Karola Schweikert leitet eine der wenigen selbstständigen Volkshochschulen im Kreis. Nun geht sie in den Ruhestand.

Korntal-Münchingen - Das allerletzte Programm, das Karola Schweikert gestaltet, ist bezeichnend: „Auszeit, Umstieg und Neustart“ hat es die Leiterin der Volkshochschule (VHS) in Korntal genannt. Wenn das Programm im neuen Semester im September an den Start gehen wird, wartet auch auf die 63-Jährige ein ganz neuer Lebensabschnitt. Nach fast einem Viertel Jahrhundert verabschiedet sich die gebürtige Leonbergerin, heute sesshaft in Münchingen, Ende August in den Ruhestand.

 

Wenn Schweikert auf ihre 24-jährige Karriere in der Erwachsenenbildung zurückblickt, kommt ihr alles „schon etwas ungewöhnlich“ vor. Nach dem Studium der Haushaltswirtschaft an der Universität Hohenheim, zog es sie fünf Jahre nach Bad Soden bei Frankfurt, wo sie als Personalreferentin in einer Senioreneinrichtung arbeitete. Anschließend kehrte sie ins Schwabenland zurück, fing als Kursleiterin in der VHS in Winnenden an (heiß nachgefragt sei ihr Kurs „Rationelle Haushaltsführung – auch mit Kindern?“ gewesen) und kam im Juni 1993 durch Zufall an die VHS in Korntal. „Ich hatte mich für die Fachbereichsleitung beworben“, sagt Schweikert, „Für die Stelle war aber eine Lehramtslaufbahn notwendig, und die hatte ich nicht vorzuweisen.“ Zufällig wurde zu derselben Zeit die Leitungsstelle frei, für die sie sich dann erfolgreich bewarb.

Das kritischste Jahr war 2014

In all den Jahren sei der Job nie leicht gewesen: „Als ich anfing, gab es nicht mal ein EDV-System. Alles wurde mit der Hand am Arm gemacht“, sagt sie. Schweikert hat zudem nichts Geringeres geleistet, als die Einrichtung, die in all den Jahren immer wieder auf der Kippe stand, am Leben zu erhalten. „Seit ich hier bin hatten wir mit den Finanzen zu kämpfen“, sagt sie.

Das wohl kritischste Jahr sei 2014 gewesen. Die VHS war dringend auf Zuschüsse der Stadt angewiesen. Mit den bisherigen Zuwendungen in Höhe von jährlich rund 50 000 Euro, weiteren Finanzspritzen vom Kreis und vom Land und den Einnahmen aus dem Kursangebot konnte man sich nicht mehr über Wasser halten. „Wir haben von unseren Rücklagen gelebt“, sagt Schweikert. Erst als der Gemeinderat jährlich 30 000 Euro mehr bewilligte, war der Fortbestand als eigenständige VHS gesichert. Ohne das Geld hätte sich die VHS aufgelöst und die Weiterbildung in der Stadt der Schiller-Volkshochschule des Landkreises überlassen. Schweikert weiß, dass es ohne die Hilfe des Bürgermeisters Joachim Wolf nicht geklappt hätte. „Er hat sich für uns eingesetzt und immer wieder betont, wie wichtig eine eigenständige Volkshochschule für unsere Stadt ist“, sagt Schweikert.

Die VHS war wie ein drittes Kind

Nach all der Zeit geht die scheidende Leiterin mit einem „Gefühl der Erleichterung“. Für die Mutter von zwei Söhnen sei die VHS wie ihr drittes Kind gewesen. „Nach 24 Jahren loslassen zu können, fühlt sich gut an.“ Konkrete Pläne für den Ruhestand hat Schweikert noch nicht. „Erst einmal abschalten, und zu Hause aufräumen.“ Vielleicht bleibt sie der VHS auch noch als Kursleiterin erhalten. Aber daran will Schweikert noch nicht denken. „Ich freue mich erst einmal, dass meine Nachfolgerin neuen Schwung in den Laden bringt.“