Nach leidenschaftlichem Kampf verliert der VfB Stuttgart das DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern München mit 3:2. Die Bayern tragen sich mit dem Gewinn des Triples in die Geschichtsbücher ein.

Berlin - Mit langen Schritten ist Sven Ulreich in der Nachspielzeit des DFB-Pokalfinales nach vorne gerannt. Auch der VfB-Torhüter wollte mithelfen, das Unmögliche möglich zu machen. Doch erst scheiterte Shinji Okazaki, dann parierte der Bayern-Schlussmann Manuel Neuer den Kopfball von Serdar Tasci. Und dann war das Spiel vorbei und der große Traum der Stuttgarter geplatzt.

 

Das Fußballwunder im Berliner Olympiastadion ist ausgeblieben. Mit 2:3 (0:1) hat der VfB Stuttgart das DFB-Pokalfinale gegen den großen Favoriten FC Bayern verloren – dabei aber eine sehr couragierte Leistung geboten. Nach einem 0:3-Rückstand kam das Team von Bruno Labbadia in einem hochinteressanten Spiel noch einmal zurück und stand kurz vor einer möglichen Verlängerung. Mit letzter Kraft retteten sich die Münchner ins Ziel und durften nach dem Gewinn der Meisterschaft und der Champions League das historische Tripel feiern.

Ulreich rettet gleich am Anfang

Erwartungsgemäß hatten die Bayern, bei denen Mario Gomez im Angriff für Mario Mandzukic spielte, in der Anfangsphase mehr vom Spiel. Schon nach zwei Minuten wären sie beinahe in Führung gegangen, als Arjen Robben von rechts in die Mitte passte. Der VfB-Torwart Sven Ulreich lenkte den Ball knapp am eigenen Tor vorbei.

Immer wieder versuchte der Rekordmeister über die Außen zu kommen – nur schwer waren die schnellen Robben und Franck Ribéry für die VfB-Verteidigung zu stoppen. Im letzten Moment klärte der Kapitän Serdar Tasci nach zwölf Minuten gegen Ribéry, während Ulreich gegen den allein auf ihn zulaufenden David Alaba auf dem Posten war (27.).

Bayern leistet sich Nachlässigkeiten in der Abwehr

In der Abwehr jedoch leisteten sich die Münchner eine Wochen nach dem Triumph in der Champions League einige Nachlässigkeiten. Der VfB legte nach rund zehn Minuten seine Anfangsnervosität ab und stellte sich keineswegs nur in die Abwehr. Vielmehr nutzte die Mannschaft immer wieder mutig den Weg nach vorne und kam durch den spielstarken Maxim zu ihrer ersten großen Chance: Nach einer Flanke von Ibrahima Traoré schoss der Rumäne nur ganz knapp am linken Torpfosten vorbei.

Nach 22 Minuten wurde es im Bayern-Strafraum erneut brenzlig: Im Anschluss an einen Maxim-Freistoß rettete der Nationaltorhüter Manuel Neuer zunächst mit einem Reflex den von Bastian Schweinsteiger abgefälschten Ball und war auch beim Nachschuss von Georg Niedermeier auf der Posten. Eine Führung für den VfB wäre in dieser Phase nicht einmal unverdient gewesen.

Seite 2: Fans feiern den VfB stürmisch

Nach einer halben Stunde jedoch erhöhten die Bayern das Tempo. Glück hatte der VfB, als es keinen Elfmeter gab, als Serdar Tasci im Strafraum gegen Arjen Robben einen Schritt zu spät kam (31.). Dafür pfiff der Berliner Schiedsrichter Manuel Gräfe fünf Minuten später, nachdem der Bayern-Kapitän Philipp Lahm bei einem Laufduell mit Traoré zu Fall gekommen war. Thomas Müller verwandelte den Strafstoß zum 1:0 für den großen Favoriten, der kurz vor der Pause fast erhöht hätte: Antonio Rüdiger, der auf der rechten Abwehrseite des VfB den Vorzug gegenüber Gotoku Sakai erhalten hatte, blockte im letzten Moment einen Schuss des bis dahin blassen Gomez ab (45.).

Die Hoffnung auf eine Wende im zweiten Abschnitt währte nur drei Minuten, dann schlugen die Münchner zum zweiten Mal zu: Im Anschluss an einen dieser rasanten Ballstafetten über außen spielte Lahm den Ball von rechts präzise in die Mitte, wo Gomez bei seiner zweiten Chance nur den Fuß hinhalten musste (48.).

Dem VfB droht ein Debakel - doch das wendet er ab

Nach Belieben kontrollierten die Bayern vor 75.000 Zuschauern in dieser Phase Ball und Gegner. Wieder war Gomez, der frühere Stuttgarter, zur Stelle und erzielte das 3:0, indem er einen Querpass von Müller verwertete. Kurz darauf wurde der zweifache Torschütze ausgewechselt – stürmisch gefeiert von den Bayern-Fans, ausgepfiffen vom VfB-Anhang. Wenig später nahm der VfB-Trainer den völlig überforderten Cristian Molinaro vom Feld, nachdem alle drei Tore über die linke Abwehrseite des Italieners entstanden waren.

Es drohte ein Debakel – doch mit dem Mute der Verzweiflung fand der VfB noch einmal ins Spiel zurück. Per Kopf erzielte Martin Harnik nach einer Flanke des eingewechselten Sakai das 1:3 und gab das Signal zur Aufholjagd. Vergeblich reklamierten die Stuttgarter zunächst einen Elfmeter, als Jerome Boateng der Ball im eigenen Strafraum an die Hand sprang (79.).

Am Schluss will der Ball einfach nicht noch einmal über die Linie

Nur eine Minute später folgte er dann aber, der zweite VfB-Treffer: Erneut war Harnik zur Stelle, nachdem zuvor der eingewechselte Shinji Okazaki den linken Pfosten getroffen hatte. Wütend berannte der VfB in den Schlussminuten das Münchner Tor – doch der Ball wollte nicht noch einmal über die Linie. Nach dem Schlusspfiff sanken die Stuttgarter enttäuscht zu Boden, wurden von ihren Fans aber wieder aufgebaut. Stürmisch feierten sie ihre Mannschaft für eine starke Leistung. Auch VfB-Sportdirektor Fredi Bobic war sichtlich stolz: „Man kann sehr stolz sein auf die Jungs. Das war erste Sahne, was sie heute abgeliefert haben. Es war sehr interessant, die Bayern mal zittern zu sehen.“

Die Reaktion von VfB-Trainer Bruno Labbadia sah ganz anders aus: „Die Enttäuschung bei uns allen ist groß. Der zweite Platz in so einem Wettbewerb ist immer Mist. Wir müssen anerkennen, dass Bayern das Spiel wegen seiner größeren individuellen Klasse für sich entschieden hat.“ Dabei bekam sein Team selbst von Arjen Robben Lob: „Wir haben eine super Mannschaft und ich bin stolz, ein Teil dieser Mannschaft zu sein. Kompliment an Stuttgart, aber wir haben es verdient.“ Bayern-Kapitän Philipp Lahm war die Erschöpfung nach dem Spiel anzusehen: „Es ist unglaublich, was die Mannschaft und der Trainer die gesamte Saison geleistet haben. Es waren harte Monate, aber jetzt haben wir uns dafür belohnt.“