Der Nieselregen konnte den Promis nicht die Feierlaune vermiesen: Mit "Der große Gatsby" wurde das 66. Filmfestival in Cannes opulent eröffnet.

Cannes - Sich selbst feiern, über Geld keine Sorgen machen, dem Luxus frönen: Das beherrscht „Der große Gatsby“, die Hauptfigur aus F. Scott Fitzgeralds Literaturklassiker, perfekt - und weist damit durchaus einige Parallelen zum Filmfestival Cannes auf. Denn die Festspiele an der eleganten Côte d'Azur feiern sich und die Filme, die Hollywoodstars und die Autorenfilmer glamouröser und effektvoller als jedes andere Festival weltweit.

 

Der rote Teppich am Palmen gesäumten Prachtboulevard Croisette, glitzernde Partys auf sündhaft teuren Yachten und unzählige Film- und Fotokameras ziehen jedes Jahr unzählige Stars und Sternchen nach Cannes. Da passt es dann auch perfekt, dass die 66. Ausgabe des Festivals am Mittwoch mit der bombastischen Inszenierung von „Der große Gatsby“ mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle eröffnet wurde.

Die Premiere bescherte den Filmfestival trotz Nieselregens einen schillernden Auftakt: Neben DiCaprio, der begeisterten Fans Autogramme gab, kamen am Abend Tobey Maguire („Spider-Man“), Carey Mulligan („Wall Street“), Isla Fisher („Die Hochzeit unserer dicksten Freundin“) sowie der indische Bollywoodstar Amitabh Bachchan. Auch die Jury - darunter Nicole Kidman im hellen Kleid und Christoph Waltz im Smoking - posierten für die Fotografen. Außerdem tanzten Männer und Frauen in 20er-Jahre-Outfits zu lauter Partymusik über den roten Teppich.

„Ich finde, der Roman erzählt sehr viel über uns heute“, sagte der australische Regisseur Baz Luhrmann über den „Gatsby“-Roman aus dem Jahr 1925. „Er ist wie ein großer Spiegel, der uns vorgehalten wird.“ Immerhin sei die Geschichte um den reichen, aber einsamen Jay Gatsby eine universelle, die auch heute jeden anspreche. So auch seinen Star DiCaprio, der in dem Film den Millionär Gatsby gibt: Er habe den Roman schon als Jugendlicher gelesen, damals aber nicht verstanden, welche tiefe Bedeutung in dem Werk stecke. „Was den „Großen Gatsby“ großartig macht, ist dass er vieles nur andeutet und Raum für Interpretationen lässt.“ Er erkenne heute nicht nur eine dramatische Liebesgeschichte, sondern „die tragische Geschichte eines Mannes, der in einer Welt lebte, in der alles möglich war, sich dann aber selbst verlor“.

"Er muss uns überwältigen, auch wenn wir nicht genau in Worte fassen können, warum"

Luhrmann inszeniert „Gatsby“ als großen, ausschweifenden Bilderrausch in 3D. Ähnlich wie sein Erfolg „Moulin Rouge!“, der 2001 seine Premiere ebenfalls in Cannes feierte, kommt „Gatsby“ als schillernde Party daher. Luhrmann interpretiert den klassischen Stoff des Romans neu und gibt den Figuren und der Geschichte einen modernen Touch: Er unterlegt sein in den 1920er Jahren spielendes Werk mit pumpendem, dröhnenden Hip-Hop des Rappers Jay-Z, schneidet die Szenen teilweise ähnlich schnell wie einen Musikclip, lässt die Bilder im Takt tanzen.

Allerdings verliert das über rund zweieinhalb Stunden auch an Reiz, wirkt etwas monoton und - ähnlich wie Gatsbys Leben - oberflächlich. Die Stärken des Films sind jedoch die herausragenden Schauspieler, allen voran DiCaprio und Carey Mulligan, die ihren Figuren der unglücklich Liebenden so viel Verletzlichkeit zugestehen, dass sie dadurch an Stärke gewinnen.

Eine Chance auf einen der begehrten Festivalpreise haben sie jedoch nicht, denn „Der große Gatsby“, der in Deutschland bereits an diesem Donnerstag in den Kinos startet, läuft in Cannes außer Konkurrenz. Das Rennen um die Goldene Palme werden bis zum Ende der kommenden Woche daher 20 andere Filme unter sich ausmachen - darunter die Werke von namhaften Regisseuren wie Roman Polanski, François Ozon, Steven Soderbergh, den Brüdern Ethan und Joel Coen und des Iraners Asghar Farhadi.

Was davon preiswürdig sein wird, verkündet die neunköpfige Jury - darunter der Österreicher Christoph Waltz und der dreifache Oscar-Preisträger Steven Spielberg als Präsident - am 26. Mai. „Im Endeffekt sind es nur die Meinungen von neun Menschen“, sagte Jurymitglied und Hollywoodstar Nicole Kidman, „aber es ist gleichzeitig auch eine Plattform für Filme und eine Chance entdeckt zu werden“. Der taiwanesische Regisseur Ang Lee deutete dann auch vage an, was den Gewinnerfilm ausmachen könnte: „Er muss uns überwältigen, auch wenn wir nicht genau in Worte fassen können, warum.“

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