Der Familienverband Baden-Württemberg feiert sein 60-jähriges Bestehen. Seit 1979 ist Uto R. Bonde, der Vater des Stuttgarter Agrarministers, dessen Vorsitzender. Porträt eines Kämpfers für die Belange von Familien.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Als die Mutter an Krebs starb, war ihr jüngster Sohn Uto, geboren am 5. Februar 1946, 14 Jahre alt. Der Vater versammelte seine drei Söhne um sich und sagte: „Wir müssen jetzt zusammenhalten und uns durchschlagen. Und dass mir keiner eine Schand‘ macht.“

 

Das war eine lange Rede für den wortkargen Zöllner Clemens Bonde. Später zog er mit den Söhnen von Stühlingen im Südschwarzwald nach Freiburg im Breisgau. Irgendwann kam eine Stiefmutter ins Haus, die Bonde-Buben mochten sie und die Familie hatte wieder einen geordneten Rahmen.  

Wer einen Elternteil verliert, wird wahrscheinlich besonders empfindlich beim Thema Familie: So ist es bei Uto R. Bonde geblieben. 1970 ist er in den Deutschen Familienverband eingetreten, seit 1996 ist er Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg, der jetzt seinen 60. Geburtstag feiert. Mit Delegiertenversammlung und Festakt im Europapark in Rust und wohlwollendem Schulterklopfen – das zuweilen mehr eine verlegene Geste ist. Denn Interessenvertreter für die Familie werden weitaus weniger gerühmt als die Familie selbst, die als Stütze der Gesellschaft die Zierde mancher Sonntagsrede ist.

Verbandsvertreter wie Uto Bonde verlangen, dass den Worten Taten folgen und das kostet schon mal ein wenig Geld.   Die baden-württembergische Sozialministerin überbringt dem Familienverband die Geburtstagsgrüße nicht persönlich, auch der Schirmherr der Veranstaltung, Ministerpräsident Winfried Kretschmann wählte die Schriftform.

Der Draht ins Landeskabinett könnte persönlicher nicht sein

Dabei hat Uto R. Bonde einen persönlichen Draht ins Landeskabinett, sein Sohn Alexander ist Minister für den ländlichen Raum.   Wer Uto heißt, wird immer gefragt, was dieser Name bedeutet und warum er so geschrieben wird. Statt des t könne auch ein d stehen, beide Namen stammen vom altdeutschen „Udal“ oder „Uodal“ ab. Das eine meint Besitz oder Erbe, das zweite Wort bodenständig oder heimatverbunden.

Das passt auf den Namensträger, der schon seine Schulzeit in Freiburg verbracht hat. Dort hat er auch eine Lehre als Feinwerkmechaniker gemacht. Seine Bundeswehrzeit hat er nicht weit entfernt in Achern im Ortenaukreis verbracht.   Beim Militär habe er „viel gelernt“, sagt der heutige Reserveoffizier. Hat interessante Leute bei den Wehrübungen kennengelernt – und kam auf die Idee, sich nicht mehr mit Metall, sondern mit jungen Menschen zu befassen, ihnen Wissen zu vermitteln.

Bonde unterrichtete nach einem langen Aufstieg als Lehrer an der Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule im Freiburger Stadtteil Stühlinger dann vor allem die Bauberufe in den Fächern Gemeinschaftskunde, Wirtschaftskunde, Deutsch, Technisches Zeichnen und Metalltechnik.   Ausgeschieden aus dem Schuldienst ist der Oberstudienrat dann 2005 aus gesundheitlichen Gründen mit 59 Jahren. Zu früh, um auf der Parkbank zu sitzen, außerdem war er ja längst Landesvorsitzender des Deutschen Familienverbandes.  

Bis heute brauchen Familien eine Lobby, findet Bonde

Als Uto Bonde in den 70er Jahren in den Familienverbund hineinwuchs, wurden staatliche Leistungen für Familien eher noch als Brosamen des Wirtschaftswunders vergeben. Doch die gesellschaftlichen Umwälzungen im Zuge der außerparlamentarischen Opposition und der Studentenrevolte nach 1968 fanden auch ihren Niederschlag in der Stellung der Familie.  

Wozu braucht es da noch den Familienverband? „Als Ansprechpartner für Probleme, als Interessensvertreter, als Forum für alle, die etwas für Familie tun wollen“, sagt Bonde. Dafür habe er sich „die Hacken abgelaufen“. Um Probleme zu lösen, um Spenden zu werben, um Bündnisse zu schmieden. Die Organisation gemeinsamer Anliegen ist für ihn in einer Gesellschaft heute eher noch wichtiger als früher.   Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Fachkräftemangel – solche Themen brauchen eine Lobby, nicht nur eine wirtschaftlich dominierte, davon ist Uto Bonde überzeugt.