Die größten Unterschiede bei Schülern des achtjährigen und des neunjährigen Gymnasiums gibt es in Latein und Englisch.

Stuttgart - Kultusministerin Marion Schick (CDU) sieht bei der gemeinsamen Kursstufe im Land keinen Anlass für flächendeckende Intervention. "Strukturell ist kein Eingriff nötig", sagte Schick bei der Präsentation der Stichprobe zu möglichen Leistungsunterschieden von Schülern des achtjährigen und des neunjährigen Gymnasiums, die in gemeinsamen Kursen auf das Abitur im Jahr 2012 vorbereitet werden. Die Stichprobe hat das Ministerium nach Beschwerden des Landeselternbeirats (LEB) erheben lassen.

Die Auswertung der Halbjahreszeugnisse von 7800 Schülern an 45 von knapp 400 öffentlichen Gymnasien ergab auf der 15-Punkte-Skala eine durchschnittlich Abweichung von 0,44 Punkten. Damit waren die Schüler des neunjährigen Gymnasiums nicht einmal einen halben Punkt besser als ihre jüngeren Mitschüler. Am deutlichsten war die Abweichung in Latein, mit einer Differenz von 0,92 Notenpunkten, gefolgt von Englisch mit 0,65 und Physik mit 0,60. In Biologie gab es keinerlei Unterschiede. Selbst wenn sich bis zum Abitur im kommenden Jahr gar nichts mehr ändern würde, wären die G8-Schüler nur um ein Zehntel schlechter in der Abschlussnote, sagte Schick. Die Durchschnittswerte sind das eine. Zwischen den Schulen zeigten sich jedoch zum Teil erhebliche Unterschiede. Das ergaben auch Gespräche mit rund 100 Schulen, die das Kultusministerium zusätzlich zu der Stichprobe geführt hat. An Schulen, die ihre Kursstufenlehrer aktiv darauf vorbereitet hätten, sich auf unterschiedliche Schüler einzustellen, hätten die G8-Schüler sogar besser abgeschnitten als ihre älteren Klassenkameraden, sagte Schick. "Der Erfolg liegt in der Vorbereitung der Fachschaften", meint die Ministerin. Sie wird eine Eingreiftruppe aus Schulreferenten der Regierungspräsidien an die Schulen schicken, an denen sich große Leistungsunterschiede gezeigt haben.

Schick forderte Eltern auf, den Landeselternbeirat über Abweichungen zu informieren. Sie bekräftigte erneut, "es darf keinerlei strukturellen Nachteile für G8ler geben". Entscheidend sei die Unterrichtsqualität. An manchen Schulen müsse noch Überzeugungsarbeit geleistet werden, eventuell müsse der Unterricht "gezielt individualisiert" werden. Das Land sei bereit, die Schulen "flexibel zu unterstützen". Der LEB beklagt, dass der für die beiden Jahrgänge gültige Schnittmengenlehrplan nicht an allen Gymnasien korrekt umgesetzt werde. Der Unterrichtsstoff unterscheide sich teilweise erheblich. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert, die Lehrer seien unzureichend fortgebildet worden. Die Stichprobe sei nur vermeintlich beruhigend. Die SPD mahnt, schon ein geringer Notenunterschied könne über die Vergabe von Studienplätzen entscheiden.