Bei der Verabschiedung des langjährigen W&W-Chefs Alexander Erdland geht es auch um die die Digitalisierung. Welche Antworten die Politik auf diese Herausforderung hat, fragte StZ-Chefredakteur Joachim Dorfs Finanzstaatssekretär Michael Meister.

Stuttgart - Als Antwort auf den gewaltigen Veränderungsdruck, der durch Globalisierung und Digitalisierung entsteht, will die Politik stärker die Weiterbildung in den Blick nehmen. „Wir dürfen über Qualifizierung von Arbeitnehmern nicht erst nachdenken, wenn sie arbeitslos geworden sind, sondern wenn sie einen Arbeitsplatz haben“, sagte Michael Meister (CDU), Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, anlässlich der offiziellen Verabschiedung des langjährigen W&W-Chefs Alexander Erdland. Im Podiumsgespräch mit Joachim Dorfs, Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, sagte Meister, er fürchte, dass ein ArbeitslosengeldQ für ältere Beschäftigte zu einer Frühverrentung zu Lasten der Arbeitslosenkasse führen werde. Der demografische Wandel würde verlangen, dass wir länger arbeiteten und nicht Anreize in die gegenteilige Richtung setzten. ArbeitslosengeldQ steht für geförderte Weiterbildung von Arbeitslosen und ist eine Forderung der SPD. Auf die Frage, ob in den USA das Casino an den Finanzmärkten wieder eröffnet werde, sagte Meister, er hoffe, dass die Sicherheiten, die nach der Finanzkrise eingebaut wurden, bestehen blieben. „Wir sollten die Stabilität des Finanzsektors nicht in Frage stellen.“

 

Erdland: Wir brauchen eine Zinswende

In seiner Abschiedsrede vor 200 geladenen Gästen aus Wirtschaft und Politik in der Alten Reithalle des Hotels Maritim in Stuttgart sagte Erdland: „Wir brauchen eine erkennbare Zinswende hin zur Normalität, um eine Basis zu schaffen für Ersparnis und Altersvorsorge für Millionen Menschen in unserem Land.“ Erdland stand zehn Jahre lang an der Spitze des Finanzkonzern Wüstenrot&Württembergische, ehe er zum Jahreswechsel 2016/2017 den Stab an seinen Nachfolger Jürgen Junker weiterreichte. Der 65-Jährige hat in seiner Amtszeit den W&W-Konzern, der im Wesentlichen aus einer Bausparbank und einer Versicherung besteht, saniert und neu aufgestellt. Er verordnete dem Konzern mehrere Programme zur Steigerung der Ertragskraft und zur Senkung der Kosten. Das führte zu einem „rundum erneuerten Unternehmen“, wie Aufsichtsratsvorsitzender Hans Dietmar Sauer betonte. Seit 2012 ist Erdland zudem Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Jürgen Junker ist seit wenigen Wochen Chef des Finanzkonzerns. Der 47-Jährige sagte, er wolle als Neuer an der Spitze nicht alles auf den Kopf stellen. Die Digitalisierung betrachte er als riesige Chance, doch dazu müsse die Veränderungswilligkeit im Unternehmen erhöht werden.