Beim Albaufstieg auf der A8 werden automatisch Ampeln angeschaltet, sobald der Verkehr nicht mehr fließt. Fast 100 kurzfristige Sperrungen hat es allein im vergangenen Monat gegeben. Das ärgert die Autofahrer.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Mühlhausen - Ein Landwirt, der mit seinem Traktor den Feldweg an der Autobahn entlangtuckert, gibt sich gelassen. „Es hot doch jeder gwisst, dass dia den Stau mit dem Ausbau bloß a Stiggle weiterschiabet“, sagt er im besten Schwäbisch – und setzt seine Fahrt unbeirrt fort. In der Tat, ist es keine allzu große Überraschung, dass die Verbreiterung der A 8 bei Gruibingen (Kreis Göppingen) auf sechs Spuren keine echte Verbesserung des Verkehrsflusses am Fuße der Schwäbischen Alb gebracht hat.

 

Der Albaufstieg am Drackensteiner Hang hat nach wie vor nur zwei Richtungsfahrbahnen und ist deshalb weiterhin ein Nadelöhr. Zuletzt hat allerdings der im vergangenen Jahr in Betrieb gegangene Lärmschutztunnel Ärger ausgelöst: bei den Autofahrern, bei der Polizei, beim Stuttgarter Regierungspräsidium (RP) und nicht zuletzt bei der Landesstelle für Straßentechnik (LST). Immer wieder schalteten die Ampeln vor dem Portal auf Rot – für die Verkehrsteilnehmer aus unerfindlichen Gründen.

Fast 100 kurzfristige Sperrungen im Januar

Thomas Bucher, Abteilungsdirektor bei der LST, kennt natürlich die Ursache: „Zwischen dem Tunnel und dem Drackensteiner Hang liegt eine Kontaktschleife in der Fahrbahn. Wenn die Autos nur noch in Schrittgeschwindigkeit darüber rollen, schaltet die Ampel automatisch auf Rot.“ Das müsse den aktuellen Sicherheitsbestimmungen nach auch so sein, weil sich der Verkehr, wenn es denn dazu kommt, vor und nicht in einem Tunnel stauen soll. „Das ist kein Defekt, sondern funktioniert im Prinzip wie vorgesehen“, fügt Bucher hinzu. Gleichwohl müsse die Feinjustierung aber noch erfolgen.

Dass es daran hapert, steht außer Frage. Fast 100 kurzfristige Sperrungen hat es allein im vergangenen Monat gegeben. Lästermäuler sprechen bereits davon, dass Gruibingen die kleinste Kommune in Deutschland mit einem Rotlichtbezirk ist. Zum Lachen ist den Verantwortlichen indes nicht zumute. Bei der Autobahnpolizei etwa bindet die automatisch auslösende Ampel einiges an Arbeitskraft. Zwar läuft der entsprechende Hinweis bei der LST auf, und von dort aus wird auch wieder auf Grün geschaltet, aber erst nachdem eine Streife ausgerückt ist und nachgeschaut hat, ob im Tunnel nicht doch Gefahr droht.

Mit Staus wird man weiter leben müssen

„Das sind Kapazitäten, die wir eigentlich nicht haben“, betont der zuständige Polizeisprecher Rudi Bauer. Deshalb sei es sinnvoll gewesen, dass man sich in der vergangenen Woche zusammengesetzt habe, um dem Problem Herr zu werden. „Wir hoffen auf eine möglichst schnelle Lösung, denn einige Autofahrer helfen sich bereits selbst“, sagt Bauer. Da man den 540 Meter langen Tunnel und die Fahrbahn danach von der Ampel aus einsehen könne, würde der eine oder andere mit seinem Wagen auch bei Rot weiter- oder losfahren, weil ja vermeintlich alles frei sei.

Dass schon in den nächsten Wochen etwas passieren muss – und zwar bevor etwas passiert –, weiß auch Peter Zaar, der Pressesprecher des RP: „Im ersten Schritt soll die technische Tunnelsteuerung überprüft und gegebenenfalls umprogrammiert werden.“ Womöglich genüge es ja, bei stockendem Verkehr ein Tempolimit auszugeben, um dadurch eine Komplettsperrung zu verhindern. Kommt es doch dazu, soll zumindest der Ablauf bis zu einer Wiederfreigabe optimiert werden. Schalte die Ampel schneller auf Grün, minimiere sich auch die Staugefahr, sagt Zaar.

Ein Monitor soll helfen

Die Autobahnpolizei wird deshalb einen Monitor erhalten, um künftig nicht mehr bei jeder Rotphase ausrücken zu müssen, sondern über die Tunnelfreigabe vom Schreibtisch aus entscheiden zu können. „Zudem schauen wir uns die Gegebenheiten noch einmal an und prüfen, ob die Einrichtung eines Leitsystems Sinn machen könnte“, erklärt der RP-Sprecher. Dass man unter den jetzigen Bedingungen am Albaufstieg weiterhin mit Staus werde leben müssen, sei aber klar gewesen, bevor der Ausbau bis Mühlhausen fertig war.

Der neue Tunnel sei daher auch nicht der primäre Staugrund, fährt er fort. Deshalb soll die Anschlussstelle Mühlhausen, die nur mit einem Einfahrtkeil versehen ist, erneut in Augenschein genommen werden. „Eine Beschleunigungsspur könnte die Situation entspannen“, betont Zaar. „Als Regierungspräsidium verschließen wir uns einer ergänzenden baulichen Maßnahme nicht, aber der Herr des Verfahrens ist eben das Bundesverkehrsministerium.“