Es lag nicht an Nordrhein-Westfalen und es lag auch nicht an den frühen Achtzigern, denn anderswo im Land, an normalen Gymnasien, gab es das ja alles: schicke Klamotten, gerührte Eltern, feierliche Übergabe der Zeugnisse mit eindringlicher Rede des Direktors, eine mehr oder weniger aufmüpfige Abiturientenrede, eine Abi-Zeitung und einen Abi-Ball. Oder wenigstens eine Abi-Party.

 

Ich habe die letzten drei Jahre meiner Schulzeit an einem politisch gewollten „Schulversuch“ zugebracht. In Jahrgangsstufe elf kamen am ersten Tag die unterschiedlichsten Leute mit den unterschiedlichsten Motiven in einem Klassenraum zusammen: Ehrgeizige mit Realschulabschluss, Gymnasiasten, die an ihren „alten“ Schulen nicht glücklich geworden waren, Abenteuerlustige, Kinder von Gegnern der reformierten Oberstufe, die nicht wussten, wie ihnen geschah.

Nach drei Jahren hatten wir uns ganz leidlich zusammengerüttelt. Aber zu mehr als einem Wochenende am Ammersee und zwei Stunden aufzukreuzen bei der Zeugnisausgabe reichte das nicht. Dem, was der Direktor sagte, hat kaum jemand zugehört. Meine Eltern sind anschließend mit mir essen gegangen.

Ich hatte die Anschriften aller Mitschülerinnen notiert. Das Adressbuch habe ich eingebüßt, als mir zwei, drei Jahre später an der Universität mal die Aktentasche entwendet wurde. Ein Klassentreffen hat es nie gegeben.