Vor dem Stuttgarter Landgericht müssen sich vier Esten verantworten. Sie sollen mit einem Virus unzählige Onlinekonten ausgeraubt haben.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Stuttgart - Vor der 18. Großen Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts hat am Donnerstag ein spektakulärer Prozess gegen vier mutmaßliche Computerbetrüger aus Estland begonnen. Die Angeklagten sollen allein in Deutschland 340.000 Rechner mit dem sogenannten Katusha-Virus infiziert haben. Laut der Staatsanwaltschaft gelangten sie so an Onlinebanking-Daten - und erleichterten die Kontoinhaber um mehr als 600.000 Euro.

Die Bande machte sich dabei offenbar eine Sicherheitslücke im eTan-Verfahren der Banken zunutze. Unter den Geschädigten sind auch Personen aus Ludwigsburg und Sindelfingen, von deren Konten Beträge von mehreren tausend Euro abgeräumt wurden. Die Ermittler waren den Esten auf die Spur gekommen, indem sie die Transaktionen nachverfolgte und Server überwachen ließ. Das estnische Justizministerium entschloss sich daraufhin die Männer auszuliefern.

 

Größter Fall von Computerbetrug

Laut dem baden-württembergischen Landeskriminalamt handelt es sich um den bislang größten Fall von Computerbetrug in Deutschland: vor der 18. Strafkammer werden aktuell 97 Taten verhandelt. Tatsächlich wurden inzwischen deutlich mehr Geschädigte ausfindig gemacht, weswegen den Angeklagten ein weiteres Verfahren droht.

Andere Mitglieder der Gruppe sind schon verurteilt worden. Auf der Anklagebank in Stuttgart sitzen nun die mutmaßlichen Drahtzieher. Den Virus sollen sie bei Kriminellen im Internet eingekauft haben.

Ob sich die Esten zu den Vorwürfen äußern, ist bislang unklar. Die Kammer hat bis Februar 2012 insgesamt 31 Verhandlungstage angesetzt.