Wer nicht aufpasst, fängt sich im Internet mit wenigen Klicks und Eingaben einen ungewollten und teuren Vertrag ein.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)
Stuttgart - Nachts kommen die Gewissensbisse. Beim beliebten WDR-Moderator Domian rief unlängst ein Hörer an und beichtete in der Radiosendung zur Geisterstunde seine Missetaten als Mitglied einer Abofallen-Mafia. Tausende arglose Internetsurfer habe man abgezockt und daran glänzend verdient, gab er zerknirscht zu. Immerhin: der Mann fühlte sich schuldig und versprach, sich künftig um ehrlichen Broterwerb zu bemühen. Abofallen im Internet haben sich zu einer wahren Seuche entwickelt. Wer nicht aufpasst, hat sich mit wenigen Klicks und Eingaben einen ungewollten und teuren Vertrag eingefangen. Tausende Verbraucher suchen in Internetforen Rat, weil sie den Tricksern auf den Leim gegangen sind.

Das kann schnell passieren. Denn die Abzocker sind mit allen Wasser gewaschen und gehen sehr methodisch vor, um möglichst viele Surfer hereinzulegen und zur Zahlung zu zwingen. Im Monat verdienen manche dieser Betrüger 100.000 Euro und mehr. Auch bei Europas größtem Fachblatt "Computerbild" packte eine zentrale Figur eines Abofallen-Netzwerks aus. Hamed G. Arouni, Exgeschäftsführer der Firma Online Escrow Services, schilderte im Detail, wie die Betrugsmasche funktioniert.

Abzocker sind hartnäckig und brutal


Die Abzocker nutzen demnach professionell Analysesoftware, um zu ermitteln, welche Internetseiten besonders gefragt sind. Dafür werden dann Angebote gestrickt, zum Beispiel ein Routenplaner. Die Homepage wird so trickreich gestaltet, dass der Nutzer gezielt dazu verleitet wird, Name und Anschrift preiszugeben, um das Angebot nutzen zu können. Dass mit der Anmeldung ein kostenpflichtiges Abo abgeschlossen wird - nicht selten über rund 200 Euro für zwei Jahre -, ist auf Anhieb nicht zu erkennen. Die Abzockringe betreiben solche Seiten im Dutzend. Manchmal sind auch dubiose Angebote darunter, zum Beispiel Seiten, auf denen sich illegal geschützte Software und Musik herunterladen oder aktuelle Kinofilme anschauen lassen. Für viele Seiten wird bei Google und in sozialen Netzwerken geworben, um möglichst viele Nutzer anzulocken.

Natürlich weigern sich viele Verbraucher, die Rechnungen zu zahlen, die danach ins Haus flattern oder per Mail kommen. Meist überweisen nur fünf bis zehn Prozent sofort. Doch die Abzocker sind hartnäckig und brutal. Schnell folgt die "Letzte Mahnung", verbunden mit der Drohung, dass Rechtsanwälte und Inkassofirmen eingeschaltet werden - und weitere Kosten sowie "ein negativer Schufa-Eintrag" die Folge wären. Danach zahlten noch mal fünf Prozent, erzählte Arouni. Als Nächstes folgt der Brief der Inkassofirma - wieder zahlen fünf Prozent. Bei Tausenden von Opfern kommen so schnell hohe Summen zusammen. Arouni war nach eigener Auskunft für die Abrechnungen zuständig. Und dafür, dass möglichst viele Kunden durch die Mahnbriefe so eingeschüchtert wurden, dass sie am Ende zahlten, um wieder Ruhe zu haben. Heute räumt der Aussteiger ein, diese Machenschaften seien "Betrug, natürlich". Skrupel aber, so Arouni gegenüber "Computerbild", habe er "nur bedingt". Denn für die Naivität mancher Menschen könne er nichts.