Seit der Gründung 1915 hat sich die Geislinger Klinik zum modernen Klinikstandort gemausert. Ihr Ultraschall- und Endoskopiezentrum gilt als vorbildlich.

Geislingen - Seit 100 Jahren versorgt die Geislinger Helfensteinklinik die Menschen in Geislingen und Umgebung. In die Schlagzeilen geriet das Akutkrankenhaus in der jüngsten Vergangenheit mit der heftig umstrittenen Schließung der Geburtshilfeabteilung, der Rundumsanierung und dem Bau des Gesundheitszentrums. Von der breiten Öffentlichkeit eher unbemerkt, mauserte sich dieser zweite Standort der Alb Fils Kliniken, neben der Göppinger Schwesterklinik am Eichert, zum akademischen Lehrkrankenhaus und erwarb sich einen überregionalen Ruf im Bereich Ultraschall, Endosonographie und Diabetes.

 

50 Millionen in Geislingen investiert

„Moderne Hochleistungsmedizin“ nennt die Klinikleitung das Geislinger Angebot mit den Fachdisziplinen Innere Medizin, Chirurgie, Frauenheilkunde, Anästhesie, Intensivmedizin und Radiologie und wirbt für seine Grund- und Regelversorgung auf sehr hohem Niveau. Die Geburtshilfe gehört seit der Schließung der Abteilung vor fünf Jahren allerdings nicht mehr zum Leistungsspektrum, was „uns als Ärzten besonders schwer gefallen ist“, wie Andreas Schuler, der ärztliche Direktor der Helfensteinklinik, beteuert, doch betriebswirtschaftlich betrachtet unumgänglich gewesen sei.

Inzwischen hat, den Unkenrufen einer drohenden Klinikschließung zum Trotz, die gemeinnützige Klinikgesellschaft, deren alleiniger Gesellschafter der Kreis Göppingen ist, am Standort Geislingen rund 50 Millionen Euro investiert und damit den Investitionsstau beseitigt, wie Schuler sagt. Entstanden sind neue Räume für die Notfallversorgung, die Patientenaufnahme, die Ambulanzen und die Intensivstation. Neu ist auch ein räumlich angedocktes Gesundheitszentrum mit Praxen niedergelassener Fachärzte, die sich bei Bedarf eng mit den Klinikkollegen austauschen. Besonders stolz ist Schuler außerdem auf das neue Zentrum für Diagnostik mit modernster Technik für Endoskopie, Diabetes- Fußambulanz, Funktionsdiagnostik und Spezialsprechstunden. Dort würden pro Jahr rund 19 000 endoskopische und Ultraschall-Untersuchungen sowie eine Vielzahl weiterer diagnostischer Verfahren der Inneren Medizin durchgeführt, beschreibt der Internist die breite Palette. Pro Jahr zählt die Klinik insgesamt 30 000 stationäre und ambulante Patienten.

Überregionales Ansehen für Ultraschall und Endoskopie

Seit Schuler vor 13 Jahren nach Geislingen kam, hat er den Standort sukzessive zu einem Schwerpunkt für Ultraschalldiagnostik und -therapie sowie als Endoskopiezentrum ausgebaut. Die Klinik wirbt mit dem überregionalen Ansehen dieser Abteilung durch wissenschaftliche Aktivitäten im Bereich Ultraschall, Endosonographie und Diabetes, die Schuler geschickt mit Vortragstätigkeiten an der Universität Ulm sowie seiner Professur am Studiengang Gesundheits- und Tourismusmanagement der Hochschule Nürtingen am Geislinger Standort verbindet. Und die höchste Zertifizierungsstufe des Zentrums durch die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin zieht Fachkollegen aus dem In- und Ausland zu Schulers Fortbildungskurse an.

Erstes Geislinger Palliativ Symposium

„Nur diese Spezialisierung hält uns eigentlich am Leben“ vermutet der Mediziner, der in Geislingen außerdem ein Zentrum für Palliativmedizin eingerichtet hat. Auch diesen Bereich möchte Schuler ausbauen, weil er darin eine wichtige Zukunftsaufgabe erkannt hat. In zehn Jahren solle sich die Helfensteinklinik deshalb vor allem in der Altersmedizin weiter profiliert haben, kündigte Schuler an, der am 24. und 25. April zum ersten prominent besetzten Geislinger Palliativ Symposium einlädt.

Betriebswirtschaftlich sei es sein Ziel, künftig kein Defizit mehr zu verursachen. Einen Zeitrahmen dafür will Schuler allerdings nicht nennen. An der Helfensteinklinik erwirtschafte man inzwischen überproportional wachsende Mehrerlöse. Damit sei die Trendwende geschafft, zumal das Geislinger Defizit nicht mehr größer ausfalle als das am Standort in Göppingen.

Vom Spital zum modernen Klinikstandort

Vorläufer:
Die vermutlich erste Einrichtung in Geislingen für Kranke, Alte, Waisen, Behinderte und Geisteskranke war das Heilig-Geist-Spital an der Ecke Ledergasse-Karlstraße, das 1351 von Seitz von Nellingen gestiftet wurde. Die Anlage umfasste ursprünglich acht Gebäude, von denen heute noch das ehemalige Pfründ-, Spitalverwaltungs- sowie das Viehhaus stehen. Dort war auch der Sitz der Schul- und Armenpflege. In dem stattlichen Verwaltungsbau ist heute die Städtische Musikschule untergebracht.

Bezirkskrankenhaus
: 1888 entstand in der Nähe des Bahnhofs das erste Bezirkskrankenhaus mit 70 Betten.

Helfensteinklinik
: 1915 wurde im Seebach die Helfensteinklinik eingeweiht, weil sich das Gebäude des Bezirkskrankenhauses bald als zu klein erwiesen hatte, es an Operationssälen mangelte und die sanitären Bedingungen zu wünschen übrig ließen.

Modernisierung
: In der 100-jährigen Geschichte der Klinik hat es viele An- und Umbauten gegeben. Die jüngste Modernisierungswelle, in der die Klinik mit dem neu erbauten Gesundheitszentrum verbunden wurde, ist fast abgeschlossen. Seit 1999 trägt die Klinik ihren heutigen Namen Helfenstein Klinik Geislingen, und seit 2012 firmiert sie mit der Göppinger Klinik am Eichert unter dem Dach der Alb Fils Kliniken. Sie verfügt über 150 Betten.

Gesundheitstag:
Am Samstag, 18. April, bietet die Klinik von 14 bis 17 Uhr Vorträge, Info- und Aktionsstände. com