Die Auswirkungen des VW-Abgas-Skandals erreichen auch die übrigen Konzernmarken. Audi jedenfalls glänzt lange nicht mehr so hell wie noch vor Monaten.

München - Wegen erhöhter Rückstellungen für defekte Airbags und den Dieselskandal verabschiedet sich die VW-Tochter Audi von ihren Gewinnzielen für 2016. Jeweils gut 130 Millionen Euro stellen die Ingolstädter für beide Problemfelder in ihrer Halbjahresbilanz zurück.

 

Für technische Nachrüstung der von Audi auf für andere Konzernmarken produzierten Drei-Liter-Dieselmotoren, sich abzeichnende Rechtskosten sowie Entschädigungen von Kunden und Händlern hat Audi damit insgesamt 360 Millionen Euro zurückgestellt. Im Vergleich zur Mutter VW, die der Skandal um manipulierte Abgaswerte einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten dürfte, kommt die Premiumtochter damit noch relativ glimpflich davon. Bislang ist sie anders als die Mutter VW nicht Gegenstand von Klagen. Rund 88 000 Autos der drei Marken Audi, VW und Porsche sind in den letzten Jahren mit abgasmanipulierten Drei-Liter-Dieselmotoren verkauft worden, für die Audi konzernweit die Verantwortung hatte. Nun führen teils damit verbundene Sonderlasten dazu, dass die operative Gewinnmarge von Audi zum Halbjahr von 9,8 Prozent zum Halbjahr 2015 nun auf acht Prozent gefallen ist. Inklusive hoher Vorleistungen für neue Modelle und Technologien führt das dazu, dass Audi den bisher stets unter allen Umständen geplanten Margenkorridor von acht bis zehn Prozent bis Jahresende leicht unterschreiten dürfte.

Audi soll Treiber der Elektro-Strategie von Volkswagen werden

Audi steht als Premiummarke im Zentrum der jüngst forcierten VW-Elektrostrategie. Bis 2025 sollen Elektroautos ein Viertel des konzernweiten Absatzes ausmachen. Die Zeit drängt. Ihr erstes vollelektrisches Modell wollen die Ingolstädter 2018 als Geländewagen auf den Markt bringen und damit den Anschluss zum Beispiel an Konkurrent BMW herstellen, der dieser Tage bereits die zweite Generation seines Stromers BMW i3 anbietet. Bislang ist Audi mit Etron-Hybridmodellen nur teilelektrisch unterwegs. „Auf das starke Kerngeschäft bauen wir auf und erschließen uns neue Geschäftsfelder, die uns Zukunftsthemen wie die Digitalisierung eröffnen“, erklärte Audi-Chef Rupert Stadler. Zudem eröffnet Audi demnächst in Mexiko ein neues Werk, für das ebenfalls hohe Vorleistungen anfallen.

Man werde die Vorleistungen im weiteren Jahresverlauf noch einmal erhöhen, kündigte Audi-Finanzchef Axel Strotbek an. Die Sachinvestionen würden von gut 1,2 Milliarden Euro zum Halbjahr bis Jahresende auf über drei Milliarden Euro steigen. Das erfordere einen verschärften Sparkurs in allen Bereichen des Unternehmens. Was das im Detail bedeutet, sagte der Finanzchef nicht. Trotz Sparzwangs steigt allerdings die Personalzahl. Bereits bis Ende Juni haben die Ingolstädter 600 Mitarbeiter neu eingestellt. Bis Jahresende soll sich diese Zahl auf rund 1200 neue Audianer verdoppeln. Zudem wird die Zahl der Auszubildenden, die im September in den Werken Ingolstadt und Neckarsulm anfangen, um ein Zehntel auf 800 Azubis aufgestockt. Die operativen Geschäfte der VW-Tochter laufen indessen bislang gut. Zum Halbjahr wurden über 953 000 Autos verkauft, eine Steigerung von 5,6 Prozent, die auch auf die USA zurückgeht. Dort hat die Dieselaffäre juristisch und in der öffentlichen Wahrnehmung den größten Stellenwert. Der Audi-Umsatz wuchs nach sechs Monaten mit gut einem Prozent auf 30,1 Milliarden Euro nur verhalten und unterproportional zum Absatz. Das Ergebnis fiel auch ohne die erwähnten Sonderlasten zum Halbjahr binnen Jahresfrist von gut 2,9 auf knapp 2,7 Milliarden Euro. Allein das senkt die Gewinnmarge um einen Prozentpunkt.