Wenn das Haustier stirbt, stehen Besitzer vor der Frage: Wohin mit dem Kadaver? Es bleiben der Garten, der Container oder der Tierfriedhof.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stuttgarter Norden - Seppel musste seine Freiheit mit dem Leben bezahlen. Der kleine Kater kam bei einem seiner nächtlichen Streifzüge buchstäblich unter die Räder. Für den grauen Streuner kam jede Hilfe zu spät. Nun heißt es für die Besitzer, von ihrem lieb gewonnenen Gefährten Abschied zu nehmen. Eine Entscheidung, vor der früher oder später wohl alle Frauchen und Herrchen einmal stehen. Die Möglichkeiten der Bestattung sind vielfältig und hängen vom Geschmack und Geldbeutel ab.

 

„Wenn das Tier bei einem Tierarzt verstirbt oder eingeschläfert werden muss, hat man die Möglichkeit, es dort zu lassen, was meist eine kleine Gebühr kostet“, sagt der Stuttgarter Amtstierarzt Thomas Stegmanns. Dort kümmere man sich dann um die Entsorgung des Kadavers. In der Regel werden die Tiere in einer Kühlbox zwischengelagert und bei Gelegenheit zur Kleintierkadaver-Sammelstelle an die Wartbergstraße im Stuttgarter Norden gebracht, der einzigen im Stadtgebiet.

Dorthin können Haustierbesitzer ihre toten Tiere auch selbst bringen und kostenlos abgeben – allerdings ist das nicht jedermanns Sache. Der weiß geflieste Vorraum wirkt abweisend und anonym, das Hinweisschild fordert nüchtern: „Legen Sie die Tierkörper nur ausgepackt in den Container . . .“ Und der Container ist mitunter gut gefüllt. Es werden dorthin ja auch überfahrene Wildtiere gebracht. Vom Geruch ganz zu schweigen. Denn je nach Menge und Temperatur riecht es in der Kammer mehr oder minder nach Tod und Verwesung. „Der Lagerraum ist zwar gekühlt, doch lässt sich das Austreten von Körperflüssigkeiten nicht immer vermeiden“, sagt Stegmanns. „Den Geruch bekommt man nie ganz weg.“ Ein Ambiente also, dass den ohnehin traurigen Besitzern durchaus aufs Gemüt schlagen kann.

Und das ist noch nicht alles: Die gesammelten Kadaver werden von Mitarbeitern der Tierkörperbeseitungsanstalt (TBA) abgeholt und in einer Anlage zermahlen. Ein Teil werde zu Industriefett verarbeitet, der Rest werde verbrannt. „Früher hat man Teile aus der Stuttgarter Anlage auch zu Tierfutter verarbeitet, das macht man seit BSE nicht mehr“, sagt Stegmanns, der allerdings auch die Vorteile der Sammelstelle sieht: „Nicht jeder Halter möchte oder kann es sich leisten, sein Tier auf einem Tierfriedhof zu bestatten.“ Und fortschrittlich sei die Sammelstelle vor allem aus Sicht der Seuchenverhütung: „Vor dem Jahr 1900 gab es vor den Stadttoren nur die so genannten Wasenplätze – dort wurden Kadaver verendeter Tiere einfach auf einen Haufen geworfen.“ Ein idealer Herd zur Verbreitung von Krankheiten.

Einen würdevolleren Abschied bietet der Stuttgarter Tierfriedhof in Möhringen. „Den Tierfriedhof gibt es seit 15 Jahren“, sagt Betreiber Rolf Bohler. „Der Friedhof ist mehr als nur Bestattungsort, hier finden die Leute auch Trost und knüpfen Kontakt zu anderen, die um ihr Haustier trauern.“ Die 6500 Quadratmeter große Einrichtung habe seinerzeit zu den ersten ihrer Art in Deutschland gehört. „Mittlerweile gibt es etwa 130 Stück im Bundesgebiet, beispielsweise in Esslingen und Kornwestheim.“

Wer Hund, Katze oder Maus bei Rolf Bohler beerdigen lassen will, muss mehr oder weniger tief in die Tasche greifen. Je nach Aufwand, Grabgröße und Mindestliegezeit reicht die Bandbreite von 130 bis 1200 Euro. „Hier liegen Kanarienvögel, Kaninchen und Katzen. Gut die Hälfte der Tiere sind Hunde, es gibt aber auch Schlangen, Schildkröten und eine Gans.“ Lediglich Huftiere dürften auf dem Friedhof nicht beerdigt werden aus Seuchenschutzgründen. Sie müssen ebenso in die TBA wie landwirtschaftliche Nutztiere.

Schweren Hund einäschern: 229 Euro

Wenn Tiere verbrannt werden sollen, wendet sich Bohler an ein Krematorium in Aldingen. Dort befindet sich die nächstgelegene Tierkremierungsanlage. Wer dort sein Haustier einäschern möchte, zahlt nach Kilogramm. Kleintiere, Vögel und Nager bis zu einem Kilo kosten knapp 60 Euro, danach entsprechend mehr. Für Hunde über 55 Kilo werden 229 Euro fällig, mit „Ascherückführung“ 380 Euro. Ebenfalls im Angebot: passende Urnen aus Messing, Kupfer oder Alabaster, je nach Geschmack auch mit Pfotendesign.

„Generell ist es aber auch erlaubt, seine Haustiere, bis Hundegröße, auf dem eigenen Grundstück zu beerdigen“, erklärt Amtstierarzt Stegmanns. Vorausgesetzt, die Fläche befindet sich nicht in einem Wasserschutzgebiet und das Tier ist nicht an einer ansteckenden Krankheit verstorben. Das Loch sollte man so tief graben, dass der Kadaver nicht von Füchsen oder Wildschweinen ausgegraben werden kann.

Kater Seppel übrigens, liegt im Garten.