Mitte April soll der Abriss der Gebäude auf der Industriebrache beim Bahnhof Feuerbach beginnen. Die Beseitigung der Bauten kostet 2,6 Millionen Euro.

Feuerbach - Das Thema Schoch begleitet Baubürgermeister Matthias Hahn schon sehr lange. Als neuer Stadtrat der SPD saß er Anfang der 1980er Jahre im Stuttgarter Gemeinderat. Schon damals diskutierte das Gremium über diese Industriefläche. Mitte der 1970er Jahre waren hohe Chromatwerte auf dem Gelände beim Bahnhof Feuerbach gemessen worden. Nun kann Hahn dreieinhalb Jahrzehnte später – im Sommer will er den Job als Baubürgermeister abgeben – doch noch einen Haken an die lange Schoch-Geschichte machen.

 

Denn Mitte April werden riesige Abrissmaschinen auf dem rund 14 000 Quadratmeter großen Areal am Wiener Platz vorfahren. Am 15. April sei der erste Baggerbiss als offizieller Beginn der Neuentwicklung des Geländes geplant, sagte Martin Holch vom Amt für Stadtplanung und -erneuerung am Dienstag im Technikausschuss des Gemeinderates. Zwei Tage zuvor – am Abend des 13. April – werden die städtischen Planer den weiteren Fahrplan der mehrjährigen Bauarbeiten und die Auswirkungen für die Anwohner in der Bürgeretage auf dem Roser-Areal erläutern.

Rund 23 Millionen kosten die Beseitigung der Altlasten

Rund 2,6 Millionen Euro kostet allein der Abriss der Lager- und Produktionshallen. Weitere 20 Millionen sind notwendig, um die mit Chromat und Kohlenwasserstoffen verseuchte Industriebrache wieder bewohnbar zu machen. Um den Giftmix im Boden zu entsorgen, müssen die Bagger an einigen Stellen des Geländes bis zu zwölf Meter tief graben. Insgesamt fallen rund 100 000 Tonnen Aushub an.

Im Jahr 2004 wurde der Betrieb auf dem Gelände eingestellt, erste Überlegungen, wie das Gelände in Zukunft genutzt werden kann, begannen. Der Bürgerbeteiligung im Jahr 2011/2012 folgte ein städtebaulicher Planungswettbewerb. Das Architekturbüro Schüler (Düsseldorf) und die Landschaftsarchitekten Faktorgrün (Freiburg) gingen daraus als Sieger hervor. Auf dem „Quartier am Wiener Platz“ sollen rund 125 Wohnungen entstehen. Auf dem südlichen Baufeld entlang der Kremser Straße ist geplant, eine Kindertagesstätte unterzubringen, sagte Kathrin Steimle vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. Auch die ambulante Erziehungshilfe und das Beratungszentrum „Jugend und Familie“ haben Interesse, in das Quartier zu ziehen. Ansonsten sind im Erdgeschoss Geschäfte und Büros vorgesehen. In den Stockwerken darüber sollen Wohnungen entstehen, 50 sind für Baugruppen reserviert.

Firma Klumpp plant neue Produktionshalle

Auf dem nördlichen Baufeld will die Firma Klumpp Coatings eine Produktionshalle errichten. Das Firmengebäude soll zum Wiener Platz hin von einer etwas höheren Blockrandbebauung optisch abgeschirmt werden. Auch der öffentliche Bereich bis zur Stadtbahnhaltestelle und das ehemalige Postgebäude auf dem Bahnhofsvorplatz ist Teil der Planungen. Den an prominenter Stelle stehenden, aber optisch nicht sehr ansprechenden Postbau zu versetzen, sei aufgrund der Leitungsrechte nicht möglich, sagte Steimle. Das planerische Augenmerk soll daher auf die zukünftige Fassadengestaltung gelegt werden. Auch für den Zugang zum Tiefbunker haben die Architekten bereits verschiedene Entwurfsvarianten, die diesen Bereich optisch aufwerten sollen, in der Schublade liegen.

Da entwickele sich etwas in Feuerbach: „Wir freuen uns darauf“, sagte SPD-Stadtrat Hans H. Pfeifer. Gabriele Munk (Grüne) betonte, dass eine Aufbruchstimmung zu spüren sei. Jürgen Zeeb (Freie Wähler) schlug vor, die Beseitigung und Sprengung des Schornsteins auf dem Schoch-Gelände als Event zu gestalten. Baubürgermeister Hahn sagte, ursprünglich habe man den Fabrikschlot erhalten wollen, doch der Untergrund sei so verseucht, dass dies nicht möglich gewesen sei. Ralph Schertlen von den Stadtisten fragte nach, ob es möglich sei, den Bachlauf des Feuerbachs in diesem Bereich an die Oberfläche zu holen. „Das würden wir gern tun, aber er liegt an dieser Stelle sehr tief“, antwortete Hahn.