Latein war immer mein Lieblingsfach. Kein Wunder also, dass ich es auch als Leistungskurs belegt hatte. Sechs Stunden jede Woche übersetzten wir die philosophischen Schriften Ciceros und interpretierten die Aeneis von Vergil: „Tu regere imperio populos Romane memento . . .“ Ich war im Schüler-Himmel!
Ob meine Kurskameraden auch so bei der Sache waren, bezweifle ich im Rückblick. Aber mein Lehrer hat mich geliebt, glaube ich. Die Abiturprüfung im April 1982 war zweigeteilt: morgens die Übersetzung, nachmittags die Interpretation. Gepaukt hatte ich nicht viel, ich war mir meiner Sache ziemlich sicher.
Susanne Veil (Abi 82) ist Redakteurin im Ressort Baden-Württemberg.Achim Zweygarth
Genau diesen Text aber hatte ich zwei Tage zuvor mit Gabi intensiv bearbeitet. Ich war in einer Viertelstunde fertig, dann trödelte ich noch mit einer Schönschriftversion herum, bis ich nach 45 Minuten abgab. Mein Lateinlehrer war entsetzt und flehte: Überlegen Sie sich das noch, geben Sie nicht auf. Dann schaute er auf mein Blatt und fing an zu strahlen. Zu meiner Mutter sagte ich beim Mittagessen: Das sind garantiert 15 Punkte. Ich behielt recht.