Er war FDP-Fraktionssprecher, und er war Frisch-Auf-Präsident. Jetzt verlässt ein Liberaler, der sich stets in die Pflicht nehmen ließ auch das Stadtparlament.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Kiloweise Vorlagen lesen muss Rolf Daferner jetzt nicht mehr. In der letzten Sitzung des Göppinger Gemeinderates vor der Sommerpause verabschiedet sich der langjährige frühere Vorsitzende der Fraktion aus FDP und Freien Wählern, der dem Gremium 29 Jahre lang angehörte.

 

Sein Elternhaus war politisch eher links

„Die 30 Jahre bedeuten mir nichts, die muss ich nicht voll machen“, erklärt der Lokalpolitiker, der sich von seinem politischen Ziehvater, dem im vergangenen Jahr verstorbenen Göppinger Ehrenbürger Heinrich Zeller, zu den Liberalen lotsen ließ. „Eigentlich wollte ich lieber zur SPD“, erinnert sich Daferner, der aus einem politisch eher links gelagerten Elternhaus stammt. Solche Erinnerungen lassen bei Daferner beim Gespräch im Freibad Jebenhausen immer wieder ein spitzbübisches Lächeln übers Gesicht huschen.

Aber getreu dem Motto, wenn man mal gewählt ist, „macht man es recht und fertig“, sei er das politische Mandat pragmatisch angegangen. Dabei habe er die Modernisierung der Göppinger Stadtmitte, den Bau der EWS-Arena und die Konversion der Cooke Barracks zum Gewerbe- und Wohnstandort Stauferpark gleichermaßen mitgetragen. Außerdem kämpfte der populäre Jebenhausener zehn Jahre lang für das umstrittene Baugebiet „Am Berg“ in Faurndau und beteiligte sich am Einigungsverfahren zwischen dem Göppinger Schlachthofbetreiber und der Klinik Christophsbad zum Bau der neuen Jugendpsychiatrie.

Seine 83 Lenze nimmt man ihm kaum ab

Ohne besonders zu kokettieren berichtet Daferner, dass ihm viele seine 83 Lenze nicht abnehmen wollen. Das ist auch kein Wunder, immerhin kommt der dienstälteste Stadtrat auffallend agil daher. Täglich zehn Bahnen schwimmen und drei Mal pro Woche Krafttraining im Sportstudio – so lautet Daferners Rezept dafür. Und für den Badespaß muss er sich nicht einmal ins Auto setzen – das vom Göppinger Schwimmverein betriebene Freibad Jebenhausen, in dem er sich jahrelang als Badeaufsicht engagierte, liegt nur einen Katzensprung von Daferners Wohnung entfernt.

Sportlich war der gelernte Schriftsetzer und Druckingenieur schon immer. Jahrzehntelang hielt er der Göppinger Druckerei Jungmann – zuletzt als Prokurist – die Treue. Nach einer frühen Episode als Turner, fing er als Frisch-Auf-Handballer Feuer. Den Grün-Weißen hält er seit 58 Jahren in unterschiedlichsten Funktionen die Stange. Daferner war Schülerturnwart, Öffentlichkeitsarbeiter, Festschrift- und Buchautor sowie langjähriger Vereinspräsident. Und weil der Sportfunktionär überzeugt davon ist, dass Jugendliche heute mehr denn je Halt bräuchten, organisierte er Jugendfreizeiten und Sprachferien.