Mit einer Fledermausführung am Max-Eyth-See hat sich der NABU Stuttgart an der Batnight beteiligt. Diese fand am Samstag bundesweit zum 20. Mal statt. In Stuttgart endete sie mit einer Entdeckung, die auch die Experten überrascht hat.

Stuttgart - Eine Traube von rund 60 Menschen umringt Torsten Schmiegel. Die hinteren Reihen recken die Hälse, vorn werden die Kinderaugen größer, als der Mann vom Stuttgarter Büro der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg ein Körbchen aus seinem Rucksack befördert und den Deckel lüftet. Zwei Zwergfledermäuse kommen zum Vorschein. Torsten Schmiegel hat die kaum vier Zentimeter messenden Gesellen aus einer Gießkanne gerettet und gepflegt. Heute werden sie wieder in die Freiheit entlassen – sehr zur Freude der Neugierigen, die sich am Samstagabend anlässlich der zwanzigsten bundesweiten Batnight zu einer Fledertier-Führung am Max-Eyth-See versammelt haben.

 

22 Arten der flatternden Säuger sind in Baden-Württemberg nachgewiesen, neun davon in Stuttgart. Thomas Günther, der hier für den Naturschutzbund (NABU) aktiv ist, hofft, ein paar von ihnen orten und bei der Jagd auf Insekten beobachten zu können. Damit das gelingt, hat er einen Bat-Detektor dabei, der die Ultraschalllaute der Tiere hörbar macht. Der altertümliche Kasten ist zwar unhandlicher als neuere Modelle, dafür aber etwas lauter. Das macht sich bei großen Teilnehmerzahlen bezahlt. Noch ist alles ruhig.

Fledermausschwangerschaft ist für Naturschützer Schlüsselerlebnis gewesen

Während die Dämmerung einsetzt, berichtet Thomas Günther von der ersten Fledermausschwangerschaft, die er miterlebt hat. Bei einem in Pflege befindlichen Weibchen konnte er beobachten, dass sich der Nachwuchs nicht durch eine Zunahme des Bauchumfangs bemerkbar macht, sondern sich am Rücken abzeichnet. „Das mitzuverfolgen und zu sehen, wie die Mutter die Kleinen säugte, war eines der Schlüsselerlebnisse, die dazu geführt haben, dass ich diese Wesen so liebe und versuche, etwas von der Faszination für sie weiterzuvermitteln“, erklärt der ehrenamtliche Fledermausschützer.

Dann schlägt der Detektor aus. „Das war ein Abendsegler“, erkennt der Experte sofort. Jede Art hat ihre eigene akustische Signatur. Zu hören sind am Seeufer später auch vereinzelte Zwerg- und Rauhautfledermäuse. Sehen lassen sie sich nicht. „Normalerweise müssten hier überall Zuckmücken unterwegs sein“, analysiert Günther die Lage. „Heute ist es wohl selbst denen zu warm und wenn die Insekten ausbleiben, machen auch die Jäger Siesta.“ Umso mehr Zeit bleibt für die Beantwortung von Fragen und kenntnisreiche Ausführungen zu Paarungsverhalten und Orientierungssinn der fliegenden Nachtschwärmer. Unzufrieden ist am Ende niemand. Es war ein schöner Abend. Torsten Schmiegel und Thomas Günther machen sich auf den Nachhauseweg. Da plötzlich zeigt sich unter den Laternen ein Fledertier. Rasch ist das Ortungsgerät wieder im Anschlag. Das Ergebnis überrascht auch die Experten: eine Breitflügelfledermaus. Diese Art wurde am Max-Eyth-See zuvor noch nicht dokumentiert.