Schon bei stockendem Verkehr auf Autobahnen sollen Autofahrer zwischen den Kolonnen Platz schaffen für Rettungsfahrzeuge. Bei drei Spuren ist die Rettungsgasse zwischen der linken und mittleren Spur freizuhalten. Die klaren Regeln werden laut ADAC oft nicht beachtet.

Sindelfingen - Seit 1982 gehört die Bildung einer Rettungsgasse zum Sicherheitssystem auf den Autobahnen und ausgebauten Bundesstraßen. „Doch das funktioniert oft gar nicht“, berichtete der Fahrer eines ADAC-Straßenwachtfahrzeuges am Mittwoch in der Raststätte Sindelfinger Wald. „Im schlimmsten Fall nutzen sogar Autofahrer diese Gasse, um selbst rascher voranzukommen.“ In vielen Fällen kommt die Rettungsgasse gar nicht zustande.

 

Deswegen startet der ADAC jetzt eine Informationskampagne, um deutlich zu machen, was Autofahrer bei Staus und stockendem Verkehr beachten sollen. Die Bildung der Fahrspur für Rettungsfahrzeuge ist in Deutschland in der Straßenverkehrsordnung verpflichtend vorgeschrieben. „Nach einem Unfall zählt jede Minute“, betont Dieter Roßkopf, Vorstandsvorsitzender des ADAC Württemberg. Vor allem am Freitagnachmittag vor Pfingsten werden besonders lange Staus erwartet. „Vor allem zwischen 13 und 19 Uhr überlagert sich der Berufsverkehr mit den Urlaubern.“

Schon bei stockendem Verkehr Platz schaffen

Roßkopfs Kollegen, die ständig auf den Autobahnen unterwegs sind, erklärten anschaulich die Fehler vieler Autofahrer. Die denken erst dann daran, Platz zwischen den Kolonnen zu schaffen, wenn sie bereits im Stau stehen. „Viel zu spät“, wurde gesagt, „dann lassen sich die Fahrzeuge kaum noch manövrieren.“ Vielmehr soll bereits bei stockendem Verkehr möglichst weit links oder rechts gefahren werden. Bei drei Fahrspuren in eine Richtung soll die Gasse zwischen der linken und der mittleren Spur Kolonne gebildet werden. Der Standstreifen ist für Krankenwagen oder Polizeifahrzeuge nicht geeignet. Zum einen ist er häufig nicht durchgehend ausgebaut, zum anderen nicht selten durch Pannenfahrzeuge blockiert. Wenn Autofahrer Platz geschaffen haben, vergessen sie mitunter, darauf zu achten, ob einem Wagen mit Blaulicht noch weitere folgen.

In diesen Tagen beginnen die ADAC-Stauberater wieder bis zum Ende der Sommerferien mit ihrem Dienst. Das Einsatzgebiet der fünf Stauberater des ADAC Württemberg umfasst die A 8, die A 6, die A 81 und die A 831. Gefahren wird meistens freitags, samstags und sonntags. Es sind ehrenamtliche Motorradfahrer, die ihren Einsatz meist seit vielen Jahren als sinnvolle Freizeitbeschäftigung sehen. Ihre Aufgabe ist es in erster Linie, im Stau stehenden Autofahrern Tipps für die Weiterfahrt zu geben. Aber sie sind auch als Helfer im Einsatz und holen Sprit an der nächsten Tankstelle oder reichen vor allem Kindern Erfrischungsgetränke.

Für den Regen gut gerüstet

„Natürlich sind wir bei jedem Wetter unterwegs“, sagte Uwe Richardz neben seiner brandneuen Leasing-BMW 1200 RT. Bei Regen zu fahren, das mache ihm gut gerüstet mit atmungsaktiver Kleidung nichts mehr aus. „In den 1990er Jahren hatten wir Überziehklamotten aus Gummi“, erzählt er lachend, „da waren wir am Körper nass, ganz unabhängig vom Regen.“ Der Stauberater hört Staumeldungen über das Bordradio. Die einschlägigen Sender sind eingespeichert. Per Rändelrad links am Griff lässt sich die Lautstärke mit dem Daumen variieren. „Bis 120 sind die Meldungen unter dem Helm gut zu hören“, sagt Richardz, „die sind dann so laut, dass die Umgebung mithört.“

Dem ADAC liegen zahlreiche Statistiken vor wie die Staumeldungen je Autobahnkilometer oder die Länge der Kolonnen oder die durchschnittliche Zeit, die Autofahrer in Staus verbringen müssen. Fazit der langen Tabellen: auf seine 1054 Autobahnkilometer umgerechnet ist Baden-Württemberg Spitzenreiter unter den Bundesländern. Und im Vergleich zu 2014 sind die Staus um rund 14 Prozent auf neue Rekordwerte angewachsen. Gründe sind die Zunahme des Verkehrs, aber auch die von Baustellen, sei es für Ausbau oder Sanierungen. Volker Zahn, zuständig beim ADAC Württemberg für Verkehr und Technik, nannte noch einen weiteren Grund für das Stau-Wachstum: „Deutlich mehr Daten über Staus werden erfasst.“