Die ständigen negativen Schlagzeilen schaden dem Ruf von Audi – und Unternehmenschef Rupert Stadler, meint Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Audi-Chef Rupert Stadler hat in den vergangenen Jahren oftmals keinen leichten Stand gehabt. Immer wieder setzten Heckenschützen aus dem VW-Konzern Gerüchte in die Welt, wonach die Abberufung bevorstehe, weil die beiden damaligen Bestimmer des Konzerns – Martin Winterkorn und Ferdinand Piëch – mit seiner Strategie unzufrieden seien. So wurde beispielsweise einmal angeblich moniert, Audi komme bei den alternativen Antrieben zu langsam voran.

 

Doch all diesen Gerüchten zum Trotz hielt sich Stadler und steht nun bereits seit zehn Jahren, viel länger als seine Vorgänger, an der Spitze der VW-Tochter – die Jahr für Jahr einen Großteil des Gewinns des Wolfsburger Autoriesen einfährt. Wer sich nach dem Abgang von Winterkorn und Piëch mit den heutigen Mächtigen unterhält, hört kein böses Wort über Stadler. Vielmehr wird darauf verwiesen, dass er seit seinem Antritt einen guten Job gemacht habe. Alle wichtigen Zahlen, so heißt es, zeigten aufwärts.

In letzter Zeit ist Audi im Wettlauf mit BMW und Mercedes zurückgefallen

Doch in letzter Zeit ist Audi im Wettlauf mit BMW und Mercedes zurückgefallen. Gerade auf dem chinesischen Markt haben die Wettbewerber von einem Streit mit den Händlern profitiert. Audi hat zwar vor zwei Wochen verkündet, der Konflikt sei nun beigelegt. Doch ob die Marke mit den vier Ringen auf dem größten Markt der Welt nun wieder richtig in Schwung kommt, bleibt abzuwarten.

Hinzu kommt, dass ständige negative Schlagzeilen über Abgasmanipulationen bei Dieselautos dem Ruf der Premiummarke schaden. Erst nach quälend langen Verhandlungen mit den US-Behörden konnte dort eine Einigung gefunden werden. Hinzu kommen umfangreiche Rückrufe in Europa, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die sich ausweiten und nun neue Vorwürfe des Verkehrsministeriums. Der Aufsichtsrat hat Audi-Chef Stadler vor der Hauptversammlung vor wenigen Wochen zwar demonstrativ den Rücken gestärkt und seinen Vertrag verlängert. Doch diesem Treueschwur sollte man nicht allzu viel Gewicht beimessen. Je länger die Kette der Hiobsbotschaften wird, und je stärker darunter die Marke leidet, umso mehr wird auch die Position des Vorstandsvorsitzenden geschwächt.