In Kornwestheim ist am Wochenende das Kultur- und Kongresszentrum Das K eröffnet worden – unter anderem mit Auftritten von Abby und den Orsons. Das K würde als kleine Alternative zum Stuttgarter Hegelsaal taugen – wenn die Veranstalter mitspielen.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Kornwestheim - Es ist gar nicht so verwunderlich, dass die im nationalen Popgeschäft durchaus relevanten Gruppen Abby und Die Orsons in Kornwestheim am Sonntag gemeinsam ein Konzert gespielt haben. Grund eins: Die Stadt hatte am Wochenende das neue Kultur- und Kongresszentrum mit dem passenden Namen Das K einzuweihen; da wollte man auch für die Jugend was bieten und holte die genannten Bands sowie als Opener die lokale Funkband Dizzy Bee in den großen Veranstaltungsraum.

 

Grund zwei ist vielleicht nicht allen bekannt: Sowohl der Abby-Schlagzeuger Henne als auch der Orsons-Rapper Maeckes stammen aus Kornwestheim beziehungsweise sind in der zwischen Stuttgart und Ludwigsburg gelegenen 32 000-Einwohner-Stadt aufgewachsen. Die veranstaltende Agentur Pulsmacher war in dieser Sache bestens informiert und holte mit diesen drei Bands nicht nur Lokalkolorit, sondern auch musikalische Klasse nach Kornwestheim.

So viele Schildmützen

Das gilt für Dizzy Bee, die als Vorband souverän mit dem geringen Interesse des Publikums umgingen, ebenso wie für Abby. Wohl und Wehe von Konzerten wie dem am Sonntagabend in Kornwestheim hängen nämlich eng miteinander zusammen: Die knapp 1000 Karten waren vorab verlost worden; keiner der Anwesenden hatte also für den Einlass gezahlt. Da hört man dann vielleicht nicht immer ganz so aufmerksam zu, wenn einen das Konzert der Band auf der Bühne weniger interessiert. „Sind ja die meisten für Die Orsons hier“, stellte Abby-Sänger Filou mit Blick auf die vielen Schildmützenträger im Publikum fest.

Obwohl auch der Kornwestheimer und Abby-Schlagzeuger Henne eine solche Mütze trug, hatte Filou Recht. Schade, denn musikalisch war die Indie-Band aus Berlin das Highlight des Sonntagabends: einem modernen Sound verpflichtet, einschließlich vieler Synthesizer und Klangexperimente inklusive Blockflöte und effektgetränktem Hintergrundgesang. Hinter der Band flackerten schöne Filme und die vier Musiker gaben sich auch alle Mühe, um die nötige Energie auf die Bühne zu bringen.

Das brachte während des Konzerts teilweise gar keine Reaktion des Publikums und ganz zum Schluss euphorischen Applaus. So ein Verhalten ist nicht untypisch für ein junges Publikum und zeigt, dass der Auftritt von Abby den Leuten gefallen hat. Allerdings passt so ein Konzert besser in einen engen Club am Samstagabend als in das modern-aufgeräumte Beton-und-Holz-Ambiente eines hübschen, gleichwohl als solchen erkennbaren Mehrzweckbaus.

Die kleine Alternative zum Hegelsaal

Die Orsons taten zum Abschluss des Eröffnungswochenendes schließlich das, was sie am besten können: Stimmung machen, mal laut und mal leise. Die Gruppe, die beim Cro-Label Chimperator unter Vertrag steht, ist wie ihr großer Labelkollege gemacht für den Geschmack vieler Musikhörer unter 25; wäre Musik Schokolade, stünden die Orsons für Milka: zartschmelzend und ziemlich süß.

Das K hat seine Qualitäten als Konzertlocation am Sonntagabend unter Beweis gestellt – der Stadt Kornwestheim und ihrem Gratis-Minifestival zur Eröffnung sei Dank. Der große Veranstaltungsraum bietet bis zu 1000 Zuhörern Platz, hat auch in den Randbereichen einen passablen Sound und liegt zentral genug, um mittelgroße Konzerte zu beherbergen. Als etwas kleinere Alternative zum Hegelsaal in der Stuttgarter Liederhalle würde dieser Raum auf jeden Fall herhalten. Allein kommerzielle Veranstalter haben die Location noch nicht für sich entdeckt: Derzeit sind neben Theater, Klassik und Lesungen vor allem Covermusiker oder „Die Stimmen aus ‚Comedian Harmonists’“ angekündigt.

Was die einschlägigen Veranstalter aus Stuttgart und Umgebung derzeit nicht tun, hat die Stadt Kornwestheim nach eigenen Angaben im Auge: „Die überwältigende Resonanz, die wir auf die Kartenverlosung für das Konzert von Abby und den Orsons erhalten haben, werden wir durchaus im Blick behalten“, sagt eine Sprecherin der Stadt. Konkret: Man habe ein „großes Jugendkonzert“ geplant, also womöglich eine Neuauflage des Minifestivals zur Eröffnung am Sonntagabend.