Vier Männer aus dem Südwesten sind bei der zweiten Sammelabschiebung nach Afghanistan nach Kabul ausgeflogen worden. Ob die abgelehnten Asylbewerber in ihrer Heimat in Sicherheit leben können, ist umstritten.

Kabul/Stuttgart - Mit der zweiten Sammelabschiebung von Afghanen aus Deutschland sind am frühen Dienstagmorgen auch vier Männer aus dem Südwesten am Kabuler Flughafen angekommen. Drei von ihnen seien aus der Abschiebehaftanstalt in Pforzheim rückgeführt worden, teilte das Innenministerium in Stuttgart mit. Dort befinden sich abgelehnte Asylbewerber, die sich etwa schon einmal einer Abschiebung entzogen haben. Insgesamt wurden 26 junge Männer von Frankfurt aus in ihr Herkunftsland geflogen.

 

Einer der insgesamt 26 Afghanen wurde aber nach Deutschland zurückgeflogen. Nach Auskunft afghanischer Behörden war er krank. Das Bundesinnenministerium erklärte, dem Mann sei die Einreise aus gesundheitlichen Gründen nicht gestattet worden. Vor der Abreise hätten aber medizinische Einschätzungen deutscher Ärzte vorgelegen, wonach keine Bedenken gegen eine Rückführung bestanden.

Nach Ansicht von Pro Asyl und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband sind Abschiebungen in ein Kriegs- und Krisengebiet inhuman und unverantwortlich. In weiten Teilen Afghanistans bekämpfen sich Regierungstruppen und radikalislamische Taliban, und es kommt immer wieder zu Anschlägen.

Sieben Straftäter unter den Abgeschobenen

Unter den Abgeschobenen seien sieben Straftäter gewesen, erläuterte das Bundesministerium. Begleitet worden seien die Flüchtlinge von 79 speziell qualifizierten Bundespolizisten, einem Dolmetscher und Ärzten, drei Vertretern der Anti-Folter-Kommission und einem Beamten der EU-Grenzschutzagentur Frontex. An der Abschiebung seien neben Baden-Württemberg auch Hamburg, Rheinland-Pfalz und Bayern beteiligt gewesen.

Bei der Ankunft der Chartermaschine warteten am Flughafen Vertreter der deutschen Botschaft, der afghanischen Polizei und mehrerer Ministerien. Vertreter der Internationalen Organisation für Migration (IOM) boten den Ankömmlingen Unterkünfte sowie einen Transport zu ihrem Zielort an.

Im Gegensatz zu freiwilligen Rückkehrern, die bisher 700 Euro erhalten, bekommen abgeschobene Afghanen keine Unterstützung. Sie haben oft keine Möglichkeit, vor dem Flug Verwandte anzurufen. Nach einer Liste, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag, kamen mehrere der jungen Männer aus Kabul und der westafghanischen Stadt Herat, andere aus den unsicheren Provinzen Logar, Kunar, Kapisa oder Wardak.

Auch Mitarbeiter einer von der deutschen Regierung unterstützten Nichtregierungsorganisation, die psychologische Unterstützung anbietet, waren in der Ankunftshalle.

Im Dezember vergangenen Jahres waren mit einem ersten Flug 34 Afghanen abgeschoben worden, darunter fünf aus Baden-Württemberg. Ein Christ war in letzter Minute auf Drängen der Grünen in der Landesregierung davor bewahrt worden.

Von den rund 250 000 in Deutschland lebenden Afghanen waren Mitte Dezember nach Angaben des Bundesinnenministeriums rund 11 900 ausreisepflichtig; von ihnen sind etwa 10 300 geduldet.

Abschiebungen sind umstritten, weil sich in weiten Teilen Afghanistans Regierungstruppen und radikalislamischen Taliban bekämpfen. Immer wieder gibt es Anschläge.