Kurz nach seinem Ausstieg bei Borussia Dortmund verkündet Jürgen Klopp, er wolle nun eine Pause einlegen. Völlig unklar bleibt dabei aber, wie lange diese Pause ausfallen wird.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Dortmund - Natürlich achtet auch Klaus Allofs, der Manager des frischgebackenen Pokalsiegers VfL Wolfsburg, den einstigen Dortmunder Trainer Jürgen Klopp als einen Experten par excellence. Andererseits hat es den 58-Jährigen aber schon mächtig genervt, dass der „Kloppo“-Abgang speziell im Vorfeld des Berliner Cupfinales alle anderen Aspekte überlagert hatte. „Man kann ein Thema auch emotional überfrachten“, kritisierte Allofs.

 

Nachdem er tief in der Nacht zum Sonntag im Berliner Club Kraftwerk nach der ebenso schmerzvollen wie gerechtfertigten 1:3-Niederlage seine definitiv letzten Worte als BVB-Coach gesprochen hatte, schien das Thema Jürgen Klopp dann tatsächlich fürs Erste erfolgreich abgearbeitet. Die Ruhe aber erwies sich als eine trügerische, und vor allem kurzlebige: Diesmal aber sorgten nicht die Journalisten, sondern der Ex-Trainer selbst dafür, dass die Debatte um die Causa Klopp neu befeuert wird.

Über seinen Berater Marc Kosicke und dessen PR-Agentur Projekt B ließ der 47-Jährige nämlich am Montag um die Mittagszeit an die Deutsche Presse-Agentur sowie an den Sportinformationsdienst folgendes Statement mit der Bitte um Verbreitung verschicken: „Ich werde bis auf Weiteres eine Pause einlegen. Nach sieben intensiven und emotionalen Jahren ‚Echter Liebe‘ halte ich es für sinnvoll, die unzähligen Erinnerungen zu verarbeiten, bevor ich mit meinem Trainerteam frisch und hoch motiviert eine neue Aufgabe übernehme“, erklärte das Klopp-Lager.

Ein Statement, das viele Fragen offen lässt

Klar ist nach der Lektüre dieser Sätze aber nur, dass eigentlich nichts klar ist, denn vor allem die Passage „bis auf Weiteres“ lässt reichlich Luft für neuerliche Spekulationen über die Zukunft Klopps, der bei seiner ersten Abschiedsankündigung am 15. April noch erklärt hatte, er sei „alles, aber nicht müde. Ein Sabbatical ist nicht angedacht – und wie ein freies halbes Jahr heißt, das weiß ich nicht“, das hatte der gebürtige Stuttgarter damals gesagt.

Warum also nun der Schritt an die Öffentlichkeit mit der Ankündigung einer Pause, deren Ende schon morgen, aber auch erst in einem Jahr erfolgen kann? Mehrere Gründe sind denkbar: dass Jürgen Klopp a) nicht mehr ständig über seine Zukunft befragt werden will, um in Ruhe die Angebote zu sondieren (zuletzt war er hartnäckig mit dem FC Liverpool in Verbindung gebracht worden); dass er b) keine Offerte vorliegen hat und damit auch den Clubs aus der zweiten europäischen oder gar nationalen Reihe signalisieren will, noch verfügbar zu sein.

Möglich ist aber auch Variante c), wonach Jürgen Klopp zwar ein konkretes Angebot für die Zukunft vorliegt – dieser Job aber nicht sofort frei ist. So darf fortan also auch darüber spekuliert werden, ob der Ex-BVB-Kulttrainer möglicherweise zeitnah beim FC Bayern anheuert, und zwar spätestens im Sommer 2016, wenn der Vertrag von Pep Guardiola ausläuft. Oder im Falle eines schlechten Saisonverlaufs für den Katalanen sogar schon früher?

Variante d) beschäftigt sich mit der Möglichkeit, dass Klopp durch die Anstrengungen der vergangenen Wochen mit Liga-Endspurt, Pokalfinale und dem Rummel um seine Person nun tatsächlich zu berufsmüde oder emotional zu stark angefasst ist, um sofort als Chefcoach weiterzumachen. Hätte er aber in diesem Fall so kurz nach dem letzten Saisonspiel bereits die Medienwelt wieder an sich erinnert?

Hecking beruhigt: Er ist ja nicht aus der Welt

„Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie Leere verspürt. Mein Kopf ist eher immer zu voll“, sagte Jürgen Klopp noch direkt nach dem Finale von Berlin, es war die dritte Niederlage im vierten Endspiel (dreimal DFB-Pokal, einmal Champions League) während seiner Dortmunder Zeit. Danach war Dieter Hecking aufs Podium geklettert. „Wir sollten nicht so viel Rummel um den Jürgen machen“, fand der Wolfsburger Coach, „er ist ja nicht aus der Welt, sondern kommt bald wieder.“