Goodyear-Dunlop will sein Reifenwerk in Philippsburg dicht machen. Das Unternehmen ist der größte Arbeitgeber am Ort. Stadt und Gewerkschaft wollen nun gegen die Schließung kämpfen.

Philippsburg/Hanau - Der Reifenhersteller Goodyear-Dunlop will bis Ende nächsten Jahres seine Produktion in Philippsburg (Kreis Karlsruhe) schließen. Das sehen nun veröffentlichte Pläne des Unternehmens vor. Betroffen davon wären 890 Beschäftigte. Eine „finale Entscheidung“ sei noch nicht getroffen, sagte eine Firmensprecherin am Dienstag im hessischen Hanau. Nach den bisherigen Plänen solle die Schließung aber im ersten Quartal des nächsten Jahres eingeleitet und bis Ende 2017 abgeschlossen werden.

 

Das hatten die „Badischen Neuesten Nachrichten“ (BNN) zuvor berichtet. In der Stadt und bei den Arbeitnehmern reagierte man entsetzt. Sie kündigten Widerstand gegen die Schließung an.

„Ich werde um jeden Arbeitsplatz einzeln kämpfen“, sagte Philippsburgs Bürgermeister Stefan Martus (parteilos) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. „Es geht um Menschen - um etwa ein Zehntel der Bevölkerung von Philippsburg, lauter Einzelschicksale.“ Schockiert ist der Rathauschef auch deshalb, weil die Schließung „aus heiterem Himmel“ komme. Noch im August habe der neue Werkleiter ihm die Zukunftsperspektiven für den Standort erläutert. Das Unternehmen ist der größte Arbeitgeber in dem 13 000-Einwohner-Ort.

Sozial verträgliche Lösungen gesucht

Das von Rhenus und Goodyear betriebene benachbarte Verteilzentrum mit rund 200 Mitarbeiten ist indes nicht von der geplanten Schließung betroffen.

Die Geschäftsführung hatte die Belegschaft am Montag über das bevorstehende Aus informiert und mit einer strategischen Ausrichtung hin zu mehr Premium-Reifen begründet. Es sei „eine schwere Wahl“ gewesen, so Jürgen Titz, Vorsitzender der Geschäftsführung, Goodyear Dunlop Tires Deutschland, Österreich, Schweiz in einer Mitteilung. „Es ist uns ein Anliegen, sozial verträgliche Lösungen für alle betroffenen Mitarbeiter zu finden und ihnen weitere angemessene Unterstützungsleistungen anzubieten.“

Gewerkschaft will das Aus nicht schlucken

Die Gewerkschaft IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie) will das Aus nicht einfach schlucken. „Für das Reifenwerk und den Erhalt der Arbeitsplätze werden wir kämpfen“, sagte Gewerkschafter Karsten Rehbein. Die Schließung der Produktion sei „unsinnig“. Der Standort gehöre nicht nur wegen seiner strategischen Lage zu vielen Absatzmärkten zum „Tafelsilber“. Die notwendigen Investitionen zur Fertigung von Premium-Reifen sollten freigegeben werden, „damit in diesem Werk noch profitabler gearbeitet werden kann“.

Der Reifenhersteller Goodyear hat weltweit 66 000 Mitarbeiter, darunter 7600 in Deutschland. Dort werden jährlich in sechs Fabriken (Hanau, Philippsburg, Fürstenwalde, Wittlich, Riesa und Fulda) rund 30 Millionen Reifen produziert. Weitere Schließungspläne gebe es nicht, sagte die Sprecherin in der deutschen Zentrale in Hanau.