Der Darmstädter Dax-Konzern Merck fühlt sich nach einem heftigen Sparprogramm schon länger wieder fit. Das Unternehmen nimmt nun so viel Geld in die Hand wie noch nie und kauft in den USA ein.

Der Darmstädter Dax-Konzern Merck fühlt sich nach einem heftigen Sparprogramm schon länger wieder fit. Das Unternehmen nimmt nun so viel Geld in die Hand wie noch nie und kauft in den USA ein.

 

Darmstadt - Der Darmstädter Merck-Konzern setzt zur Mega-Übernahme in den USA an: Für 17 Milliarden Dollar (13,1 Mrd Euro) soll der US-Laborausrüster Sigma-Aldrich gekauft werden. Mit dem größten Zukauf in der Firmengeschichte entsteht nach Unternehmensangaben einer der führenden Anbieter in der weltweit 130 Milliarden Dollar schweren Life-Science-Industrie - damit sind Geschäfte rund um Gesundheit, Pflanzenschutz und Saatgut sowie Biotechnologie gemeint. Merck-KGaA-Aktien reagierten mit einem Kurssprung und einem neuen Rekordhoch auf den Deal.

Die Merck-Aktie schnellte in der Spitze auf mehr als 75 Euro in die Höhe. Zuletzt kostete eine Aktie 73,84 Euro und damit noch gut sechs Prozent mehr als am Freitag.

In der Neuaufstellung von Merck sei dies ein Meilenstein, sagte der Chef der Merck KGaA, Karl Ludwig Kley. Für das Life-Science-Geschäft sei der Kauf gar „ein Quantensprung“, erklärte Kley. Die beiden Unternehmen passten „perfekt“ zueinander. Der Kauf verbessere die weltweite Präsenz vor allem in Nordamerika und in den wachstumsstarken asiatischen Märkten. Den Kunden könne ein breiteres Angebot geboten werden.

Sigma-Aldrich stellt mit mehr als 9000 Mitarbeitern Chemikalien, Biochemikalien sowie andere Produkte für Forschung, Entwicklung, Analytik sowie für die Industrie her. Der Umsatz lag 2013 bei 2,7 Milliarden Dollar.

Die Unternehmensleitung von Sigma-Aldrich stimmte dem Deal bereits zu. Sigma-Aldrich-Chef Rakesh Sachdev sagte, die Transaktion sei für die Aktionäre „sehr attraktiv“ und komme den Mitarbeitern zugute, die von einer größeren, globalen Organisation profitierten.

Merck rechnet mit jährlichen Synergien von rund 260 Millionen Euro. Diese sollen innerhalb von drei Jahren nach Vollzug der Transaktion voll realisiert werden. Die Kosten der Integration bezifferte der Konzern auf rund 400 Millionen Euro von 2015 bis 2018.

Den Zukauf stemmen die Darmstädter mit bisher weltweit rund 39 000 Mitarbeitern zunächst mit einer Brückenfinanzierung. Der größte Teil entfällt mit rund 7 Milliarden Euro auf Anleihen. Mit einem Abschluss der Übernahme rechnet Merck Mitte 2015. Die zuständigen Behörden und die Aktionäre müssen aber noch zustimmen.

Börsianer äußerten sich optimistisch. Sigma-Aldrich wachse sehr schnell, sagte Analyst Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel. Mit der Übernahme würde Merck in eine andere Größenordnung vorstoßen. Ein ähnlich großer Deal war Merck 2007 gelungen. Das Unternehmen hatte für fast elf Milliarden Euro den Schweizer Biotech-Konzern Serono übernommen und hatte sich damit zum größten europäischen Biotech-Unternehmen aufgeschwungen. Auch danach hatte Merck Lust auf große Übernahmen: 2010 war der US-Laborspezialist Millipore für 7,2 Milliarden Dollar geholt worden, zu dem jetzt Sigma-Aldrich hinzukommen soll.

Merck hat einen harten Umbau hinter sich und sieht sich als kerngesundes Unternehmen. Bei der Hauptversammlung im Mai hatte Kley angekündigt, wieder auf Einkaufstour gehen zu wollen.