Mittags Regen als Beigabe zur 550 Meter langen Tafel mit 1514 Gästen, abends das Schauspiel „Die Wasserprobe“: Das Dorffest Armer Konrad in Beutelsbachist wahrhaft feucht-fröhlich gewesen

Weinstadt - Geht es im Remstal um die Wasserprobe, dann ist gemeinhin bekannt, was damit gemeint ist: jene historische Tat des Gaispeters aus Beutelsbach, der die neuen, fieserweise und zwecks höherem Steuerertrag leichter gestalteten Gewichte des Herzogs Ulrich im Mai 1514 demonstrativ in der Rems versenkt hat. Mit weitreichenden Folgen. Schwimmen sie, dann wären sie rechtens, gehen sie unter, dann sei der gemeine Mann im Recht, so lautete die sympathisch-schlichte Formel des Gottesurteils. Und die Rems hat zuverlässig mitgespielt.

 

Festmotto: „Konrad lebt!“

Die Wasserprobe ist denn auch am Wochenende eines der großen Themen gewesen beim quasi ortsweit angelegten historischen Dorffest in Beutelsbach zu Ehren des Armen Konrad. „Konrad lebt“, so lautete das auf Fahnen gestickte Motto derer, die sich selbst historisch irgendwo zwischen dem Stolz der am Beutelsbacher Kappelberg verorteten „Wiege Württembergs“ und der Ehre des Aufstands gegen einen Württemberger ansiedeln. Gegen jenen mörderischen Herzog Ulrich, dem trotz allem noch heute eine Straße in Beutelsbach gewidmet ist.

Dass samstags allerdings die Wasserprobe gleich in doppelter Form über die heutigen Beutelsbacher hereinbrechen würde, das war im Drehbuch für den kommunalen Höhepunkt der Festivitäten zum Aufstand des Armen Konrad nicht wirklich vorgesehen. Eine gigantische Festtafel ist am Samstag der Auftakt zum Festwochenende gewesen. Gemäß dem knitzen Humor, den zum Beispiel der Jazzclub Armer Konrad seinem Peter Gais zuschreibt. „Hätte er gesiegt, dann hätte er auch ein Riesenfest daheim gefeiert“, sind sie sich sicher. Und so waren die Jazzfreunde maßgeblich mit dabei, als es darum, ging eine 550 Meter lange Tafel quer durch den Ort zu ziehen. An ihr wurden exakt 1514 Gäste mit Krautsalat und Spanferkel bewirtet. Der Erlös der Schlemmerei geht – sonst droht Zoff mit dem Gaispeter – an soziale Zwecke.

Eine 550 Meter lange Tafel mit 1514 Gästen

Pünktlich eine halbe Stunde vor Start der mittelalterlichen Tafelei schickte Petrus allerdings einen länger andauerenden Regenguss. Die „Obrigkeit“ sei schuld, behaupteten prompt und mit Verweis auf die Historie die einen. Das könne wohl nicht sein, lautete das Gegenargument, weil Weinstadts aktueller Oberbürgermeister nahe des frisch (und mit Bürgers Geld) sanierten alten Rathauses mit 20 Besuchern aus den Partnerstädten in Polen und Frankreich ebenso „em Saich“ saß, wie die speisewilligen Untertanen.

Was dann beim unter Schirmen und improvisierten Unterständen durchgeführten 1514er-Mahl für den wetterbeständigen Teil der 1514 zahlenden Gäste ziemlich gut und mit herausragendem Krautsalat geklappt hat, das beschrieb am Abend der evangelische Pfarrer Rainer Köpf mit leicht Beutelsbach-patriotischer Schlagseite so: „Wenn’s not tut, rücken die Beutelsbacher halt zusammen.“

Für jenen Abend hatte denn auch der Regengott ein Einsehen. Beim Straßenschauspiel „Die Wasserprobe“, blieb das Nass von oben aus. Zunächst allerdings stand wieder das – mit Verlaub und untertänigst-schwäbischer Entschuldigung – prasssüchtige und mordlustige Adels-Büble Ulrich im Rampenlicht. Jene erste Szene mit dem kriegsgeilen Ulrich, so hat’s der nebenstehende Nachbar auf dem Marktplatz auf höflich-schwäbisch formuliert – „hot halt fast a bissle arg lang dauert“. Die emotionale Entschädigung war aber im Schauspiel der Hobby-Akteure anschließend der geballte Zorn der Beutelsbacher und die geglückte Versenkung der Gewichte. Womit der nachfolgende Festsonntag fast ohne jegliche historischen Hypotheken gerettet war.