Er liebt die Choräle von Johann Sebastian Bach, aber auch die große Oper. Tobias Horn hat 15 Jahre lang die Karlshöher Kantorei geleitet. Am Sonntag verabschiedet er sich mit einem Konzert in der Friedenskirche.

Ludwigsburg - Er liebt die Choräle von Johann Sebastian Bach, aber auch die große Oper. Das ergänze sich ganz hervorragend, glaubt Tobias Horn. Vor allem die italienischen Meister Giuseppe Verdi oder Giacomo Puccini könnten einen Kirchenmusiker lehren „über den Tellerrand hinauszusehen“. Das war eines der Ziele, die der Kirchenmusiker seit 2002 in seinen großen Auftritten mit der Karlshöher Kantorei angestrebt hat. Nun gibt Tobias Horn das Amt des Chorleiters ab. Die Mehrfachbelastung ist ihm zu groß geworden. „Ich möchte mal wieder durchatmen“, sagt der 46-Jährige, der zugleich Kantor in Besigheim ist und der auch international als Organist auftritt.

 

Erinnerungen an die Orgel

Schon als Kind habe er regelmäßig Konzertluft geschnuppert, sein Vater war ehrenamtlicher Organist in einer Kirche in Mutlangen, wo Tobias Horn 1970 geboren ist. „Meine frühesten Erinnerungen haben mit dem Neubau der großen Orgel zu tun“, sagt der 46-Jährige. „In dieser Kirche hat es auch Orgelkonzerte von Gastmusikern gegeben, die waren dann auch immer bei uns zu Hause.“ So betrachtet, sei es nur folgerichtig gewesen, dass er nach dem Abitur an der Stuttgarter Hochschule für Musik Kirchenmusik studiert habe.

Und obwohl er bereits seit dem Jahr 2000 seine Festanstellung in Besigheim hatte und seit 2002 als Kantor an der Karlshöhe verpflichtet war, hat er einfach weiterstudiert. Und zwar in Lyon und in Den Haag. „Das war sehr befruchtend“, sagt Horn. Auf diese Weise habe er gelernt, dass man Partituren auf völlig unterschiedliche Weise lesen könne und dass die analytisch-intellektuelle Herangehensweise an die Musik nur eine von vielen ist.

So habe er etwa erfahren, dass die Franzosen stärker in der Barockmusik wurzeln und dass sich davon eine größere Sensibilität und Feinheit ableite. Die Studien in den Niederlanden wiederum hätten sein Verständnis von Stimme und Gesang beeinflusst. „Hier habe ich viel über den Umgang mit dem Atem gelernt“, sagt Horn.

Die 90 Sänger und Sängerinnen der Karlshöher Kantorei haben davon profitiert. Bei jährlich zwei bis drei großen Konzerten – meist in der Friedenskirche – und diversen Kantatengottesdiensten konnten sie dem Ludwigsburger Publikum demonstrieren, wie die Romantische Subjektivität und die Bach’sche Religiosität klingen können. Zu den herausragenden Ereignissen im Konzertreigen der Kantorei in den vergangenen 15 Jahren zählt Horn zwei Aufführungen des Verdi-Requiems, eine von Bachs „Matthäuspassion“ sowie eine des „Elias“ von Mendelssohn.

Musik von Bach und Mendelssohn

Für das Abschiedskonzert am Sonntag in der Friedenskirche hat er zwei Werke ausgewählt, die er schon einmal in seiner Anfangsphase als Leiter der Kantorei eingeübt hatte: Wolfgang Amadeus Mozarts „c-Moll-Messe“ und die Bach-Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“.

Die Entscheidung habe er sich nicht leicht gemacht, der Abschied falle ihm schwer. „Wenn man ernsthaft mit einem Chor zusammenarbeitet, dann entstehen auch intensive zwischenmenschliche Beziehungen“, sagt Horn. Andererseits sei es jedoch auch wichtig, den richtigen Zeitpunkt für das Ende zu finden – „bevor eine Sache überreif wird“. Wichtig für die Entscheidung sei gewesen, dass er wieder mehr Zeit für sein Privatleben haben möchte. „Ich habe einen dreijährigen Sohn“, sagt er, „und ich möchte sehen wie er aufwächst.“