Seit 1965 finden Jugendliche im Jugendhaus Heslach Ansprache, Beschäftigung, Spiel und Spaß. In diesem Jahr feiert die Einrichtung ihr 50-jähriges Bestehen mit einem großen Fest am 17. Oktober. Für die Zukunft hat das Jugendhaus auch geplant: ein Neubau soll das baufällige und nicht behindertengerechte Gebäude ersetzen. Bis Ende des Jahres soll der Gemeinderat entscheiden, ob das Projekt umgesetzt wird.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Heslach
Wir wünschen uns eine schöne, lockere Atmosphäre mit vielen Besuchern von gestern, heute und morgen“, sagt Martin Wiltschek, der Hausleiter in Heslach, über die Feierlichkeiten, die am 17. Oktober stattfinden. Er freue sich bereits darauf, viele Geschichten über das Jugendhaus zu hören, die noch aus den Anfangszeiten sind. An diesem Tag zeigt das Jugendhaus ab 12 Uhr seine Angebote in den verschiedenen Bereichen, zudem gibt es Kinderschminken, ein Quiz und das Spielmobil für die Kleinsten. Abends soll gemütlich zusammengesessen werden bei Livemusik von Bands, die in den Räumen des Jugendhauses proben. Tagsüber gibt es Kuchen und Catering durch das Generationenhaus, abends gibt es Gegrilltes.

 

Schwerpunkte haben sich verlagert

1965 begann die Geschichte des Jugendhauses in der Böblinger Straße 92. Ein Jahrzehnt Überlegungen und Planungen waren der Eröffnung vorausgegangen. „Die lange Wartezeit ist auch darin begründet, dass es hieß, das bereits in den 50er Jahren eröffnete Jugendhaus Mitte sei für die Kinder und Jugendliche gut erreichbar“, erzählt Ingo-Felix Meier, Bereichsleiter Kinder- und Jugendeinrichtungen der Stuttgarter Jugendhaus gGmbH. „Es wurden damals viele Räumlichkeiten geprüft, bevor man sich für diesen Standort entschied“, ergänzt Wiltschek. Das Gebäude, das bereits im 19. Jahrhundert erbaut wurde, sollte eigentlich nur eine Übergangslösung sein, doch es kam anders; seit mittlerweile 50 Jahren können Jugendliche hier spielen, basteln, musizieren, lernen und mehr.

Die Schwerpunkte der Angebote im Jugendhaus hat sich über die Jahre verändert. Zu Beginn lag der Fokus auf den Werkstätten, „es ging darum, den Jugendlichen eine sinnvolle Art der Beschäftigung anzubieten“, sagt Wiltschek. Vor allem in den 70er Jahren habe es viele politisch orientierte Angebote gegeben, stückweise kam immer mehr dazu. „Man sieht die gesellschaftliche Dynamik“, sagt Meier, „von sinnvollen Beschäftigungen in der Werkstatt über kulturelle und politische Veranstaltungen wie szenische Lesungen bis hin zur offenen Kinder- und Jugendarbeit hat sich das Jugendhaus entwickelt.“

Hilfe bei Liebeskummer und Jobsuche

Die Schwerpunkte sind heute nach wie vor die Werkstattarbeit, die in Heslach mit der Medienwerkstatt zusammengefasst ist, der Musikbereich mit Proberaum und Tonstudio und Gruppenangebote wie etwa Jungs- und Mädchenspezifische Veranstaltungen. Der offene Bereich, in dem die Jugendlichen kommen und gehen können, wie sie möchten, hat über die Jahre enorm an Bedeutung gewonnen.

Das Jugendhaus ist seit Jahrzehnten fest im Stadtteil verankert. Kooperationen bestehen unter anderem mit dem Generationenhaus, der Schickhardt-Realschule und der mobilen Jugendarbeit. „Wir haben eine Bildungsfunktion, durch Workshops und AGs, die in Kooperation mit Schulen stattfinden, und wir möchten mit unseren Werkstattangeboten das kreativ-handwerkliche Geschick der Jugendlichen fördern“, sagt Wiltschek. Die intergenerative Arbeit in Kooperation mit dem Generationenhaus ist ein fester Bestandteil des Programms. Regelmäßig reparieren Jugendliche und Senioren zusammen Computer in der „Hardware-Station“ des Jugendhauses. Zudem ist das Jugendhaus Ansprechpartner, wenn die Jugendliche Probleme haben oder Hilfe benötigen. „Das geht von Liebeskummer bis zur Jobsuche“, sagt Wiltschek. Bei ersterem könne das Jugendhaus-Team selbst helfen, bei der Jobsuche vermitteln die Mitarbeiter dann die richtigen Kontakte.

Neubau soll baufälliges Haus ersetzen

Pläne für die Zukunft hat das Jugendhaus Heslach auch. Ein Neubau soll her. Das alte Haus ist mit seinen Treppen und schmalen Gängen nicht behindertengerecht, viele Räume sind schlichtweg zu klein. Den Wettbewerb haben die Heslacher Architekten Eberle und Gommel für sich entschieden. Das Projekt ist mit rund 6,7 Millionen Euro veranschlagt und liegt bereits dem Gemeinderat vor, der in den Haushaltsberatungen noch sein OK geben muss. Einen Teil der Finanzierung wird die Rudolf-Schmid-und-Hermann-Schmid-Stiftung übernehmen, welche Summe genau, ist noch nicht bekannt. Im dem neuen Gebäude soll auch die Stadtteilbibliothek ihren Platz finden. „Wir hoffen, dass wir bis Weihnachten wissen, ob das Projekt umgesetzt werden kann“, sagt Meier. Der Neubau soll die gleichen Räume wie das bestehende Jugendhaus bieten, sodass es Platz für die Werkstatt, den Proberaum und das offene Angebot gibt. Die Besucher des Jugendhauses blieben nicht ungefragt: „Wir haben unsere Jugendlichen an diesem Prozess beteiligt“, sagt Wiltschek. Sie durften Ideen und Wünsche für die Ausgestaltung des künftigen Jugendhauses äußern. „Da kamen richtig tolle Ideen zusammen“, so der Hausleiter.