Der Württembergische Christusbund in Waiblingen feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. In der Gemeinde spielen das Ehrenamt und die Gemeinschaft eine wichtige Rolle. Am Sonntag gibt es einen Jubiläumsgottesdienst.

Waiblingen - Die Brüder Gottlob und Hermann Munder aus Waiblingen wären vermutlich hocherfreut, wenn sie sehen könnten, was aus ihrer 1915 gegründeten Gemeinschaft geworden ist. Sie trägt zwar nicht mehr den Namen der beiden Wengerter, „Mundersche Gemeinschaft“, sondern nennt sich inzwischen Württembergischer Christusbund Waiblingen. Doch die christliche Gemeinde wächst und gedeiht auch hundert Jahre, nachdem die Gebrüder erstmals zu Kundgebungen ins Gasthaus „Zur Post“ beim Waiblinger Postplatz eingeladen hatten. Jetzt lädt der Christusbund zu einem Gottesdienst am Sonntag ins Bürgerzentrum ein, der den Auftakt zum Festjahr mit dem Motto „100 Jahre – Teil einer Geschichte“ bildet (siehe „Das Programm im Jubiläumsjahr“).

 

Vom Maschinenbau zum Gemeindebau

Schon an normalen Sonntagen kämen regelmäßig um die hundert Menschen zum Gottesdienst ins Gemeinschaftshaus in der Fuggerstraße, im Gebetssaal könne es da bisweilen ziemlich eng werden, erzählt der Gemeinschaftspastor Günther Ott. Ein knappes Drittel der Besucher seien Kinder. „Wir haben eine starke Familienfraktion“, sagt Ott, der seit rund 15 Jahren im Württembergischen Christusbund, einem christlichen Gemeinschaftsverband innerhalb der evangelischen Kirche, aktiv ist. Ott hat nach einem Maschinenbaustudium noch ein Theologiestudium absolviert und sich für den Weg „vom Maschinenbau zum Gemeindebau“ entschieden.

Im Remstal haben sich 14 Gemeinden zum Württembergischen Christusbund Bezirk Remstal zusammengeschlossen, der sechs hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigt. Dass Günther Ott seit zwei Jahren neben seiner Tätigkeit als Bezirksreferent auch einen halben Dienstauftrag als Gemeinschaftspastor in Waiblingen hat, ist ein neues Modell, denn das Ehrenamt spielt eine wichtige Rolle im Württembergischen Christusbund Waiblingen.

„Bis vor zwei Jahren wurde alles von Ehrenamtlichen gestemmt“, sagt Markus Schnabel, der zur Gemeindeleitung gehört. Doch auch so haben sich zahlreiche Aktivitäten in der Gemeinde entwickelt: Außer den Gottesdiensten gibt es sieben Hauskreise, mehrere Jungschargruppen, Kinderstunden, Gebetsfrühstücke oder Themenabende und gemeinsame Mittagessen. „Unsere Stärke ist das Ehrenamt. Wer hier Mitglied wird, ist auch aktiv dabei. Man kommt nicht nur und geht in den Gottesdienst“, sagt Schnabel über die derzeit 70 Mitglieder des Christusbunds Waiblingen, der sich ausschließlich über Spenden finanziert.

Fußball-Jungschar für Mädchen und Jungs

Markus Schnabel ist bereits Ende der 1970er-Jahre über einen Schulkameraden zum Christusbund Waiblingen gestoßen. „Es gab schon damals eine starke Jugendarbeit“, sagt er. Und das ist bis heute so geblieben. Ein Beispiel ist die Fußball-Jungschar, in der mittwochs und donnerstags Mädchen und Jungs unter Anleitung von fußballbegeisterten Trainern gegen das runde Leder kicken. „Wir stellen fest, dass auch sehr viele Kinder ausländischer Mitbürger kommen“, sagt Günther Ott zu dem kostenlosen Angebot seiner Gemeinde, deren Einzugsgebiet der Raum Waiblingen ist, wobei auch einige Mitglieder in Remshalden oder Winnenden wohnen. Was die Menschen nach Waiblingen locke, das sei der überschaubare Rahmen, die Einbindung in eine Gemeinschaft, sagt der Gemeinschaftspastor – das sei fast wie eine Großfamilie.

Die Wurzeln der Gemeinde lägen in der evangelischen Landeskirche, sagt Markus Schnabel: „Die einen erleben uns als Konkurrenz, die anderen als Ergänzung. Wir selbst sehen uns als eine Ergänzung.“

Und was bringt die Zukunft? „Vielleicht eine örtliche Veränderung“, sagt Günther Ott – der Platz in der Fuggerstraße reiche nicht mehr aus. Die Gemeinde mache sich auch Gedanken über die sozialen Aufgaben, die es für sie gebe – zum Beispiel im Bereich der Arbeit mit Flüchtlingen.

Das Programm im Jubiläumsjahr

Gottesdienst
Am Sonntag, 29. März, feiert der Württembergische Christusbund Waiblingen sein hundertjähriges Bestehen mit einem Gottesdienst im Bügerzentrum in Waiblingen. Er beginnt um 10 Uhr, Grußworte sprechen der Dekan Timmo Hertneck, der Oberbürgermeister Andreas Hesky, Bernd Ellwanger von der Evangelischen Allianz und Matthias Dietrich vom Württembergischen Christusbund Bezirk Remstal. Von 13 Uhr an gibt es in der Fuggerstraße 45 einen Nachmittag der Begegnung mit Kaffee und Kuchen.

Matinee
Der Liedermacher, Theologe und Journalist Christoph Zehendner tritt am 14. Juni von 10.30 Uhr an bei einer Matinee im Gemeinschaftshaus in der Fuggerstraße 45 auf.

Grillevent
„Burnin’ flames“ ist das Motto bei einem öffentlichen Grillfest auf dem Alten Postplatz am 12. September. Es beginnt um 19 Uhr.