Dem CDU-Landeschef Thomas Strobl geht die Entscheidung über eine Einführung der „Ehe für alle“ zu schnell. Man dürfe die Neudefinition eines Jahrtausende alten Instituts nicht im „Schlussverkauf“ durchpeitschen.

Stuttgart - Baden-Württembergs Innenminister und CDU-Landeschef Thomas Strobl hat vor Hektik bei einer möglichen Abstimmung über die völlige Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe gewarnt. Er habe kein Verständnis dafür, wenn ein so ernstes Thema quasi „im Schlussverkauf des Deutschen Bundestags einmal geschwind auch mit erledigt wird“, sagte er am Dienstag in Stuttgart. Es gehe schließlich um eine Neudefinition eines Jahrtausende alten Instituts. Damit reagierte er auf Forderungen der SPD und der Grünen, den Bundestag noch in dieser Legislaturperiode entscheiden zu lassen.

 

Hintergrund ist die Äußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dass der nächste Bundestag ohne Fraktionszwang darüber abstimmen könnte, die Ehe für alle zu öffnen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) befürwortete das: „Das ist vielleicht keine schlechte Lösung.“ Er sei sicher, dass die Ehe für alle eine große Mehrheit im Bundestag finde, wenn der Fraktionszwang falle. Als gläubiger Katholik stehe er in der Frage der Gleichstellung von hetero- und homosexuellen Lebensgemeinschaften seit Jahren in Opposition zu seiner Kirche. Ungeachtet von religiösen Fragen könne es nicht Aufgabe eines liberalen Verfassungsstaates sein, Bürgern eine Lebensweise zu verweigern, die anderen gar nicht schade.

Strobl sagte, er selbst habe stets dafür plädiert, dass alle Diskriminierungen gleichgeschlechtlicher Partnerschafen gegenüber der Ehe beseitigt werden. Eine Abstimmung ohne Fraktionszwang sei sinnvoll, denn die Öffnung der Ehe für alle sei doch eine höchstpersönliche Frage, eine Frage des Gewissens.