Der Erzbischof von Freiburg und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz steht auf Mannheim.

 


In diesem Jahr ist in Mannheim der 98. Deutsche Katholikentag, sein Leitwort: Einen neuen Aufbruch wagen! Mein Lieblingsort Mannheim ist tatsächlich die Stadt des Aufbruchs: von einem einst von Fischfang, Landwirtschaft und vom Zoll geprägten Dorf mit wenigen Einwohnern über eine strategisch wichtige Militärfestung und eine vom kurfürstlichen Hof bestimmte Residenz mit wohlhabendem Bürgertum hin zu einer von Handel und Industrie geprägten Arbeiterstadt. Heute ist Mannheim die von modernsten Industrie-, Technik- und

Dienstleistungsformen bestimmte Universitätsstadt, die nordbadische Metropole. Und zugleich die Stadt mit den meisten katholischen Kirchen in der gesamten Erzdiözese Freiburg. Beides hängt eng miteinander zusammen! Denn christlicher Glaube will sich zum Wohl der Stadt einbringen, will Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Geist des Evangeliums prägen und Verantwortung für andere übernehmen. Mit dieser Stadt des Aufbruchs fühle ich mich seit Kindheit und Jugend aufs engste verbunden. Auf der Rheinau haben meine Eltern – nach Vertreibung und Flucht – ein Haus gebaut. Hier habe ich erlebt, wie eine Wechselwirkung zwischen Kirche und Stadt gut gelingen kann, wie sich christlicher Glaube und bürgerschaftliches Engagement gegenseitig ergänzen und bestärken. Wie Menschen – gerade auch in Zeiten großer Krisen und starker Umbrüche – immer wieder durch ihren Glauben den Mut und die Kraft entwickelt haben, Gesellschaft menschenfreundlich zu gestalten und das Zusammenleben einladend zu prägen. Mögen wir in diesem Sinn immer wieder einen neuen Aufbruch wagen: in Baden-Württemberg und weit darüber hinaus.