Für Schlusslicht VfB Stuttgart zieht sich die Schlinge immer weiter zu. Die Schwaben spielten in der Partie gegen Borussia Dortmund wie ein Absteiger. Der BVB klettert dagegen Richtung obere Tabellenhälfte der Fußball-Bundesliga.

Stuttgart - An dieses Bild hat sich Robin Dutt gewöhnen müssen. Die Partie ist vorbei. Niedergeschlagen stehen seine Spieler auf dem Feld. Die Zuschauer sind ebenfalls frustriert, nachdem der VfB Stuttgart ein weiteres Heimspiel verloren hat – jetzt mit 2:3 gegen Borussia Dortmund. Wieder nichts! Dutt schüttelt den Kopf. Der Manager weiß, dass der Abstieg in die zweite Liga immer näher rückt. „Wer ganz unten steht, geht nicht gerade mit viel Selbstvertrauen in ein Spiel“, sagt er.

 

Es ist eine extrem schwierige Saison für den VfB, noch bedrohlicher als in den vergangenen Jahren, in denen das Abstiegsgespenst schon zum Stammgast in der Mercedes-Benz-Arena geworden ist. Drei Punkte beträgt der Rückstand zum Vorletzten Hertha BSC bereits. Die Probleme fangen in der Vereinsführung an, die seit längerer Zeit kein erfolgsversprechendes Zukunftsmodell mehr bieten kann, und setzen sich in der Mannschaft fort, die ein Produkt dieser Politik in der Chefetage ist. So bedingt das eine das andere – und das Ergebnis lautet: letzter Tabellenplatz.

Um in dieser kritischen Situation wenigstens einen frischen Impuls zu setzen, handelte der Trainer Huub Stevens, indem er seine Anfangsformation auf drei Positionen im Vergleich zur 1:2-Niederlage vor einer Woche bei 1899 Hoffenheim änderte. Der Neuzugang Serey Dié ersetzte den gesperrten Kapitän Christian Gentner. Weiter hieß es in der gewohnt sehr defensiven Ausrichtung: Oriol Romeu und Moritz Leitner raus, Carlos Gruezo und Daniel Schwaab rein. Auf diese Weise sollte die beängstigende Serie gestoppt werden, nachdem der Elf seit dem 3:3 am 18. Oktober gegen Leverkusen kein einziger Treffer vor eigenem Publikum mehr gelungen war – sage und schreibe sechs Spiele lang und insgesamt 554 Minuten. Das gab es noch nie in der Vereinsgeschichte seit 1893.

Dortmund klar überlegen

Eine solche Flaute sorgt für Verunsicherung und lässt das Stimmungsbarometer auf den Nullpunkt sinken. Entsprechend zaghaft wirkte, was der VfB versuchte, um die zuletzt zweimal siegreiche Borussia in Verlegenheit zu bringen. So war es kein gelungenes Unterhaltungsprogramm für die frierenden Fans im ausverkauften Stadion.

Erstmals gefährlich wurde es für den VfB in der zwölften Minute, als Sven Ulreich einen Kopfball von Nuri Sahin parierte. Die Borussia war klar überlegen gegen einen viel zu passiven VfB, der nicht selten zu dem unschönen Stilmittel eines Befreiungsschlags griff, um den Druck des Gegners etwas abzuschwächen. Konstruktive Angriffe gab es nicht, von Ideen ganz zu schweigen. Fast schien es so, als sei der VfB auf den Platz gegangen – mit dem einzigen Ziel, dass der Schlusspfiff bald ertönen möge und dass das 0:0 irgendwie verteidigt ist.

Das konnte aber nicht funktionieren. Die Konsequenz war das 0:1, das Pierre-Emerick Aubameyang nach einem Pass von Shinji Kagawa erzielte (25.). Aus heiterem Himmel fiel der Ausgleich. Florian Klein verwandelte einen Foulelfmeter, den Sahin gegen Georg Niedermeier verursacht hatte (32.). Der Dortmunder hatte sogar großes Glück, dass er für seine Attacke nicht die Rote Karte sah.

Erstes Heimtor unter Stevens

Ein Heimtor nach 586 Minuten, das erste Heimtor überhaupt unter Stevens, ein Tor durch einen Strafstoß. Macht nichts, sagten sich die Borussen – und konterten durch Ilkay Gündogan, der Ulreich überwand, wobei der Keeper keine gute Figur machte (39.). Es war zu wenig. Nicht nur, dass die Borussia spielerisch deutlich besser war – sie gewann auch mehr Zweikämpfe als der hilflose und harmlose VfB. Trotz des Rückstands reagierte Stevens in der Pause nicht mit einem Wechsel, der dem Team einen offensiveren Anstrich hätte geben können. Die Nationalspieler Vedad Ibisevic, Filip Kostic und Alexandru Maxim blieben zunächst auf der Bank. So änderte sich an der Rollenverteilung nichts. Kagawa hatte eine Gelegenheit, aber er schoss Ulreich an (53.). Kurz danach durfte Leitner für Gruezo ran – Mittelfeldspieler für Mittelfeldspieler, kein Stürmer.

Dabei lag der VfB hinten, aber die Mannschaft tat weiter wenig, um Akzente zu setzen. Keiner übernahm Verantwortung, alles lief nach Schema B – B wie berechenbar. Erst spät probierte es Stevens noch einmal mit Ibisevic und Kostic – vergeblich. Marco Reus erzielt das 3:1 (88.), ehe Niedermeier noch verkürzte (90.). „Wir hätten nicht so viele leichte Fehler machen dürfen“, sagte Dutt. Am nächsten Samstag steht jetzt die Partie in Hannover auf dem Programm. Dann kommt Hertha BSC nach Stuttgart. Der VfB steht mit dem Rücken zur Wand. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.