Erlös aus dem Verkauf anderer Werke soll in die Stiftung einfließen.

Kunstwerk – Zum Jubiläum gibt es gleich zwei große Ausstellungen. Im Kunstwerk in Eberdingen-Nussdorf gibt es vom 25. Juni bis zum 22. Dezember die Ausstellung „beide I both“ mit dem Künstlerpaar Sean Scully und Liliane Tomasko. Die Ausstellung akzentuiert einen Sammlungsschwerpunkt der Sammlung Klein – dennoch sind alle Werke Leihgaben von Scully selbst. Am Eröffnungstag, Sonntag, 25. Juni, gibt es Einführungsvorträge von der Sammlungsleiterin Valeria Waibel um 11.30 und um 14.30 Uhr.

Kunstmuseum – In Stuttgart gibt es parallel eine Ausstellung. Unter dem Titel „Über den Umgang mit Menschen, wenn Zuneigung im Spiel ist“ zeigt die Sonderausstellung im Kunstmuseum vom 15. Juli bis zum 5. November Werke aus der Sammlung Klein.