Drei Tage haben zehn Teams Zeit die Wagenhallen zu verschönern. Das internationale Projekt startet am Mittwochabend. Wir waren mal vor Ort.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Wann gibt es das schon mal? 120 junge Kreative aus der ganzen Welt sind diese Woche nach Stuttgart gereist und reiben sich jetzt nochmal die Hände, stärken sich mit Kartoffelsalat und dann geht’s los: Am Mittwochabend fällt in den Wagenhallen der Startschuss für 72 Hour Urban Action.

 

Ihr Ziel: Die Umgebung der Wagenhallen soll verschönert werden, mit kleinen Gebilden, wie etwa Sitzbänken, Containern und Schattenspendern. Und das ganze in 72 Stunden. Die Gäste aus Brasilien, den USA, Italien, Frankreich, Spanien und vielen anderen Ländern müssen dafür bauen. Sie wurden in zehn Teams eingeteilt, damit am Ende zehn verschiedene Bauwerke entstehen. Die 120 Teilnehmer haben sich gegen mehr als 600 andere Bewerber durchgesetzt und dürfen jetzt dabei sein. Die Umgebung der Wagenhallen soll auch für die Bewohner des nördlichen Stadtbezirks zugänglicher gemacht werden. Mit dabei ist auch die Majerus-Rampe vom Schlossplatz. Die wurde in Einzelteile zerlegt und wird sozusagen wiederverwertet. Ihre Teile dienen jetzt als Fußboden, als Essensplatz mit Tischen oder als Kletterdach.  Für Material ist gesorgt. Hunderte von Holzplatten werden in den kommenden 72 Stunden noch eine neue Bestimmung finden. Die zehn Teams in orangenen Overalls packen’s an.

"Wie genial wäre so etwas in den Wagenhallen?"

Schon lange wird in den Wagenhallen die Aktion geplant, es wird gehämmert, gezimmert und gebaut. Der Konzeptkünstler David Baur und seine Mitstreiter bereiten die Aktion seit zwei Jahren vor. Studenten verschiedener Hochschulen wirken mit. Vor zwei Jahren erlebten David Baur und befreundete Architekten und Designer zum ersten Mal 72 Hour Urban Action, in einer Vorstadt von Jaffa in Israel. „Das war so geil, obwohl das Gelände dafür eigentlich nicht ideal war – da haben wir uns gefragt, wie viel genialer wäre so etwas in den Wagenhallen?“, sagt Baur. Mit der Hilfe und Unterstützung von Sponsoren und Kultureinrichtungen wie dem Kunstmuseum und dem Staatstheater konnte dann losgelegt werden. Die Wettbewerbsteilnehmer übernachten auf dem Gelände in Containern, haben eine Sauna, eine eigene Küche und einen großen Werkstattbereich.

Außerdem kann jeder spontan seine Lust aufs Gärtnern ausleben: 60 Meter Rasenfläche wurde bereits von Studenten der Stuttgarter Hochschulen bepflanzt, viel Platz ist noch frei für grüne Ideen. Doch die 120 Teilnehmer aus der ganzen Welt haben für Gartenarbeit erstmal keine Zeit.  Das beste Bauwerk wird am Samstagabend von einer internationalen Jury, bestehend aus Kuratoren für Urban Art aus Tel Aviv und New York sowie einem Gastkurator aus Stuttgart, ausgezeichnet. Am Samstag und Sonntag gibt es jeweils um 12 Uhr und um 18 Uhr Führungen über das gesamte Wettbewerbsgelände, Treffpunkt ist die Bar an Tor sieben. Am Samstagabend werden um 20 Uhr die Sieger prämiert, danach steigt in den Waggons eine Party. Wir fühlen uns auch schon ganz urban!