Integration findet gerade über die Ausbildung von Flüchtlingen statt. Wenn dann ein Asylbewerber - wie in Nürnberg geschehen - aus dem Unterricht geholt wird, um ihn abzuschieben, hat dies viele negative Auswirkungen. Das befürchtet zumindest der Schulleiter.

Nürnberg - Der Polizeieinsatz an einer Nürnberger Berufsschule zur Abschiebung eines jungen Afghanen hat nach Einschätzung des Schulleiters „viel Integrationsarbeit“ zerstört. Im Unterricht werde das Thema Flucht und Integration immer wieder thematisiert. „Das Verhalten der Polizei war da extrem kontra-produktiv“, sagte der Direktor der Berufsschule 11, Michael Adamczewski der Deutschen Presse-Agentur.

 

Kurz nach Schulbeginn waren am Mittwoch Polizeibeamte in die Schule gekommen, um den 20 Jahre alten Asef N. abzuholen. Er sollte noch am selben Abend mit dem Flugzeug in seine Heimat abgeschoben werden. Mitschüler setzten sich vor den Streifenwagen, hinderten die Beamten an der Abfahrt. Danach kam es zu tumultartigen Szenen mit bis zu 300 Demonstranten. Das örtliche Amtsgericht lehnte am Donnerstag die von der Zentralen Ausländerbehörde der Regierung von Mittelfranken beantragte Abschiebehaft ab. Asef N. ist deshalb wieder auf freiem Fuß.

Die Sitzblockade sei von der Schülermitverantwortung (SMV) ausgegangen, berichtete Adamczewski. „Dazu gehört hohe Courage.“ Der Schulsprecher habe die Aktion beenden wollen und den Mitschülern zugerufen, den Streifenwagen freizugeben. Danach seien Polizeibeamte aber auf die Schüler eingestürmt. „Die Situation hätte auch ganz anders, friedlich beendet werden können.“ Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat die linksautonome Szene verantwortlich gemacht. Personen aus der linkextremistisch-autonomen Szene hätten gezielt die Polizei angegriffen.

Adamczewski beschrieb Asef N. als zuverlässigen Schüler. Er habe an diesem Freitag einen Probetag bei einem Schreinerbetrieb absolvieren wollen, um eine Lehre beginnen zu können. Der 20-Jährige hat dem Schulleiter zufolge 7000 Euro an Schleuser bezahlt, um nach Deutschland zu kommen. Seine Flucht im Jahr 2012 dauerte zwei Monate. „Er will arbeiten, damit er seinen Unterstützern etwas zurückzahlen kann, die ihm das Geld damals geliehen haben.“

Der Afghane soll bei dem Polizeieinsatz mit Rache gedroht haben. Als Polizisten ihn von einem von Demonstranten umstellten Streifenwagen in ein in der Nähe stehendes Polizeifahrzeug bringen wollten, habe er wütend gerufen: „Ich bin in einem Monat wieder da. Und dann bringe ich Deutsche um“, hatte der Nürnberger Polizeidirektor Hermann Guth am Donnerstag berichtet.

„So eine Aussage, wenn sie gefallen ist, muss man natürlich im Kontext der Situation sehen“, sagte Adamczewski. Der junge Afghane habe drei Stunden in einem aufgeheizten Streifenwagen verbracht, um ihn herum die Tumulte.

Am Freitag wollen die Berufsschüler um 15 Uhr gegen die Abschiebepraxis der bayerischen Staatsregierung demonstrieren.