Das Sommerwetter hat Deutschland einen neuen Temperaturrekord beschert: So heiß war es noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881.

Offenbach - Die Hitzewelle hat Deutschland einen neuen Temperaturrekord beschert. Im bayerischen Kitzingen wurden am Sonntag 40,3 Grad gemessen, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes sagte und damit einen Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“ bestätigte. Das ist die höchste jemals gemessene Temperatur in Deutschland seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Die bislang höchste jemals gemessene Temperatur in Deutschland betrugt 40,2 Grad.

 

Am bislang heißesten Wochenende des Jahres kamen bundesweit mindestens zwölf Menschen bei Badeunfällen ums Leben. Strände und Seen erlebten einen gewaltigen Ansturm. Auch an Land hatte die Hitze gefährliche Folgen. So kollabierten viele Erntearbeiter auf einem Feld. Waldgebiete und Wiesen brannten. Etliche Fernzüge fielen wegen defekter Klimaanlagen aus. Auf die Hitze folgten in einigen Regionen Unwetter. Zwei Menschen wurden am Sonntag durch Blitze verletzt. Bäume stürzten auf Autos, Starkregen flutete Keller und Straßen.

Rimini-Feeling an den Küsten

Doch Hoch „Annelie“ bescherte vielen Menschen aber auch ein perfektes Wochenende. Freibäder, Eisdielen und Biergärten waren ebenso heiß begehrt wie Brunnen und Planschbecken. Rimini-Feeling gab es an den Küsten: Die Ostsee sei „ihrem Ruf als besseres Mittelmeer“ an diesem Wochenende gerecht geworden, sagte ein Sprecher des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Die Strände seien „pickepackevoll“ gewesen.

An diesem Montag soll eine Kaltfront für etwas Abkühlung sorgen, bevor am Dienstag die Temperaturen wieder auf mehr als 30 Grad klettern. Der DWD rechnete mit schweren Unwettern in Westdeutschland. Auch Tornados seien möglich.

Unter den Badetoten waren am Wochenende Kinder und Jugendliche: In Bayern ertrank ein Vierjähriger in einem Baggersee. Am Rheinufer in Köln wurde ein Sechsjähriger beim Spielen von der Strömung erfasst. In einem Naturfreibad in Siegen ertrank ein Jugendlicher. Badetote meldeten auch Baden-Württemberg, Hessen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft rief dazu auf, nur in bewachten Gewässern zu schwimmen. Bei Unfällen spiele oft Leichtsinn eine Rolle. Im letzten Jahr starben laut DLRG 392 Menschen beim Schwimmen in Deutschland, meist in Flüssen und Seen.

Wegen der großen Hitze fielen allein am Sonntag bundesweit mindestens 19 Fernzüge der Deutschen Bahn aus. Zudem habe es bis zum Nachmittag 32 Ausfälle auf Teilstrecken gegeben, weil die Klimaanlagen in den ICEs und ICs nicht mehr funktionierten, sagte ein Bahnsprecher in Berlin. Sieben Ersatzzüge wurden demnach eingesetzt. Viele Reisende mussten lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Die Tropen-Hitze brachte in einigen Regionen bereits Unwetter. In Hattingen am Rande des Ruhrgebiets wurden zwei Menschen vom Blitz getroffen und schwer verletzt. In Thüringen kippte eine Windböe auf der Autobahn 4 nahe Mellingen einen Lastwagen um. Das Führerhaus hing über einer Brücke und drohte in die Tiefe zu stürzen. Der Fahrer wurde gerettet. Am späteren Nachmittag löste heftiger Regen unter anderem in Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Niedersachsen mehrere Rettungseinsätze aus. Teilweise gab es laut Deutschem Wetterdienst auch heftigen Hagel. Innerhalb von 24 Stunden gingen bis zum Sonntagnachmittag 65 255 Blitze über Nordrhein-Westfalen nieder, berichtete der Deutsche Wetterdienst in Essen.