Die 500-Euro-Banknote wird Ende 2018 abgeschafft. Bundesbürger und Unternehmen fangen bereits an, sich von ihren großen Scheinen zu trennen, heißt es in Finanzkreisen.

Frankfurt - Die Bundesbank bleibt dabei: „Der Produktionsstopp für die 500-Euro-Banknote ist kein Einstieg in die Abschaffung des Bargeldes.“ In einem am Montag in Frankfurt vorgelegten Fakten-Papier bekräftigt sie, dass Bargeld gesetzliches Zahlungsmittel bleibe und auch künftig eine wichtige Rolle beim täglichen Einkauf und als Wertaufbewahrungsmittel spielen werde. „Die Bundesbank bekennt sich weiterhin klar zum Bargeld“, heißt es in dem mehrseitigen Papier. Die deutsche Notenbank bezweifelt aber, dass die von der Europäischen Zentralbank (EZB) beschlossene Abschaffung des 500-Euro-Scheins ab Ende 2018 und die mögliche Einführung von Obergrenzen für die Zahlung mit Bargeld in Deutschland tatsächlich einen Beitrag zur Kriminalitäts- oder Terrorbekämpfung leisten kann.

 

Aus Finanz-Kreisen sickerte derweil durch, dass sich Bundesbürger, Unternehmen, Banken und Sparkassen seit etwa Mitte Februar nachdrücklich von 500 Euro-Scheinen trennen und sie bei der Bundesbank gegen 200 und 100 Euro-Banknoten tauschen. Während die Bundesbank 2015 noch neue 500-Euro-Banknoten im Wert von 3,12 Milliarden Euro in Umlauf gebracht habe, seien bis Mitte Mai Scheine im Gegenwert von mehr als 4,5 Milliarden Euro zurückgegeben worden, heißt es. Gleichzeitig habe die Bundesbank deutlich mehr 100 und 200 Euro-Banknoten ausgegeben. Die Bürger hätten angefangen, sich von den 500tern zu trennen, heißt es in Finanzkreisen.

Faktisch aber ist und bleibt der größte Euro-Geld-Schein auch nach der Einstellung der Produktion Ende 2018 gesetzliches Zahlungsmittel und wird von den Notenbanken im Euroraum auch zurückgenommen. Dem Vernehmen nach gibt die Bundesbank derzeit die zurückgegebenen Scheine nicht mehr in Umlauf. Wer ausdrücklich einen 500 Euro-Schein wolle, bekomme ihn aber.

Keine einheitliche Bargeld-Regelung in der Eurozone

Erhebliche Skepsis bringt die Bundesbank der Debatte über die Einführung von Obergrenzen für die Zahlung mit Bargeld entgegen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte einen Betrag von 5000 Euro in die Diskussion gebracht. Eine solche Grenze soll die Finanzierung von Terrorismus, Geldwäsche und Steuerhinterziehung erschweren. Ob dies tatsächlich helfe, sei aber unklar, heißt es im Papier der Bundesbank. Dazu gebe es auch keine Untersuchungen und „keinen signifikant nachweisbaren Zusammenhang zwischen dem Umfang der Schattenwirtschaft beziehungsweise der Kriminalität und der Verfügbarkeit von Banknoten in hoher Stückelung.“ Die Bundesbank unterstütze gleichwohl alle Maßnahmen, die kriminelle und terroristische Aktivitäten erschwerten.

Die Notenbank verweist auch darauf, dass in der Eurozone keine einheitliche Regelung gebe. 19 Euro-Länder nennen keine Obergrenzen für Barzahlungen. Nur sieben Staaten haben sie nach 2011 eingeführt: Sie reichen von 1000 Euro in Frankreich und Portugal, über 1500 Euro in Griechenland, 2500 in Spanien, 2999,99 Euro in Italien, 3000 Euro in Belgien bis zu 5000 Euro in der Slowakei. Die Folgen dieser Beschränkungen seien aber noch nicht untersucht worden, heißt es bei der Bundesbank. Rechtstreuen Bürgern solle ihr legitimes Interesse an informationeller Selbstbestimmung nicht durch Einschränkungen der Barzahlungen genommen werden. „Mit einer Barzahlungsobergrenze müssen sie von einem bestimmten Zahlungsbetrag an auf Giralgeld ausweichen, das kein Zentralbankgeld ist und daher Ausfallrisiken unterliegt“, betont die Bundesbank außerdem.

Nach Angaben der deutschen Währungshüter wurde die Einstellung der Produktion der 500 Euro-Scheine so gewählt, dass genügend Banknoten der anderen Stückelung gedruckt werden können. Experten zufolge kostet die Abschaffung des 500ters und die notwendige zusätzliche Herstellung von 200 und 100tern etwa eine halbe Milliarden Euro. Die Bundesbank wertet es im Übrigen als klares Indiz für die Beibehaltung des Bargeldes, dass die EZB auch für die zweite Banknotenserie wie geplant 200 und 100-Euro-Scheine drucken wird. Neue 5er, 10er und 20er Noten sind bereits ausgegeben.

Bundesbürger horten Banknoten

Aktuell sind Euro-Banknoten im Wert von rund 1070 Milliarden Euro – also von gut einer Billion in Umlauf. Der Wert der umlaufenden Scheine steigt im Schnitt pro Jahr um sieben Prozent. Der Zuwachs geht Angaben der Bundesbank zufolge vor allem auf Nachfrage aus dem Ausland zurück. Von den von der Bundesbank ausgegebenen, aktuell umlaufenden Scheinen im Wert von 552 Milliarden Euro werden etwa zehn Prozent für Bar-Zahlungen verwendet. Früheren Studien zufolge werden in Deutschland fast 80 Prozent aller Zahlungen bar abgewickelt, dies entspricht gut 50 Prozent der Umsätze im Handel.

Allerdings horten die Bundesbürger auch 20 Prozent der umlaufenden Banknoten – etwa um Niedrigzinsen aus dem Weg gehen. Weitere 20 Prozent befinden sich schätzungsweise in anderen Euro-Ländern, die restlichen 50 Prozent in Staaten außerhalb des Euroraums. Dort werde es offenbar geschätzt, Vermögen in einer wertstabilen Währung gegen Inflation zu schützen, vermutet die Bundesbank.