Carola und Wolfgang Müller waren dabei, als die Tanzsportabteilung des KV Plieningen gegründet wurde. 25 Mal legten sie die Prüfung zum Deutschen Tanzsport-Abzeichen ab – und meisterten auch die Prüfungen des Lebens Seite an Seite.

Plieningen - Die Metapher, das Leben sei ein fortwährender Tanz, ist schnell gezogen: Mal geht es zügigen Schrittes voran, mal ist es ein Sich-im-Kreise-Drehen oder ein Auf-der-Stelle-Wiegen, bald geht es vorwärts, dann wieder zurück. Beim Ehepaar Carola und Wolfgang Müller drängt sich dieses Bild umso mehr auf: Sie können zurückblicken auf 40 Jahre aktive Mitgliedschaft in der Tanzsportabteilung des KV Plieningen und auf 57 Jahre Leben Seit an Seit. Und sie beweisen: Zusammen tanzt es sich meist besser als allein – auch durchs Leben.

 

Als der damalige Vorsitzende des KV Plieningen, Emil Herre, 1975 die Tanzsportabteilung initiierte, und zum Schnuppern eingeladen wurde, war den Müllers klar: „Da machen wir mit“, wie Carola Müller sagt. „Getanzt haben wir immer gern, die Kinder waren inzwischen groß genug, um auch mal allein zu bleiben, und es war hier im Ort. Das war natürlich genial“, sagt sie.

Eine schöne Zeit

Von da an waren die Müllers jede Woche beim Tanzen, oft sogar an zwei Abenden: mittwochs zum Tanzen mit Trainer, montags zum freien Training. „Wenn es nichts Außergewöhnliches gab, waren diese Tage im Kalender fix“, sagt Carola Müller, während ihr Mann immer wieder in Erinnerungen schwelgend einwirft: „Das war eine schöne Zeit.“ Besonders gefallen hätten ihm immer die Posen: „Sie rauszulegen und wieder reinzukippen. Das war schön.“

Ihre ersten gemeinsamen Schritte auf dem Tanzparkett machten die Müllers allerdings schon lange, bevor es die Tanzsportabteilung gab: „Ich hatte gerade mit den Tanzstunden angefangen, da lernte ich ihn kennen. Dass ich ihn gleich mit zum Abschlussball brachte, war für meinen Tanzpartner natürlich nicht schön“, erzählt Carola Müller mit einem Kichern. Das war 1958. Drei Jahre später heirateten die beiden. Doch auch wenn das Tanzen bei ihr „immer im Hinterkopf“ gewesen sei, fehlte es fürs häufigere Ausgehen anfangs „an dem zwischen Daumen und Zeigefinger“, wie sie sagt. Und dann standen die Kinder und das gemeinsame Geschäft, eine Ford-Vertretung, im Vordergrund. So blieb Wolfgang Müllers Tanzstil eine ganze Weile eher ein Schwofen – „ein Schmetterlingsschwofen“, wie seine Frau sagt und dazu lachend die angewinkelten Arme auf und ab bewegt. Richtig gelernt habe er es dann beim Trainer Dieter Kilgus: „Der hat einen geschnappt, egal ob Mann oder Frau, und an den Oberarmen durch den Raum geschoben“, erinnert sich der stattliche Mann, dessen Frau ihn auch mal als „der lange Müller“ bezeichnet.

Immer gut zusammen getanzt

Außer den Walzer, bei dem es ihr „immer so schlecht“ wurde, haben die Müllers alle Standardtänze gerne getanzt, am liebsten aber den Slowfox. 25 Mal haben sie die Prüfung zum Deutschen Tanzsport-Abzeichen erfolgreich absolviert. Und gleichviel, welche Schrittfolge anstand, eines galt für das Ehe- und Tanzpaar Müller immer: Tanzen ist Tanzen – und Krach ist Krach. „Wir haben das vorher ausgemacht, dass wir zum Tanzen gehen, auch wenn wir uns vorher gekabbelt hatten, sonst hätten wir es gleich lassen können. Und danach war es immer vergessen. Wir haben immer gut zusammen getanzt“, sagt Carola Müller.

Inzwischen geht die 74-Jährige ohne ihren zehn Jahre älteren Mann zu den Übungsstunden. Wegen der Gesundheit musste er das Tanzen aufgeben. Nach vielen Jahren der aufeinander abgestimmten Bewegungen ist das nicht leicht: „Es gibt Kleine, Große, Dicke, Dünne. Aber man ist halt mit seinem Partner eingetanzt“, sagt sie. Doch die Müllers lassen sich von den Rhythmuswechseln des Lebens nicht aus dem Takt bringen: „Man muss zufrieden sein und sagen: Es war schön.“

Tanzen beim KV Plieningen

Das freie Training ist montags von 20 Uhr an in der Zehntscheuer, Mönchhof 7. Mittwochs trainieren zwischen 19 und 22 Uhr drei Gruppen jeweils eine Stunde lang. Weitere Informationen gibt es unter www.kv-plieningen.de/tanzen/