Die Kindersendung Tigerente und die Stadt Göppingen sind eng verbandelt: Im Stauferpark steht das Studio der beliebten SWR-Sendung. Kurz vor der 1000. Sendung steht allerdings längst fest, dass die Enten-Schonzeit beendet ist.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Seit 20 Jahren quakt die Tigerente bereits im Göppinger Stauferpark. Und das so anhaltend und vernehmlich, dass im hiesigen Studio des Südwestrundfunks (SWR) am Donnerstag bereits die 1000. Folge der Kindersendung „Tigerentenclub“ aufgezeichnet wird. Seit dem Bekanntwerden der raumgreifenden Expansionspläne des ebenfalls im Stauferpark ansässigen Steinbrecheranlagenbauers Kleemann in diesem Frühjahr, gelten die Tage der Tigerente in Göppingen allerdings als gezählt.

 

Sporthalle der US Army wurde Studio

Die beliebte Sendung wird seit 1996 im Göppinger Stauferpark produziert, in einer Halle der früheren Cooke Barracks, in der Soldaten der US Army bis zu ihrem Abzug 1992 Basketball spielten. Dann mietete sich der SWR ein und stattete die Halle für ein junges Publikum mit den bekannten Bilderwelten des Kinderbuchautors Janosch aus, dessen Figuren Tigerente, Papa Löwe und Günter Kastenfrosch zu den Leitfiguren der Sendung geworden sind.

Bei Familien ein beliebtes Ausflugsziel

Auch dank der beiden wetteifernden Schulklassen, die aus dem gesamten Bundesgebiet nach Göppingen anreisen, um im „Tigerentenclub“ gegeneinander anzutreten, hat sich das Studio zu einem touristischen Ziel gemausert. Vielen Familien aus der Region gilt es als lohnendes Ausflugsziel ganz ohne großstädtische Autoschlangen. Und im Stauferkreis gibt es kaum einen Kinderjahrgang, der nicht schon durch die Kulissen geturnt ist, selbst manche Erwachsene im Kreis hüten die Autogramme der Moderatorenpärchen bis heute wie einen Schatz.

25 Jahre nach dem Beginn der Konversion vom Militärstandort zu einem Ort des Aufbruchs, der Wohnen, Arbeiten und Kultur vereint, stehen im Stauferpark die Zeichen erneut auf Veränderung. Das Unternehmen Kleemann, seit sechs Jahren im Stauferpark ansässig, will seine Erfolgsgeschichte weiterschreiben und gleichzeitig seine Mitarbeiterzahl von bisher 500 auf 700 steigern.

Das Unternehmen Kleemann braucht Platz

Die 35 000 Quadratmeter große Produktionshalle, der mit Abstand größte Komplex auf dem ehemaligen US-Militärgelände, soll ergänzt werden von weiteren Produktions- und Lagerflächen. Ein Flächenhunger, der den Dr.-Herbert-König-Platz, die Werfthalle, die dahinter liegenden Handwerkerhöfe und eben auch den „Tigerentenclub“ betreffen. Das bisherige Studio muss einer Prototypenhalle für Kleemann weichen. Die Göppinger Verwaltung begrüßt diese Entwicklung, die den Wirtschaftsstandort Stauferpark stärke, ließ sich der Oberbürgermeister zitieren.

2014 umwarben Till und Gemeinderat noch den SWR

Vor zwei Jahren sah das noch anders aus, damals warben Guido Till und sein Gemeinderat mit einer großen Tigerentenaktion, bei der die getigerten Kinderfreunde vor dem Rathaus und an den Stadteinfahrten standen, für den Verbleib des Studios in Göppingen. Nachdem der SWR bei wiederholten Sparrunden den Abzug der Tigerente erwogen hatte, überließ die Stadt das Studio dem SWR bis 2019 mietfrei. Die 130 000 Euro pro Jahr betrachtete die Verwaltung als Werbung für Göppingen. Anlässlich der Jubiläumsaufzeichnung, die am 23. Oktober gesendet wird, erklärte Till jetzt: „Da wir nur bis 2019 eine verbindliche Zusage haben, dass der ‚Tigerentenclub‘ in Göppingen bleibt, mussten wir natürlich an die Zeit danach denken und haben deshalb das Gelände an die Firma Kleemann verkauft.“ Ein bisschen Wehmut sei dabei – „aber auch Dankbarkeit für 20 Jahre Tigerente aus Göppingen.“