Die Hightech-Initiative Bwcon der baden-württembergischen Wirtschaft feiert ihren 20. Geburtstag – der einstige Pionier bei dem Thema ist heute ein viel vernetzter Partner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - 20 Jahre sind im Zeitalter der Informationstechnologie eine halbe Ewigkeit. Als im Jahr 1997 die Wirtschaftinitiative Bwcon gegründet wurde, die Wissen und Kompetenzen rund um die IT in Baden-Württemberg stärken sollte, sah die digitale Welt noch ganz anders aus. Man habe ermittelt, dass zwar fast Dreiviertel der mittelständischen Firmen im Land im Internet zugange seien, doch Zugriff hätten meist nur die Mitarbeiter der EDV-Abteilungen, sagte damals Menno Harms, der heutige Aufsichtratsvorsitzende der Hewlett Packard GmbH und einer der Gründervorstände. Den anderen Arbeitnehmern sei der Zugang verboten. Das sei doch ein „Unding“, fügte er hinzu. Internetverbote für Mitarbeiter? Das wirkt heute grotesk.

 

Die Initiative Bwcon ist heute eine von vielen

Am Mittwoch (4.10.) feiert die Hightech-Initiative Bwcon ihren Geburtstag. Das Event, das in der neuen Stuttgarter Geschäftsstelle stattfindet, ist deutlich bescheidener als die große Party vor zehn Jahren, wo man im Stage Apollo-Theater im Stuttgarter SI-Zentrum am mehr als tausend Gäste einschließlich des Ministerpräsidenten eingeladen hatte. Doch das zeigt auch, dass das Thema Digitalisierung inzwischen zum Alltag gehört. „Bei der Gründung hatte Bwcon sicherlich mehr als nur ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Vorstand und Gründungsmitglied Michael Krug von der Beratungsgesellschaft 1CC. Als landesweite Begegnungs- und Vernetzungsplattform sei man aber auf gewisse Weise immer noch ein Pionier.

Es gibt im Land aber inzwischen eine Vielzahl privater, aber auch öffentlich finanzierter Initiativen, die das Thema Digitalrevolution bis in den hintersten Winkel das Landes und bis hin zu kleinen und mittleren Firmen aufgreifen. Das Logo von Bwcon als Partner ist heute an vielen Stellen zu finden, ob bei der im März angekündigten Initiative Cloud-Mall, die kleine und mittlere Firmen in die Internet-Cloud bringen soll, oder bei einem ebenfalls in diesem Jahr lancierten Portal für Gründer in der Region Stuttgart. „Anfangs kamen die meisten Mitglieder aus der IT-Branche und waren in der Region Stuttgart angesiedelt. Das hat sich nach und nach stark verändert“, sagt Krug.

Das Netz der Bwcon-Büros wird weiter ausgebaut

Was vor zwei Jahrzehnten mit eher größeren Firmen begann, ist heute auf ein breites Spektrum von größeren und kleineren Unternehmen bis hin zu Universitäten und Einzelpersonen angewachsen. Geschäftsstellen gibt es heute in Stuttgart, Freiburg und seit 2016 in Villingen-Schwenningen. Weitere sind in Planung, etwa in den Regionen Bodensee, Rhein-Neckar und Ulm.

Es geht immer noch um Information und gegenseitige Vernetzung. „Die Rolle der Start-up-Förderung hat deutlich an Gewicht gewonnen, zumal in unserem Bundesland ein erheblicher Nachholbedarf besteht“, sagt Krug. Gerade bei Investoren aus dem mittelständischen Unternehmertum müsse noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. „Es ist sicher gut, dass Bwcon nicht mehr alleine am Markt der Gründungs- und Innovationsförderer kämpft.“ Wichtig sei aber hier die Seriosität, die leider nicht in allen Fällen gegeben scheine.

Das Thema Start-ups ist immer wichtiger geworden

Im November wird die Hightech-Initiative Bwcon wie seit 1998 wieder den CyberOne Award verleihen, einen der wichtigsten Preise in Baden-Württemberg rund um das Thema Start-ups, Technologie und Innovation. Dazu kommt das international ausgerichtete Green Innovation and Investment Forum (GIIF) für ökologisch ausgerichtete Start-ups. Man fördert auch innovative Formate wie den 2015 lancierten Start-up-Accelerator Arena42, der in seiner aktuellen, bis 2018 gehenden Runde junge Start-ups aus dem Agrarbereich nach vorne bringen will. Zurzeit baut man zusammen mit den Wirtschaftfördern aus Stuttgart und der Region sowie der Universität Stuttgart im Wizemann Space Stuttgart, den so genannten M.Tech Accelerator auf, der Start-ups rund um das Thema Mobilität unterstützen soll.

Jedes Jahr würden rund 400 Gründer von Bwcon beraten, etwa 100 bis 150 Start-up-Projekte würden anschließend weiterbetreut, sagt Marc König, der bei der Bwcon als Berater für Geschäftsentwicklung tätig ist. „Es wird hier immer wichtiger, Gründer mit Investoren zusammenzubringen“, sagt König. Manches an der Arbeit, sei aber in der Öffentlichkeit gar nicht so sichtbar: „Wir arbeiten auch viel mit etablierten Firmen zusammen, was außen gar nicht so wahrgenommen wird.“ Immer mehr Aktivitäten der Hightech-Initiative Bwcon seien auch international ausgerichtet - der auf Englisch ausgeschriebene Start-up-Wettbewerb GIIF ist dafür nur ein Beispiel.

Profil Bwcon

Gründung – Gegründet wurde Bwcon im Jahr 1997 mit 35 Firmen. Dazu gehörten beispielsweise Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Porsche, Zeiss, HP, IBM, SAP und Trumpf. Zurzeit sind es 575 Mitglieder, nicht mehr nur Unternehmen, sondern auch Hochschulen und Einzelpersonen.

Idee – Initiiert wurde der Verein von Menno Harms, dem damaligen Chef von Hewlett-Packard, der sich die Vernetzung im Silicon Valley zum Vorbild nahm. Unterstützt wurde das Projekt von der damals neu gegründeten MFG Innovationsagentur des Landes Baden-Württemberg.

Leistungen – Die Mitglieder umwirbt man mit der Möglichkeit zur Kontaktvermittlung, mit Expertenaustausch und der Unterstützung bei Projektkooperationen und Förderprogrammen sowie der Vermittlung von Fachkräften. Einen Schwerpunkt bildet die Gründungs und Wachstumsberatung und der Zugang zu Investoren. Immer wichtiger wird auch die Kontaktvermittlung zwischen Start-ups und etablierten Firmen.