Bosch will sein Werk, das Abgasreinigungssysteme für Bau- und Landmaschinen herstellt, Ende kommenden Jahres schließen. 200 Mitarbeiter sind betroffen.

Stuttgart - Der Zulieferer Bosch schließt ein Werk im saarländischen Neunkirchen mit rund 200 Mitarbeitern. An diesem Standort stellt Bosch Systeme zur Abgasreinigung von Schiffen, Bau- und Landmaschinen her. Ein großer Kunde sei abgesprungen, neue Abnehmer konnten nicht gewonnen werden – mit diesen Worten habe die Geschäftsleitung die Schließung gegenüber dem Betriebsrat begründet. Mitte bis Ende 2017 laufe der Vertrag mit dem Großkunden aus; Ende 2017 soll das Werk geschlossen werden. Die Vertreter der Arbeitnehmer kündigten ihren Widerstand gegen die Pläne an. Eine „sozialverträgliche Abschiebung“ der Betroffenen in die Arbeitslosigkeit komme für den Betriebsrat nicht in Frage, sagte Axel Busch, der Betriebsratsvorsitzende des Standortes. Bosch müsse seiner sozialen Verantwortung nachkommen, fordert er – und denkt dabei an alternative Technologien.

 

Deutz springt ab

Die Bosch Emission Systems GmbH (BESG) wurde ursprünglich als Gemeinschaftsunternehmen von Bosch, dem Motorenhersteller Deutz und dem Abgasspezialisten Eberspächer gegründet. Ende 2013 kündigten die Stuttgarter, die 55 Prozent der Anteile hielten, an, dass sie künftig alleiniger Gesellschafter sein werden. Wenn man die BESG „aus dem Konstrukt Joint-Venture“ löse, könne man flexibler agieren, hieß es damals als Begründung. Mit den bisherigen Partnern Deutz und Eberspächer wollte man weiterhin im Rahmen von Kunden- und Lieferverträgen zusammenarbeiten. Doch die Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. Nun ist auch Deutz als Großkunde abgesprungen. Der Kölner Motorenhersteller habe sich für einen anderen Lieferanten entschieden, der die Abgasnachbehandlungssysteme um rund 20 Prozent günstiger anbiete, habe die Geschäftsleitung dem Betriebsrat mitgeteilt. BESG ist ein kleiner Spieler auf dem Markt für die Abgasreinigung. Die großen Konkurrenten sind Eberspächer in Esslingen, Boysen in Altensteig/Schwarzwald, die französische Faurecia und der US-Konzern Tenneco. Größe bringt in diesem materialintensiven Geschäft deutliche Vorteile – nicht zuletzt Mengenrabatte beim Einkauf der Materialien. Diesen Größennachteil konnte Bosch nicht wettmachen. Die wirtschaftliche Lage in dem Geschäft sei angespannt, schreibt Bosch in einer Mitteilung. Anscheinend ist das Werk – trotz Fortschritten – nie aus den roten Zahlen gekommen. Die BESG ist Mieterin in einem Gebäude, das vom Saarland als Bauherren errichtet wurde.

Die Zukunft der Mitarbeiter ist offen. Nur rund die Hälfte der Beschäftigten haben einen Rückkehrgarantie in den Konzern, erläutert Betriebsratschef Busch. Aber auch an den übrigen Standorten im Saarland scheint die Lage angespannt zu sein. Bosch Rexroth will bis Ende 2018 im Nahe gelegenen Homburg 160 Stellen streichen. Diese Abbau steht im Zusammenhang mit den bereits angekündigten Einsparungen bei den mobilen Anwendungen, also Antriebs- und Steuerungssysteme, dank derer sich etwa die Schaufel eines Baggers hebt und senkt.