Zwei Sindelfinger Gymnasiasten müssen zu 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit antreten. Sie hatten nach ihrer Abifeier Polizisten beleidigt.

Stuttgart - Die Vorwürfe haben schwer gewogen, die Strafe war am Ende mild. Zu jeweils 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilte der Böblinger Amtsrichter Horst Vieweg zwei Gymnasiasten, die am 11. Juli 2010 bei einer Abifeier in der Sindelfinger Stadthalle mit der Polizei aneinandergeraten waren. Angeklagt waren die jungen Männer wegen Beleidigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Körperverletzung. Dafür wurden die zur Tatzeit 19 und 20 Jahre alten Männer nach Jugendstrafrecht verurteilt.

 

"Das ist die absolute Ausnahme. Eigentlich verurteilen wir Heranwachsende, die das Abitur gemacht haben, grundsätzlich als Erwachsene", sagte der Richter. Und die 60 Arbeitsstunden seien eher eine "symbolische Strafe". Den Grund für dieses milde Urteil ließ er auch durchblicken: Das erhebliche öffentliche Aufsehen, das die Vorfälle bei der Abifeier der Goldberg-Gymnasiasten im Juli 2010 erregt hatten.

Polizei setzte Pfefferspray und Schlagstöcke ein

Die Beamten waren eingeschritten, nachdem Anwohner sich wegen Ruhestörung beschwert hatten. Als die Polizei eintraf, skandierten einige jungen Leute das Lied "Bullenschweine brauchen wir nicht". Das empfanden die Beamten als Beleidigung. Sie wollten den 20-jährigen Gitarristen festnehmen, um dessen Personalien aufzunehmen. Dieser weigerte sich. Die Situation eskalierte, es kam zu einem Handgemenge. Der stark betrunkene 19-Jährige wollte den Gitarristen schützen und schlug einem Beamten auf die Nase. Der Gitarrist verletzte einen weiteren Beamten leicht.

Die Polizei setzte Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Einige der Festteilnehmer wurden verletzt, darunter der verurteilte 19-Jährige, der deshalb Strafanzeige gegen die Beamten gestellt hatte. Diese ist jedoch eingestellt worden. "Die Polizei hat sich absolut richtig verhalten", sagte Vieweg. "Man diskutiert in der Schule, aber nicht mit der Polizei."