Er gilt nicht nur als engagierter Professor, sondern genießt auch über die Stadtgrenzen hinaus fachliches Ansehen. Der Stadtplaner Franz Pesch verabschiedet sich von der Uni Stuttgart, der Stadt aber bleibt er erhalten.

Stuttgart - Der größte Hörsaal im K I war voll, als der Städtebauer Franz Pesch am Donnerstagabend seine Abschiedsvorlesung hielt – schon am Andrang ließ sich ablesen, dass Pesch nicht nur an der Architekturfakultät der Universität Stuttgart als engagierter Professor geschätzt wurde, sondern auch weit über die Stadtgrenzen hinaus fachliches Ansehen genießt. Mit zahlreichen Wettbewerbserfolgen hat er seine Kompetenz in der Praxis der Stadtplanung bewiesen. Allein in Stuttgart stammen die Masterpläne für den Killesberg, das Rosensteinviertel und den Neckarpark aus seinem Büro. Daneben ist er als Gutachter und Berater tätig, Mitglied in mehreren Gestaltungsbeiräten, gefragter Preisrichter in Wettbewerbsjurys und – nicht zuletzt – auch Mitglied im Städtebauausschuss des Stuttgarter Gemeinderats.

 

Seine letzte Vorlesung als Lehrer an der Stuttgarter Architekturfakultät widmete sich unter dem Titel „Die Stadt als Entwurf“ einem zentralen Dauerbrenner der Stadtplanungsdiskussion: Ist Urbanität, also eine lebendige, vielfältig genutzte und nutzbare Stadt, planbar? Einige namhafte Vertreter des Fachs meinen: Nein. Pesch meint: Ja, aber es ist anstrengend. Und diese Botschaft richtete sich mehr oder weniger direkt auch an die Stadt Stuttgart. Entscheidend sei die Schnittstelle zwischen „schönem Plan“ und „realer Stadt“. Politik und Verwaltung müssten programmatisch und bis zum Ende eines Projekts auf die Entstehung urbaner Qualitäten hinarbeiten, und das erfordere eben weit mehr Einsatz, als einen städtebaulichen Wettbewerb auszuschreiben und dann ein Investitionsvorhaben auf die Beine zu stellen.

Das Europaviertel ist ein Negativbeispiel

Am Vorbild anderer Städte zeigte Pesch auf, dass es ein erprobtes Instrumentarium gibt, die Stadt vor Sterilität, Monotonie und überdimensionalen Klötzen zu bewahren, etwa mit einem Programm wie in Wien, das die öffentliche Nutzung der Erdgeschosse vorschreibt: für Läden, Gastronomie, Kitas und alles, was einem Nutzungsmix in den Quartieren dient. Für ebenso wichtig hält Pesch die kleinteiligere Parzellierung. Positivbeispiel: der Stuttgarter Westen. Negativbeispiel: das Stuttgarter Europaviertel. In den USA, wo rund 500 Shoppingcenter leer stehen, gehe der Trend inzwischen übrigens weg von den „Walfischen“.

Abschiedsvorlesung bedeutet für Franz Pesch jedoch nicht Abschied von Stuttgart. Sein Büro am Neckar behält er bei, ebenso will er sich weiter im Städtebauausschuss einmischen. Gut für Stuttgart!